Lisa-Marie Opitz (Mitte) bleibt den Teilnehmern keine Antwort schuldig. Foto: Stoppel

Viel werben muss die Einstellungsberaterin der Bundespolizei beim Speed-Dating in der Agentur für Arbeit in Waiblingen nicht. Die Teilnehmer sind so schon Feuer und Flamme für den Beruf.

Waiblingen - Die Frauen sind bei der ersten Gesprächsrunde der Speeddating-Aktion der Bundespolizei klar in der Mehrzahl. Den sechs interessierten jungen Damen sitzen im Schulungsraum des Berufsinformationszentrums (BIZ) der Agentur für Arbeit in Waiblingen nur drei junge Männer gegenüber. Das ist die erste Überraschung an diesem Freitagvormittag. Hätte man doch bei diesem immer noch gemeinhin als typische Männerdomäne geltenden Berufsbild eher mit dem umgekehrten Geschlechterverhältnis gerechnet. Die zweite Überraschung: von Speed kann keine Rede sein. Lisa-Marie Opitz, die Einstellungsberaterin der Bundespolizei, nimmt sich viel Zeit, um die Fragen der Aktionsteilnehmer zu beantworten.

Bewerber müssen Eignungstest bestehen

Diese beschäftigen vor allem die Anforderungen in den   Eignungstests. Hat man Chancen, die schriftliche Prüfung, zu der auch ein Diktat gehört, zu bestehen, wenn man eine Lese-Rechtschreib-Schwäche hat? Sind ein eigentlich schon lang verheilter Kreuzbandriss, Kurzsichtigkeit oder eine leichte Schilddrüsenunterfunktion bei der ärztlichen Untersuchung Ausschlusskriterien? Und welche Aufgaben werden im Intelligenztest gestellt?

Lisa-Marie Opitz hat auf alles eine Antwort, rät ärztliche Atteste der Bewerbung beizulegen, welche etwa die vollständige Heilung des Kreuzbandrisses belegen, verweist auf die Mediathek auf der Bundespolizei-Homepage, auf der Beispieltestfragen zu finden seien, und betont: „Die Chancen, bei uns anzufangen, waren nie so gut.“

Rund 2000 Auszubildende zur Bundespolizistin beziehungsweise zum -polizisten im mittleren und gehobenen Dienst würden für das kommende Jahr gesucht. „Das hat mit der politischen Lage der Migration zu tun“, erklärt Opitz am Rande der Veranstaltung den Grund für die Ausbildungsoffensive. Was jedoch nicht bedeute, dass die Neuen nach ihrer Lehre zwangsläufig im Grenzschutz eingesetzt würden.

Wie auch immer, ganz offensichtlich ist indes, dass die Bundespolizei verstärkt auf Bewerbersuche ist. Insgesamt 20 Speeddating-Aktionen veranstaltet sie dieser Tage bundesweit, im Land neben Waiblingen auch in Heilbronn und Freiburg im Breisgau. „Wir wollen den einen oder anderen darauf aufmerksam machen, welche Berufschancen die Bundespolizei bietet“, sagt Opitz. Es gehe rein darum zu informieren und persönliche Kontakte herzustellen.

Traumberuf von Kindheit an

Groß Überzeugungsarbeit für den Beruf als Bundespolizist muss Opitz dabei in Waiblingen auch nicht leisten. Die jungen Frauen und Männer sind so schon Feuer und Flamme. Mit leuchtenden Augen etwa berichtet Raphaela Ganter, dass es ihr Wunschberuf ist, in einem Ermittlerteam bei der Polizei zu arbeiten. „Das ist mein Plan A“, sagt die 23-Jährige, die vor Kurzem ihr Politikwissenschaft- und Soziologiestudium mit dem Bachelor abgeschlossen hat. Plan B sei, noch den Masterabschluss zu machen – für den Fall, dass sie keinen Ausbildungsplatz bei der Polizei ergattern kann. Das Gespräch mit Opitz habe sie in ihrem Berufswunsch bestärkt, sagt die Sulzbacherin, die bereits bei der Landespolizei auf der Warteliste für eine Lehrstelle steht und nun bei der Bundespolizei einen weiteren Anlauf nehmen möchte.

So geht es auch Max Hoffmann. „Ich brauche ein bisschen Action“, sagt der 20-jährige Stuttgarter über seine Berufsvorstellungen. Sein Traum schon von Kindesbeinen an, erzählt er: „Ich möchte gerne Helikopterpilot bei der Polizei werden.“ Darauf arbeitet er hin, hat nach der Realschule die Fachhochschulreife gemacht und bereits Erfahrungen in Praktika bei Landespolizei und Zoll gesammelt. Jetzt gilt es, die Einstellungstests zu bestehen.