Der Stuttgarter Block steht: Dominik Nuguspanov (Mi.) und Manuel Harms (re.) Foto: Baumann

Die Zweitliga-Volleyballer von SV Fellbach und TSV Georgii Allianz liegen bei den Zielen, in der Tabelle und auf der Landkarte nahe beieinander. Die Rivalität sehen sie dennoch positiv.

FELLBACH/STUTTGART - Nirgendwo sonst in den Volleyball-Bundesligen gibt es zwei Teams, die im oberen Tabellendrittel nicht weit entfernt voneinander rangieren und gleichzeitig auch geografisch nahe beieinander liegen: Zum Spitzenspiel der zweiten Bundesliga Süd am 7. Februar beim SV Fellbach (20 Uhr/Gäuäckerhalle) reist der Tross des TSV Georgii Allianz Stuttgart mit der S-Bahn. Das Duell ist wichtig im Kampf um den Titel, um den Aufstieg aber geht es nicht: Nach oben will keines der beiden Teams.

Während die Fellbacher, 1998 noch deutscher Vizemeister, über mehrere Jahre Erfahrung in der ersten Liga verfügen, ist es für die Stuttgarter Studententruppe (mit einem Jahr Unterbrechung) nun die dritte Saison in Liga zwei – und mit Abstand die erfolgreichste. Die Herbstmeisterschaft wurde Mitte Dezember lautstark und ausgelassen in der Allianz-Kegelbahn in Vaihingen gefeiert. Die Gründe für den plötzlichen Höhenflug sieht Spielertrainer Frank Rüdinger nicht nur im Zugang des ehemaligen Beachvolleyball-Nationalspielers Malte Stiel. „Er strahlt viel Souveränität aus, die Last auf die Einzelspieler ist jetzt besser verteilt“, sagt er, „aber wir haben ja schon vergangene Saison ein Gefühl für die Liga bekommen und sind nun besser zusammengewachsen.“

Ja, die vergangene Saison. Da standen die Vaihinger im Januar auf einem Abstiegsplatz, nur durch den freiwilligen Rückzug des Konkurrenten TuS Durmersheim blieben sie am Ende in der Liga. Und jetzt fährt Stuttgart (31 Punkte) als Tabellenführer zum SV Fellbach (28 Punkte), der nur deshalb Fünfter ist, weil er zwei Spiele weniger absolviert hat als seine Konkurrenten – zuletzt stürzte der SVF Spitzenreiter GSVE Delitzsch durch einen 3:1-Erfolg.

Sowohl in Fellbach als auch in Stuttgart wird die Rivalität ausschließlich positiv gesehen. „Eine gesunde Konkurrenz“, nennt Marc-Oliver Mestmacher die Koexistenz der Topteams. Der TSV-Manager ist ein Volleyball-Urgestein in der Region, er kennt die Vereine genau. „Grund für den Aufschwung im Großraum Stuttgart sind engagierte Leute, die ein Ziel haben“, sagt Mestmacher. Die Fellbacher haben in Trainer Diego Ronconi seit mehreren Jahren eine Schaltzentrale, die Tag und Nacht Volleyball lebt und denkt. Sein Pendant in Vaihingen, nicht minder aktiv, ist Spielertrainer Frank Rüdinger.

Beide eint auch der Respekt vor dem jeweiligen Nachbarn. „Die Fellbacher haben etwas erreicht, wohin ich mit meinem Team gerne kommen möchte. Sie treten beständig auf, schlagen die Gegner aus der unteren Tabellenhälfte kompromisslos 3:0“, sagt Rüdinger, „wir lassen dagegen immer wieder Sätze liegen.“ Auch Fellbachs Ronconi lobt den Nachbarn: „Die Stuttgarter haben eine tolle Vorrunde gespielt, stehen völlig verdient da oben.“

Wenig Sponsoren trotz sportlichem Aufschwung

Im Januar absolvierten beide Teams gemeinsam ein Trainingslager mit Testspielen. Jetzt geht es um Zweitliga-Punkte. Im Hinspiel unterlag der SV Fellbach in der Vaihinger Hegelsporthalle 1:3. „Wir haben noch eine Rechnung offen“, sagt Ronconi angriffslustig. Rüdinger kontert: „Wir haben zuletzt zweimal von Schwaig und Rüsselsheim auf die Mütze bekommen. Das hat mir keinen großen Schmerz bereitet. Aber wenn wir in Fellbach verlieren würden, dann täte das richtig weh.“

Beide wollen gewinnen und am Ende den Titel holen, aber nicht aufsteigen. In der Bundesliga ist ein Etat zwischen 500 000 und einer Million Euro das absolute Minimum – und nicht zu stemmen. „Wir sind ja schon froh, wenn wir das Geld für die zweite Liga aufbringen können“, sagt Rüdinger, „nach der Partie in Leipzig zahlen die Spieler die Übernachtung selbst.“

Kollege Ronconi wundert sich über die fehlende Unterstützung im Großraum Stuttgart, einer der finanzkräftigsten Regionen Deutschlands: „Zusammen mit dem TV Rottenburg haben wir bei Männern und Frauen fünf Erst- und Zweitligisten. Die Volleyball-Region Stuttgart ist voll im Aufschwung.“ Auch TSV-Manager Mestmacher appelliert an die Unternehmen: „Volleyball-Fans sind eine große und kaufkräftige Gruppe.“

Bislang ist es ausschließlich das Herzblut für den Sport, das die einzelnen Akteure antreibt, auf diesem Niveau zu spielen. „Deshalb finden wir uns untereinander wohl auch so sympathisch. Wer so viel Freizeit investiert, kann sich einfach nicht leisten, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die schlechte Stimmung verbreiten“, sagt Diego Ronconi (50), der im badischen Bühl wohnt und seit mehreren Jahren vier- bis fünfmal pro Woche nach Fellbach fährt. Das ist Enthusiasmus pur – ohne das Ziel, irgendwann erstklassig sein zu können.

www.allianz-volleyball.de

www.svfvolleyball.de

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