Beim Fuchsbandwurm ist der Mensch nur ein „Fehlwirt“, erklärt Schroer. Foto: Bernklau

Die Biologin Sandra Schroer klärt über Parasiten-Gefahren beim Gärtnern auf.

Stuttgart-Sillenbuch - Kein Grund zur Panik im Grünen. Zeckenbisse und Fuchsbandwürmer sind zwar wie für Förster auch beim Gärtnern eine gewisse Gefahr, genauso Viren. Um aber nüchtern und sachlich über einschlägige Parasiten und Konsorten zu informieren, hatten die Obst- und Gartenbauvereine von Riedenberg und Heumaden sowie der Kleingärtnerverein Sillenbuch am Freitagabend ihre Mitglieder und Gäste, dazu eine junge Wissenschaftlerin von der Universität Hohenheim ins Gemeindezentrum der Gnadenkirche, eingeladen: Die Diplombiologin Sandra Schroer forscht am Zoologischen Institut in der Parasitologie.

Parasiten brauchen Wirte: Die Mistel den Baum, die Mücke die Haut, die Wanze das Bett und der Floh den Hund. Bestimmte Tiere, ob Einzeller oder Wurm, auch Pflanzen und Pilze leben parasitär. Bakterien rechnet man nicht dazu, während hingegen die noch kleineren Viren auch auf Wirte angewiesen sind.

Zecken können das Borelliose-Bakterium verbreiten

Zecken sind tatsächlich eine Gefahr in Wald und Flur, in Wiese, Garten und Gütle - und der Südwesten ist Risikogebiet. Bis zu einem Drittel der fiesen Dinger kann entweder die Viren einer nicht ungefährlichen, meldepflichtigen FSME-Hirnhaut-Entzündung mit sich tragen oder beim Biss das Borelliose-Bakterium verbreiten. Das kann zwar – im Gegensatz zu allen Virus-Infekten – akut und schnell mit Antibiotika bekämpft werden, zeigt seine teils verheerenden Symptome manchmal aber erst spät und schwer erkennbar. Auf die sogenannte Wanderröte, einen Hof um die Biss-Stelle, solle man stets achten, meinte die Parasitologin.

Beim Hanta-Virus, das schwere Grippe-Symptome auslösen kann, schob Schroer einen Exkurs zur Mäusebestimmung ein. Denn vor allem die Rötelmaus überträgt mit Speichel, Kot und Urin das Virus – in sehr schwankenden Infektions-Zyklen, aber mit einem Schwerpunkt auf der Schwäbischen Alb. Bei den häufigen, aber unterschiedlich verlaufenden Infektionen mit Toxoplasmose-Einzellern sind Katzen wichtige Überträger, beim Hundespulwurm der andere Hausgenosse des Menschen.

„Wir sind auf der Höhe der Zeit und der Wissenschaft“

Die über oft über Jahrzehnte unentdeckt lauernde Gesundheitsgefahr durch den Bandwurm von Füchsen, die auch im Stuttgarter Stadtgebiet immer häufiger werden, hält die Parasitologin nicht für gar so dramatisch, schon weil der Mensch „nur ein Fehlwirt“ sei, aber auch statistisch gesehen. Für alle Infektionsrisiken empfahl sie eine gewisse Achtsamkeit und schlichte klassische Hygiene: häufiges Händewaschen, Obst und Gemüse gründlich vorm Verzehr säubern, Fleisch durcherhitzen – den Hund entwurmen und das Katzenklo sauber halten.

Ob das jetzt jemandem den Schlaf rauben oder einem der gut 50 Gäste den Spaß am Gärtnern vermiesen könne? „Nein, nein, wir sind da auf der Höhe der Zeit und der Wissenschaft“, sagt Sabine Metzger hernach lachend, die als Vorsitzende der Sillenbucher Kleingärtner die gemeinsame Vortragsreihe mitorganisiert. Den Gästen konnte sie noch Kunde über freie Gärten in den Sillenbucher Anlagen Kühwasen und Silberwald geben.