Laut Angaben des Statistik-Portals Statista werden hierzulande mittlerweile jedes Jahr über 700 Millionen Transaktionen mit Kreditkarten durchgeführt. So sind in Deutschland mehr als 34 Millionen Karten im Umlauf. Foto: dpa

Mit interaktiver Grafik - Mit manchen Kreditkarten kann der Kunde Geld ausgeben und die Summe dann in Raten abstottern. Revolving Credit heißt der Kredit, den man mit der Karte erhält – also „wiederkehrender Kredit“. Diese Freiheit bezahlen Kunden allerdings mit hohen Zinsen.

Berlin - Die Zahl der Kreditkartenbesitzer ist in Deutschland in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Laut Angaben des Statistik-Portals Statista werden hierzulande mittlerweile jedes Jahr über 700 Millionen Transaktionen mit Kreditkarten durchgeführt. So sind in Deutschland mehr als 34 Millionen Karten im Umlauf.

Dabei haben jene Kreditkarten, die hierzulande am weitesten verbreitet sind wie die Visa- oder Mastercard, wenig mit dem zu tun, was sie im Namen tragen: einem Kredit nämlich. Die meisten Karten werden lediglich als Zahlungsmittel genutzt – und nicht, um damit auch ein Darlehen aufzunehmen.

Am häufigsten sind die so genannten Charge-Karten. Bei dieser Variante werden die Kreditkartenumsätze gesammelt, dem Karteninhaber einmal monatlich in Rechnung gestellt und in einer Summe per Lastschrift vom Girokonto eingezogen. Dem Karteninhaber wird in der Regel ein individueller Verfügungsrahmen eingeräumt. Eine weitere Variante sind die sogenannten Debit-Karten, die wie Girocards funktionieren: Wird mit der Karte bezahlt, wird die Summe direkt vom Konto abgebucht.

In den USA und Großbritannien ist Bezahlen auf Pump die Regel

Eine echte Kreditkarte, mit der man auf Pump bezahlen kann, ist hingegen nur etwa jede zehnte hierzulande ausgegebene Karte. Bei einer solchen auch als Revolving-Kreditkarte bezeichneten Karte wird ein individueller Kreditrahmen bereitgestellt. Zudem erhält der Kunde auch hier eine monatliche Abrechnung. Der Betrag wird allerdings nicht automatisch vom Konto abgebucht. Der Kunde kann wählen, ob er den Betrag sofort begleicht oder in Raten abstottert. Für die Ratenzahlung fallen allerdings sehr hohe Kreditzinsen von bis zu 20 Prozent an.

In den USA und Großbritannien sind diese revolvierenden Kreditkarten die Regel. In Deutschland ist diese Kreditkartenart seit der Jahrtausendwende verfügbar: Doch Verbraucherschützer warnen aufgrund der hohen Zinsen davor, dass sie ihre Inhaber allzu leicht in die Schuldenfalle tappen lassen. „Sie wird als Schmankerl angeboten, aber damit beginnt die Schuldenspirale“, sagt Helga Springeneer vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv). Die Verbraucherschützerin rät Bankkunden dazu, sich mit der Funktionsweise solcher Karten genau vertraut zu machen.

Denn bei revolvierenden Kreditkarten können die Kunden ihren Kreditrahmen Monat für Monat voll ausschöpfen – auch dann, wenn noch Beträge aus den Vormonaten offen sind. Dadurch neigen viele Verbraucher dazu, mehr Geld auszugeben, als ihnen tatsächlich zur Verfügung steht. „Äußerst problematisch wird die Situation immer dann, wenn Verbraucher den Überblick über ihre Finanzen verlieren“, heißt es bei der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Die Aufnahme eines günstigeren Ratenkredits, um kurzfristige Engpässe zu überbrücken, sei für die Kunden vorteilhafter.

Der Vorteil: Höhere Ausgaben können auf mehrere Monate verteilt werden

Die Anbieter sehen das freilich anders. „Mit der Möglichkeit der Teilzahlung bieten wir Karteninhabern an, über das Ihnen bereitgestellte Kartenlimit sehr flexibel zu verfügen“, sagt Dirk Wormsbächer von International Card Services (ICS). Damit bestehe die Möglichkeit, höhere Ausgaben in einem Monat bei der Rückzahlung auf mehrere Monate zu verteilen, ohne einen gesonderten Kreditantrag zu stellen. „Der Inhaber der Kreditkarte hat zudem die Möglichkeit jederzeit den offenen Saldo zu tilgen oder wieder zum Vollzahlungsmodus zu wechseln“, so Wormsbächer.

Dennoch haben auch die Anbieter keine wirkliche Freude an ihren Karten. So wurde die britische Barclays Bank 2013 vom Oberlandesgericht Berlin dazu verdonnert, ihren deutschen Kunden zu viel gezahlte Zinsen zurückzuerstatten. Geklagt hatte ein Berliner Kunde, der 8000 Euro an die Bank zurückzahlen sollte. Mit ihm war bei Vertragsabschluss ein Zinssatz von 14,84 Prozent jährlich vereinbart worden. In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen stand, der Zinssatz werde bei Veränderung der Marktbedingungen entsprechend angepasst. Konsequenz: Die Kreditzinsen stiegen auf 19,99 Prozent an, sanken allerdings auch dann nicht, als der Leitzins mit Beginn der Finanzkrise ab 2009 international zurückging. Als „unzweifelhaft unwirksam“ werteten die Berliner Richter diese Klausel.