Kündigt neue Veröffentlichungen an: Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Umwelthilfe Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Nicht nur Autos von VW, auch die anderer Hersteller reißen auf Prüfständen Abgasgrenzwerte, wenn sich zum Beispiel bei einem Frontantriebs-Fahrzeug die Hinterräder mitdrehen. Das sagt die Deutsche Umwelthilfe.

Stuttgart - Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) will am kommenden Dienstag einen weiteren Autohersteller nennen, der aus ihrer Sicht die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte bei Stickoxiden nur unter den besonderen Bedingungen auf einem Prüfstand einhält.

Die Abgasprüfstelle der Berner Hochschule habe im Auftrag der DUH einen weiteren Wagen mit Euro-6-Einstufung untersucht. Dabei seien „neue negative Rekordwerte gemessen worden“, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch am Freitag bei einem Pressetermin in Stuttgart.

Die DUH sehe sich mit Klageandrohungen von Mercedes, BMW und Opel konfrontiert, so Resch. Die Hersteller versuchten, die Veröffentlichung von Prüfergebnissen zu verhindern. Die Umwelthilfe hatte Ende Oktober Protokolle eines Opel Zafira mit 1,6-Liter-Dieselmotor und Harnstoffeinspritzung veröffentlicht. Drehten sich die Hinterräder bei dem Frontantriebsauto auf dem Prüfstand mit, wurden die Stickoxid-Grenzwerte um das Vierfache überschritten, bei still stehenden Hinterrädern wurden sie eingehalten. Manipulationen an der Motorsteuerung eines Autos wie von Volkswagen praktiziert könnten praktisch nicht nachgewiesen werden, sagt Resch: „Wir können nur Indizien bringen.“

Im Realbetrieb Mehrfaches der erlaubten Schadstoffmenge

Durch den VW-Betrug sei klar geworden, dass die EU-Grenzwerte in Stuttgart selbst mit Euro-6-Dieseln nicht erreicht werden könnten, weil diese im Realbetrieb ein Mehrfaches der erlaubten Sickoxidmenge emittierten. Es sei erschreckend, dass die Grünen angesichts der Tatsachen eine „Bagatellisierungspolitik“ betrieben. Die von OB Fritz Kuhn und Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) für 2016/2017 angekündigten freiwilligen Maßnahmen „werden natürlich nicht wirken“, so Resch.

„Wir fordern Fahrverbote jetzt, denn es gibt keine technische Lösung“, sagt Peter Erben, der die Bürgerinitiative von Anwohnern am Feinstaub-Schwerpunkt Neckartor vertritt. Sie demonstriert an diesem Samstag um 13 Uhr auf dem Marienplatz.

Der Luftreinhalteplan für Stuttgart wird seit zehn Jahren beklagt. „Den ersten Prozess habe ich 2005 gewonnen“, sagt Manfred Niess. Die Grenzwerte nun bis 2021 erfüllen zu wollen, sei „Zynismus“. Für seine jüngste Klage gebe es noch keinen Verhandlungstermin. Christoph Link vom Verkehrsclub Deutschland fordert den Stopp von Straßenausbauten. Sie führten zu mehr Verkehr. Peter Pipiorke von den Naturfreunden wirbt für mehr Radwege. Jede vierte Autofahrt sei kürzer als zwei Kilometer und können mit dem Rad erledigt werden.