Die Entwürfe vor Walter Staudenmaier und Petra Wagner zeigen, dass die Erstellung von funktionierenden Stundenplänen schon jetzt eine Kunst ist. Foto: Sophia Jedrzejczak

Im Wagenburg-Gymnasium wird gegrübelt, wie der Unterricht bei einer Teilauslagerung aussehen könnte. Für den stellvertretenden Schulleiter Walter Staudenmaier ist das eine Herkulesaufgabe.

S-Ost - Normalerweise braucht Walter Staudenmaier mit allen Vor- und Nacharbeiten zwei Wochen für die Erstellung der neuen Stundenpläne. Oft ist das schon jetzt ein Kraftakt für den stellvertretende Schulleiter des Wagenburg-Gymnasiums, denn zum Teil laufen in der Kursstufe bis zu sieben Fächer parallel. Sollte der Gemeinderat sich im Oktober aber für eine Teilauslagerung des Gymnasiums an die ehemalige Hauswirtschaftliche Schule am Stöckach entscheiden, wäre das Stunden-Puzzle kaum noch zusammensetzbar.

Erhöhter Arbeitsaufwand

Bei einer Teilauslagerung würden die Klassen fünf bis acht über etwa drei Jahre hinweg am Stöckach unterrichtet werden. Für die 53 Lehrer und drei Referendare würde dies tägliches Pendeln zwischen den Standorten bedeuten. „Manche meinen, dass die Lehrer nur noch bestimmte Stufen unterrichten könnten und somit nicht den Ort wechseln müssten“, sagt die Schulleiterin Petra Wagner. Dies sei jedoch nicht möglich. Sie verweist auf den erhöhten Arbeitsaufwand in der Kursstufe, sowohl in Hinblick auf die Unterrichtsvorbereitung als auch auf die Korrektur von Klausuren. „Würde jemand 25 Stunden in der Woche ausschließlich die Kursstufe unterrichten, würde dieser bald nur noch am Krückstock gehen“, prognostiziert sie.

Zudem lässt das besondere Profil der Schule eine solche Aufteilung erst gar nicht zu, denn für einige Fächer gibt es nur eine spezialisierte Lehrkraft für alle Stufen. So beispielsweise in bilingualer Geografie. Am Wagenburg-Gymnasiums sind von 609 Schülern 206 frankofon. Sprich die Muttersprache von etwa einem Drittel der Schüler ist Französisch. Insgesamt haben 322 Gymnasiasten den deutsch-französischen Zug gewählt.

Momentan werden bereits in der fünften Klasse drei verschiedene Deutsch- und zwei verschiedene Französischkurse angeboten. Auch einen Fernlehrgang für die Klassen fünf und sechs gibt es. Er ermöglicht es Schülern bei einer Rückkehr nach Frankreich nahtlos an den Unterricht dort anzuknüpfen. In den höheren Stufen kommen nach und nach noch Geografie, Gemeinschaftskunde und Geschichte in französischer Sprache hinzu. Auch Module in englischer Sprache werden innerhalb des normalen Zuges angeboten.

Kooperation mit dem Heidehof-Gymnasium

Vor allem in der Kursstufe kommen bis zu sieben Kurse parallel zustande. Einige vierstündige Kurse werden in Kooperation mit dem Heidehof-Gymnasium angeboten. So beispielsweise Wirtschaft, Geografie, Musik und Sport. Bei einer Teilauslagerung wäre diese Kooperation auf Grund der Entfernung zur Hauswirtschaftlichen Schule nicht mehr möglich. „Dadurch könnten Kurse verloren gehen“, sagt Walter Staudenmaier. Das Wagenburg-Gymnasium müsste vor Ort einen neuen Partner finden, um sein Angebot weiterhin aufrecht zu erhalten. „Wenn wir mitten im Jahr den Standort wechseln müssten, dann kann man das drehen und wenden wie man will, dann gäbe es kein gutes Ende“, sagt Staudenmaier. Er spielt darauf an, dass in diesem Fall bereits alle Gymnasien Kooperationspartner für das laufende Jahr hätten. Die Kursstufe würde somit vor einem massiven Problem stehen, denn angefangene Kooperationskurse könnten nicht weitergeführt werden. „Wenn hier die Wahlmöglichkeiten eingeschränkt werden gehen die Schüler lieber an eine andere Schule“, glaubt Wagner und geht sogar noch weiter: „Wenn das alles nicht richtig funktioniert, kann unsere Schule innerhalb dieser drei Jahre ausbluten.“

„Ich habe kein Interesse an einer Verschleppung“

Für Wagner ist klar, dass es an Ressourcen fehlt, um eine Teilauslagerung auch bei ungeplanten Ausfallzeiten stemmen zu können. Durch Schwangerschaft, Elternzeiten oder längere Krankheiten muss auch jetzt schon mehrmals im Jahr umdisponiert werden. Dazu kommt, dass einige Lehrer nur in Teilzeit einsetzbar sind und manche zusätzlich an anderen Schulen unterrichten. Auch Religionslehrer, die eigentlich Pfarrer oder Priester sind, fließen in diese Rechnung mit ein.

Auf die Lehrer würden bei einer Teilauslagerung zusätzliche Wege zukommen, auf die Schüler längere Schultage. „Viel Unterricht müsste auf die Nahmittage verlegt werden und es würde Hohlstunden und unsinnige Konstellationen geben“, sagt Staudenmaier. Die französischen Schüler des Fernlehrgangs haben beispielsweise schon jetzt fünf Nachmittage pro Woche Schule. Auch Nachmittage bis zur elften Stunde in höheren Stufen könnten sich verlängern. Sprich Unterricht über 17.20 Uhr hinaus. „Wir müssten die Stundenplanung massiv verschlechtern, damit das alles überhaupt funktioniert“, sagt Staudenmaier.

Wagner selbst steht sowohl einer Gesamtauslagerung der Schule als auch einer Containerschule auf einer angrenzenden Rasenfläche offen gegenüber. „Ich habe kein Interesse an einer Verschleppung der Sanierung, trotz der Einschränkungen, die so oder so auf unsere Schule zukommen werden“, sagt die Schulleiterin.