Gut gefeiert haben am Montag die Soldaten auf dem Wasen. Foto: Lichtgut - Oliver Willikonsky

Das Cannstatter Volksfest ist immer gut für Anekdoten und Geschichten. Am Montag haben dafür rund 3000 Soldaten gesorgt.

Stuttgart-Bad Cannstatt - So schnell geht’s. Kaum hat die CDU darüber sinniert, schon marschiert die Bundeswehr auf dem Wasen ein. Ist das die neue Sicherheitspolitik im Inneren, Armee und Polizei handeln nun vereint zum Schutz der Bürger? Die neue Wacht am Neckar. Keine Angst, liebe SPD-Wähler. Noch sind die Sozis nicht umgefallen – am Montag war NATO-Biermanöver im Fürstenberg-Zelt von Wirt Peter Brandl. 3000 Soldaten marschierten am Montag über den Wasen. Und bewiesen ihre Kampfbereitschaft. Von den Gegnern blieben nur Knochen übrig. Neben 2700 Soldaten aus Baden-Württemberg waren auch französische und amerikanische Kollegen mit dabei. Die lernten bei der Gelegenheit: Nicht jeder Mann in Lederhosen ist ein Indianer.

Deutsche Schotten

Die Burschen waren unverkennbar aus Schottland. Kilts hatten sie an, und nichts darunter, wie sie dem Wasenhocker sogleich demonstrierten. Ungewöhnlich war ihre Oberbekleidung. Die gut 20 Schotten trugen Trikots der deutschen Nationalmannschaft. Und zwar jene Version mit dem schwarz-rot-goldenen Zickzack auf der Brust. Original 1990, nur echt mit Völler-Minipli und Schnauzer. Warum das denn? wollte der Wasenhocker wissen. Nun, die familienfreundliche Übersetzung der Antwort lautet: Weil die Deutschen den Engländern immer die Hintern versohlen. Einer allerdings scherte aus, er trug ein T-Shirt mit einem Reichsadler, der das VW-Logo in Klauen hielt. Was er damit sagen wollte, konnte er nicht mehr erklären. Zu viel getankt. Das German Bier, es läuft und läuft und läuft.

Aus der Art geschlagen

Auf dem Wasen grasen Hasen. Und sind die Bendas zu Hause. Seit Generation kommen die Stuttgarter Schausteller auf den Wasen. Während Vater Ralph und Mutter Simone am Sonntag an ihren Ständen beim Volksfest arbeiteten, war der 17 Jahre alte Sohnemann ebenfalls ganz in der Nähe gefordert. Im Robert-Schlienz Stadion kickte Torhüter Steven-Andreas Benda mit der U18 von 1860 München beim VfB Stuttgart. Quasi auf dem Wasen groß geworden, fand er über Aalen und Heidenheim den Weg zu den Münchner Löwen. Dort kickt er bei der Jugend und trainiert bei den Zweitligaprofis mit. Offenbar lief da was bei der Erziehung schief. Mutter Simone hatte dem Wasenhocker kurz nach der Geburt von Steven-Andreas und Zwillingsschwester Vanessa nämlich verraten, „dass wir für unseren Sohn schon einen kleinen Hamburgerstand in der Garage stehen haben“.

Die Selfie-Kuh

Sie ist ein besonderes Rindviech, die einzige ihrer Art. Die Wirtsfamile Weeber hat vor ihrem Festzelt eine Selfie-Kuh angebunden. Das ist ein pädagogisch äußerst wertvolle Tat. Nicht nur verhindern sie so, dass einem Selbstporträtierer ihre Selfie-Sticks in den Augen rammen. Sie retten Leben. Der Wasenhocker hat herausgefunden, dass im vergangenen Jahr 49 Menschen beim Selbstfotografieren gestorben sind. Sie fielen von Dächern, wurden von Zügen überrollt oder erschossen sich selbst. Unangefochtene Spitzenreiter in Sachen Dämlichkeit sind jene zwei Russen, die mit einer Handgranate posierten. Bis sie explodierte. Die Selfie-Kuh ist dagegen ganz friedlich. Aber Obacht. Es kann sein, dass man morgens auf dem Selbstporträt mit Kuh nicht erkennt, wer das größere Rindviech ist.