Dicke Trauben für den einzigen fußballtauglichen Wein: Trollinger Foto: dpa

Zum Fußball nur Bier, ist die Devise von unserem Kolumnisten Michael Weier. Sein Vater hat ihn nun eines Besseren belehrt. Trollinger geht auch zum Fußball. Trollinger geht immer!

Stuttgart - Ich träume vom Champagner. Vor dem Turnier in Brasilien habe ich mit meinem Freund gewettet, ich auf den Titel der deutschen Nationalmannschaft, er setzte Brasilien dagegen. Habe ich mir nun paar Flaschen mehr verdient? Ist es womöglich unverschämt, nun Roederer Cristal (einen extrem teueren Champagner) zu fordern?

Warten wir einfach den Sonntag ab, ich werde sehr froh sein, wenn diese Zeit der Biertrinker nun zu Ende geht. Wobei mir mein Vater gesagt hat, zum Fußball gehe keineswegs nur Bier! Trollinger ist in jedem Fall eine taugliche Alternative. Denn: Trollinger geht immer! Im speziellen Fall empfiehlt sich ein Schorle. Das ergibt einen ungefähren Alkoholgehalt von Bier, die Gefahr der gefährlich schnellen Berauschung scheint dadurch gebändigt. Wobei ich in diesem Zusammenhang noch einmal auf die Gebrauchsanleitung meines Vaters zur Herstellung eines Schorle hinweise. Wichtig ist, immer zuerst den Wein ins Glas zu füllen, dann den Sprudel. Wenn zufällig ein bisschen zu viel Wein im Glas ist, trinkt man einfach einen Schluck raus. Wäre zuerst Sprudel drin, ist dies nur schwer vorstellbar.

Grundsätzlich hat mein Vater natürlich immer recht, für mich ist die Lösung aber keine. Ich trinke mein ganz persönliches Schorle: Erst den Sprudel, dann den Wein. Bei der Auswahl von letzterem gibt’s nun mehrere Hilfestellungen. Zum einen den klassischen Trollinger-Wettbewerb in Heilbronn. Dort siegte bei den Originalen das Weingut Faigle aus Vaihingen/Enz. Nett, nur schwierig, da ranzukommen. Ich halte mich da lieber an die Kategorie der Individualisten, dort haben die Weingärtner Cleebronn-Güglingen mit ihrer Edition Herzog Christoph den ersten Platz belegt, den gibt’s in Degerloch beim Getränkehändler meines Vertrauens. Ebenfalls gut erreichbar: Untertürkheim. Denn die Weinmanufaktur lag bei den Weißherbst-Trollinger auf dem zweiten Platz.

Nun gibt’s Menschen, die finden, der Trollinger-Preis ist eher alte Schule. Für die hat nun die Fachzeitschrift Vinum das württembergische Nationalgetränk verkostet – mit internationalem Ansatz. Bei der Probe kam auch Vernatsch aus Südtirol auf den Tisch. Da wir aber eher in der Region einkaufen: Das Weingut Dobler aus Weinstadt macht demnach den besten Trollinger! Das Weingut Armin Zimmerle erhielt nur einen halben Punkt weniger, die drei Fellbacher Weingüter Aldinger, Heid und Schnaitmann lagen mit ihren Trollingern ebenfalls ganz gut.

Leicht gekühlt mit einem Glas Sprudel vorneweg wäre das zum Finale durchaus denkbar. Wäre da nicht der Aberglaube. Ich habe bisher Bier getrunken, wir haben gewonnen. Also trinke ich weiter Bier. Es geht schließlich um Champagner!