Staub spielt im Weltraum eine bedeutende Rolle. Foto: z

Staub spielt im Weltraum eine bedeutende Rolle. Warum, erklärte Ralf Srama vom Vaihinger Institut für Raumfahrtsysteme bei einem Vortrag.

Vaihingen - Staub in den eigenen vier Wänden ist lästig. Staub gibt es aber auch im Weltraum. Dort spielt er laut Ralf Srama, Leiter der „Staubgruppe“ am Vaihinger Institut für Raumfahrtsysteme, eine bedeutende Rolle, berichtete er jüngst bei einem Vortrag.

Die Reihe wurde vom Arbeitskreis Astronomie veranstaltet. Studenten fanden sich nur vereinzelt ein, der Großteil der Hörerschaft bestand aus Männern in den besten Jahren. Darunter auch der 70-Jährige Klaus Müller aus Sindelfingen. Sein Interesse für Astronomie beschränkt sich auf das Private, erzählt der Vermessungstechniker und fügt hinzu: „Ich finde neue wissenschaftliche Entdeckungen einfach spannend. Spezielle Vorkenntnisse habe ich nicht.“

Arbeitskreis in den 70er-Jahren gegründet

Wider Erwarten kommt auch die Leiterin des Arbeitskreises, Christine Hager, aus einer ganz anderen Sparte. Als Absolventin des Verlagswesens ist die Astronomie ihr Hobby. Damit verkörpert sie das Ziel der Veranstalter: „Wir wollen alle Interessierten ansprechen. Die Vorträge sollen so sein, dass sie für jedermann verständlich sind.“ Die wöchentlich stattfindenden Lesungen gebe es schon lange: „Der Arbeitskreis wurde bereits in den 70er-Jahren ins Leben gerufen. Die Vortragsreihe folgte in den 80er -Jahren.“ Student Manuel Heck ist vom Fach: „Astrophysik ist neben meinem Studienfach Luft- und Raumfahrtechnik meine zweite Leidenschaft. Ich kenne mich also ein wenig aus.“ Er ergänzt: „Besonders reizvoll finde ich es, wenn ausländische oder – wie beim heutigen Vortrag – ausgezeichnete Wissenschaftler referieren.“

Srama hat laut Uni-Internetseite bereits fünf NASA-Auszeichnungen für überragende Beiträge im Projekt „Cassini-Huygens“ erhalten. Der heutige Privatdozent für Weltraumphysik habilitierte 2010 an der Universität Stuttgart. Dadurch etablierte er auch die Staubforschung an der Hochschule.

Jupiter und Saturn sind Staubschleudern

Srama bezeichnete Jupiter und Saturn als „Staubschleudern“: „Kleinste Partikel verlassen die Planeten, halten sich in relativer Nähe zu ihnen auf oder kehren wieder zu ihnen zurück.“ Ein Beispiel sei die Ansammlung von Staub in Form eines Ringes um den Saturn. Der Wissenschaftler ergänzte: „Staubpartikel sind vielversprechende Botschafter ferner Welten. Sie transportieren Informationen über Raum und Zeit.“ Da der Staub aus dem Himmelskörper entstehe, beinhalte er Informationen über den Körper. „Diese kann man durch eine chemische Analyse erhalten. Man kann also auf und unter die Oberflächen von Sternen und Monden schauen, ohne dort landen oder bohren zu müssen,“ sagte Srama.

Vor 15 Jahren wurde der Kosmos-Staub auf der Mission „Ulysses“ erstmals im Sonnensystem entdeckt. Die Raumsonde „Cassini“, die aktuell den Saturn und seine Monde erforscht, bestätigte den Fund. Mit Hilfe ihres Staubdetektors hat „Cassini“ zum Beispiel Eisvulkane auf der Oberfläche des Saturnmondes Enceladus entdeckt. Die Vulkane stoßen Fontänen aus salzhaltigen Eiskristallen aus.

Es schneit seit Millionen Jahren

„Man kann also auf die Frage ‚Wie ist das Wetter auf Enceladus?‘ immer gleich antworten: ‚Es schneit‘“, sagte Srama. Die Menge des Pulverschnees liege zwar nur unter einem Tausendstel Millimeter pro Jahr. Aber dafür schneie es seit Millionen Jahren unaufhörlich. „Durch Untersuchung der Eispartikel wissen wir heute auch, dass unter der rund 80 Meter dicken Schneeschicht des Enceladus ein Ozean existiert“, sagte Srama. Bei solchen Erkenntnissen erscheint Staub in einem ganz anderen Licht.