Wie im März 2022, als Sindelfingens Bürger gegen Russlands Krieg gegen die Ukraine demonstrierte, sollen auch am Samstag viele Menschen zusammenkommen. Foto: Stefanie Schlecht/Archiv

Nach dem Treffen von Rechtsextremen, bei dem die Vertreibung von Menschen in Deutschland diskutiert wurde, veranstalten verschiedene Kräfte in Sindelfingen am kommenden Samstag eine Kundgebung.

Gesicht zeigen gegen Rechtsextremismus und Menschenhass: Nach dem Bekanntwerden eines Treffens von Rechtsextremen, darunter waren auch AfD-Vertreter, demonstrieren in vielen deutschen Städten Tausende Menschen zuletzt auch in Herrenberg und Böblingen. Am kommenden Samstag geht nun auch Sindelfingen auf die Straße. Um 15 Uhr findet eine einstündige Kundgebung auf dem Marktplatz statt. Die Veranstalter rechnen mit rund 1000 Demonstranten.

Die meisten Fraktionen im Sindelfinger Gemeinderat sind dabei unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“. „Trotz aller Unterschiede in den kommunalpolitischen Schwerpunktsetzungen war es CDU, Grünen, Freie Wähler, SPD, FDP und Die Linke als demokratische Repräsentanten wichtig, gemeinsam ein Zeichen zu setzen“, sagt Max Reinhardt (FDP).

Buntes Aufgebot an demokratischen Kräften

Neben einem gemeinsamen Manifest, aus dem jede Partei und der Jugendgemeinderat vorliest, wird noch OB Bernd Vöhringer eine Rede halten. Ex-Kulturamtsleiter Horst Zecha trägt Gedichte vor, die Hanke Brothers sorgen für den musikalischen Rahmen.

„Es ist beeindruckend und ein gutes Zeichen, dass so viele Menschen für unsere Demokratie und Werte auf die Straße gehen. Das friedliche Zusammenleben so vieler Kulturen ist in Sindelfingen ein hohes Gut, das es zu erhalten gilt, “ sagt Maike Stahl (CDU). Auch Ulrich Hensinger (Grüne) ist der Meinung: „Unsere ausländischen Mitbürger gehören zu uns und bereichern uns. Ohne sie wäre unser Wohlstand, der auf ausländische Arbeitskräfte angewiesen ist, stark gefährdet. Sie sind menschlich, kulturell und wirtschaftlich ein ,Gewinn’.“

Sindelfingen ist ein Ort friedlichen Zusammenlebens

Die Gemeinderatskollegin der Freien Wähler, Dorothee Kadauke, pflichtet ihm bei: „Wir sind eine Gruppe von Bürgern, die die Vielfalt in unserem Land begrüßt und sich nicht abbringen lässt von der Idee einer offenen, menschlichen und demokratischen Gesellschaft“, sagt sie. „Wir müssen jetzt aktiv werden für Toleranz und Respekt“, sagt Axel Finkelnburg (SPD) und fügt an: „In Sindelfingen leben und arbeiten täglich viele Menschen mit Migrationshintergrund zusammen. Wir wollen, dass dies so bleibt.“

Vieler derer, die Finkelnburg anspricht, sind beim größten Arbeitgeber der Stadt angestellt: Mercedes-Benz. Auch der Autokonzern positioniert sich klar: „Wir stehen für Vielfalt und engagieren uns aktiv für Toleranz und Offenheit. Bei uns arbeiten weltweit mehr als 170 000 Kolleginnen und Kollegen aus rund 145 Nationen zusammen. Diversität macht uns stark – das gilt heute und wird auch in Zukunft so sein. Die AfD vertritt wirtschaftspolitische und Teile der Partei sogar verfassungs- Positionen, die mit unseren Werten nicht vereinbar sind.“

Rechtsextreme Tendenzen verängstigen

Vor Ort seit Jahren aktiv in der Arbeit mit Menschen unterschiedlicher Nationen ist der AK Asyl. Der Sindelfinger Verein schreibt auf Anfrage: „Jegliche Form von Aktivitäten, die auf eine Spaltung der Gesellschaft ausgerichtet ist, lehnen wir ab. Dies widerspricht dem Artikel 1 des Grundgesetzes. Dass Asylsuchende und Geflüchtete zur Ursache von gesellschaftlichen Problemen gemacht werden, lenkt von eigentlichen Ursachen ab.“

Zwar äußerten sich Flüchtlinge selten zu politischen Entwicklungen im Land, dennoch beobachten die Sindelfinger Flüchtlingshelfer, was der Vormarsch rechtsextremer, antidemokratischer Ideen mit diesen Menschen macht: „Es ist offensichtlich, dass die ausgrenzende Politik Geflüchtete verängstigt und verunsichert. Dadurch wird die Integration erschwert.“