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In kaum einem Job ist die Spanne in der Bezahlung so groß wie bei Schauspielern. Während manch ein US-Fernsehstar Millionen verdient, kommt die Mehrheit der rund 5000 Schauspieler in Deutschland kaum über die Runden.

Berlin - Mario Adorf, Veronica Ferres oder Maria Furtwängler sind fein raus: Als waschechte Publikumslieblinge und Quotenbringer können sie von der Schauspielerei richtig gut leben. Für Spitzenkräfte wie die Genannten, zu denen auch Götz George, Iris Berben und noch ein paar andere gehören, zahlen Produktionsfirmen laut Schätzungen Gagen zwischen 10 000 und 15 000 Euro – pro Drehtag wohlgemerkt. Doch solche Spitzenverdiener sind die Ausnahme in der Film- und Fernsehbranche: Die meisten der rund 5000 Schauspieler, die in Deutschland für Film und Fernsehen arbeiten, halten sich in Zeiten gekürzter Produktionsbudgets für Spielfilme und Serien mit Müh und Not über Wasser. Und das gilt nicht nur für unbekannte Nebendarsteller.

Viele müssen nebenher kellnern, Taxi fahren oder sich sonst irgendwie durchs Leben schlagen. Der ehemalige „Lindenstraße“-Star Christian Kahrmann (42) etwa betreibt ein Café in Berlin. „Der Schauspielberuf ist der schönste der Welt, den man nicht weiterempfehlen kann“, sagt der Mann, der früher Benny Beimer war.

Textlernen wird nicht extra honoriert

„68 Prozent der Film- und Fernsehschauspieler verdienen unter 30 000 Euro im Jahr, 55 Prozent sogar weniger als 20 000 Euro“, sagt Hans-Werner Meyer von der Schauspielergewerkschaft BFFS. Die 2006 gegründete Interessenvertretung hat Schulter an Schulter mit der Gewerkschaft Verdi nach zähen Verhandlungen Ende vergangenen Jahres den ersten Tarifvertrag für Darsteller ausgehandelt. Der Tarifvertrag garantiert Berufsanfängern eine Einstiegsgage von 750 Euro pro Drehtag, erfahrene Nebendarsteller können auch mal zwischen 1000 und 3000 Euro pro Tag verdienen – vor Steuern und Abgaben, versteht sich. Das Problem: Die wenigsten Schauspieler bekommen in einem Jahr so viele Drehtage zusammen, dass sich ihr Beruf wirklich lohnt, viele bringen es gerade mal auf 20 Drehtage im Jahr.

Dazu kommt, dass die Vorbereitungszeit, die ein Darsteller etwa zum Textlernen investieren muss, nicht extra honoriert wird. „Wer glaubt, 1000 bis 2000 Euro Gage pro Tag sei zu viel, macht sich nicht klar, dass diese Summe sämtliche Vorbereitungszeiten und Provisionen für Agenten abdecken muss“, sagt Gewerkschafter Meyer, der seit Jahren mit Vehemenz auf die Nöte seiner Berufskollegen hinweist. Er selbst ist seit rund 20 Jahren gut im Geschäft. Der 50-Jährige ist derzeit in der ZDF-Krimiserie „Die letzte Spur“ als Berliner Kommissar Oliver Radek zu sehen.

Auch mit einem Anspruch auf Arbeitslosengeld ist es für viele Schauspieler wegen ihrer unsteten Beschäftigung schwierig. Und sie können nur mit geringen staatlichen Renten rechnen. So stehen der aus der Serie „Praxis Bülowbogen“ und zahlreichen Fernsehproduktionen vom „Tatort“ bis zur Rosamunde-Pilcher-Verfilmung bekannten Eleonore Weisgerber nach 45 Jahren Arbeit monatlich 887 Euro Rente zu.

Ein Drehtag steht für fünf Arbeitstage

Die 67-Jährige legte deshalb Einspruch gegen ihren Rentenbescheid ein. „Das kommt dabei heraus, wenn Schauspieler nicht über den gesamten Drehzeitraum, sondern nur für einzelne Drehtage engagiert werden“, sagt Weisgerber. Ein Drehtag bedeutet laut Weisgerber aber mindestens fünf Arbeitstage, wenn Textlernen, Kostümproben oder die Nachsynchronisation berücksichtigt werden.

Auch Ex-Kinderstar Hansi Kraus, der in den sechziger und siebziger Jahren mit den „Lausbubengeschichten“ und als „Lümmel von der ersten Bank“ berühmt wurde, erwartet nach Jahren ohne geregeltes monatliches Einkommen nur eine geringe Altersversorgung: Wenn der 62-Jährige in drei Jahren in Rente geht, stehen ihm monatlich etwa 600 Euro zu. Zum Glück ist der frühere Kinderstar mit einer Frau verheiratet, die als erfolgreiche Homöopathin gutes Geld verdient.

In den USA sieht es bei den meisten Schauspielern keinen Deut besser aus. Nur, dass dort noch mehr Luft nach oben ist. Bis zu 28 Millionen Euro im Jahr kann man laut dem Wirtschaftsmagazin „Forbes“ in einem Jahr mit US-Fernsehen verdienen.