Jeder muss mal – aber wenige machen sich Gedanken über den Toilettengang. Foto: AP

Die Plieninger Landfrauen haben sich bei ihrem vergangenen Treffen einem unappetitlichen aber unterhaltsamen Thema gewidmet: der Historie des stillen Örtchens. In Stuttgart gab es zum Beispiel Wasserklosetts erst ab anno 1900.

Plieningen - Jeder muss es von Zeit zu Zeit verrichten – das Geschäft auf dem Klo. Kaum einer macht sich im Alltag wirklich Gedanken über diese Angelegenheit, gern darüber sprechen möchte auch niemand. Karin de la Roi-Frey hat sich aber eben diesem Thema angenommen und über einige Jahre hinweg interessante Geschichten und kulturgeschichtliche Hintergründe zu Toiletten gesammelt und herausgearbeitet. Unter der Überschrift „Vom Plumpsklo zur Hightech-Toilette“ hat sie am vergangenen Mittwoch im Alten Rathaus in Plieningen auf Einladung der Landfrauen Hörenswertes berichtet.

So sind die Toiletten mit Wasserspülung und Klopapier noch gar nicht allzu lang gewohnter Standard. Bis in die 1950er-Jahre war es noch durchaus üblich, sein Geschäft mit Wasser zu begießen, statt es einfach per Knopfdruck in die Kanalisation hinunterzuspülen.

Noch zu Goethes Zeiten, berichtet de la Roi-Frey, wurde der unter dem Bett untergebrachte Nachttopf gegen 23 Uhr aus dem Fenster auf das Trottoir geleert; dort gab es Rinnen, die die Notdurft in den nächsten Bach oder Fluss führten. „Wer da spätabends noch herumlief, hatte dann wohl einfach Pech“, erzählt die Referentin.

Dabei kannte man im 18. Jahrhundert bereits die Wasserspülung. Im ländlichen Raum wurde diese aber zunächst nicht gerne gesehen. „Die Leute haben ja schließlich den Dünger für ihre Felder gebraucht“, erzählt de la Roi-Frey. Mit zu viel Wasser seien die Exkremente nicht mehr konzentriert genug gewesen.

In Stuttgart kamen damals noch frühmorgens die sogenannten Scheißbrühfahrer, die die großen Eimer und Bottiche holten und weiterverarbeiteten. Diese Schlauchartillerie kam aber nicht, wie man annehmen könnte, einmal pro Woche, sondern nur zweimal im Jahr, berichtet de la Roi-Frey. „Da können Sie sich vorstellen, was es dort dann zu riechen gab.“ Bis 1954 hat man die Stuttgarter Weinberge mit den menschlichen Endprodukten gedüngt. Anderen Dünger gab es damals nämlich noch nicht in großen Mengen.

Die ersten Wasserklosetts gab es in Stuttgart ab 1900, diese besaß aber noch lange nicht jeder Schwabe. Als neumodischer Luxus galt das anfangs. Für viele Jugendliche der damaligen Zeit bedeuteten die neuen Wasserklosetts aber jede Menge Spaß. Aus dieser Zeit stammt der Begriff des Strickstübchens, nicht etwa, weil man darin gestrickt hat, sondern vielmehr weil man immer am Strick ziehen konnte.

Doch auch heute sind unsere gewohnten und als völlig normal anerkannten Toiletten nicht überall verbreitet. Weltweit leben 40 Prozent der Weltbevölkerung ohne eine normale Toilette. In Indien betrifft das sogar die Hälfte der gesamten Bevölkerung. Deshalb haben viele Frauen dort auch am 19. November, dem Welttoilettentag, protestiert. Die Frauen müssen ihre Notdurft hinter Büschen verrichten, was nicht nur eine erhöhte Infektionsgefahr, sondern auch sexuelle Belästigung oder gar Übergriffe mit sich bringt.

Währenddessen gibt es in Japan inzwischen Toiletten, die uns einen Blick in die Zukunft gewähren. Schluss mit nächtlichen Klogängen, die einen mit einer gerade im Winter kalten Klobrille wachrütteln, stattdessen sind die Brillen elektrisch beheizt. Und es gibt eine automatische Wasserstrahlreinigung, vergleichbar mit einem von unten sprühenden Duschkopf.