Die Fahrgäste stehen schlange bei den S-Bahnen Foto: Max Kovalenko

Steigende Preise und Unpünktlichkeit bremsen den öffentlichen Nahverkehr in der Region nicht aus. Im Gegenteil: Im ersten Halbjahr 2014 nutzten Kunden des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) Busse und Bahnen 174 Millionen mal. Das ist ein Plus von 4,2 Millionen gegenüber dem ersten Halbjahr 2013.

Stuttgart - Die VVS-Geschäftsführer Thomas Hachenberger und Horst Stammler haben Grund zum Strahlen: Bereits fürs vergangene Jahr konnten sie mit 348,9 Millionen Fahrten ein Rekordergebnis für das gesamte Jahr 2013 einfahren. Mit 174 Millionen Fahrten in den ersten sechs Monaten in diesem Jahr wird das Ergebnis des Vorjahreszeitraums nochmals um 2,5 Prozent getoppt. Damit sich die Ergebnisse vergleichen lassen, sind der Landkreis Göppingen und die Stadt Lorch im Ostalbkreis herausgerechnet. Beide Bereiche gehören erst seit Jahresbeginn zum Gebiet des VVS.

Das höchste Wachstum verzeichnete der VVS von Januar bis Juni bei den Senioren mit einem Plus von 8,4 Prozent. Allein im Juni wurden 18 300 Jahresabonnement verkauft – während es im Januar noch 15 500 waren. „Das Ticket für Senioren, mit dem für 41 Euro im gesamten Netz gefahren werden kann, ist ja auch unschlagbar“, frohlockt Hachenberger. Sein Kollege Stammler verweist darauf, dass „die Senioren ein wichtiger Zukunftsmarkt“ seien, da diese Bevölkerungsgruppe am stärksten wachse.

Auch der Berufsverkehr hat von Januar bis Juni 2014 zugelegt. Die Zahl der Fahrten ist um 3,9 Prozent gestiegen. Renner sind die Firmentickets. Seit dem 1. April erhalten Firmen, die ihren Mitarbeitern einen Fahrtkostenzuschuss bezahlen, für die Mitarbeiter einen Rabatt von zehn Prozent auf das Jahresticket. Firmen, die keinen Zuschuss bezahlen, aber mehr als 50 Tickets abnehmen, erhalten einen Rabatt von fünf Prozent. Der VVS ist zum Jahresbeginn mit knapp unter 50 000 Firmentickets gestartet und liegt aktuell bei rund 55 000. Das ist eine Steigerung von rund zehn Prozent. Impulsgeber beim Firmenticket war laut Hachenberger die Landeshauptstadt Stuttgart, weil sie ihren Mitarbeitern einen Zuschuss von knapp t 30 Euro pro Monat gewährt. Seit der Einführung im April nutzen bereits  8 600 städtische Beschäftigte das Firmenticket, Davon sind 3 200 Neukunden. Von der Vorreiterrolle der Landeshauptstadt erhofft sich der VVS eine Signalwirkung für weitere Arbeitgeber.

Weil die zahl der Schüler seit Jahren zurückgeht, ging in dem Bereich auch der Ticketverkauf zurück. auf Grund der wachsenden Zahl der Studierenden in der Region wurden aber 5,6 Prozent mehr Studitickets als im Vorjahreszeitraum verkauft. Dadurch gab es auch im so genannten Ausbildungsbereich ein Plus von 2,4 Prozent. Hachenberger stellt fest, dass „die jungen Leute heute eher bereit sind, aufs Auto zu verzichten als die ältere Generation“ und sieht bei der Gruppe der jungen Menschen ebenso wie bei den Senioren weitere Möglichkeiten für den VVS, Kunden zu gewinnen.

Hachenberger geht davon aus, dass sich bis zu Jahresende die Bilanz weiter verbessert. „Das erste ist immer etwas schwächer als das zweiten Halbjahr“, sagt er und rechnet zum Dezember mit t insgesamt drei Prozent Zuwachs

Insgesamt hat der VVS im ersten Halbjahr 2014 fast 229 Millionen Euro eingenommen und damit rund 5,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Mit den Einnahmen deckt der VVS mittlerweile knapp über 60 Prozent der Kosten. „Damit sind wir sehr zufrieden“, sagt Hachenberger.

Die Fahrgäste sind hingegen nicht hundertprozentig zufrieden. Um die 10 000 Beschwerden gehen mittlerweile beim VVS pro Jahr wegen Verspätungen bei der S-Bahn ein. Beim S-Bahn-Gipfel im Juli war die Unpünktlichkeit der Bahnen deshalb auf der Tagesordnung ganz oben. Eine Expertenrunde soll nun die Schwachstellen im System aufspüren. Hachenberger: „Die Ursachen liegen zum Beispiel in Weichenstörungen.“ Außerdem sollen die Fahrpläne besser aufeinander abgestimmt werden