Jubel: Stuttgarts Volleyballerinnen feiern den Halbfinaleinzug Foto: Baumann

Klarer 3:0-Sieg über den USC Münster im entscheidenden dritten Spiel: Volleyball-Bundesligist Allianz MTV Stuttgart zieht erstmals in der Vereinsgeschichte ins Halbfinale um die deutsche Meisterschaft ein.

Stuttgart - Der psychische Stresstest – Siegen oder Fliegen – ist bestanden. Allianz MTV Stuttgart hat im entscheidenden dritten Viertelfinalspiel den USC Münster mit 3:0 (29:27, 25:21, 25:19) geschlagen. Wie in allen K.-o.-Spielen in dieser Saison zeigten Stuttgarts Volleyball-Frauen eine bestechende Nervenstärke – und ein kleines bisschen Rachelust für die überraschende Niederlage vom vergangenen Sonntag schwang ebenfalls mit.

„Da hatte uns die letzte Leidenschaft und Konsequenz gefehlt. Wir wollten es ihnen heute zeigen“, sagte Zuspielerin Mareike Hindriksen. „Das haben wir deutlich getan.“ Dann verschwand sie im Getümmel der 1100 Fans, die mit der Mannschaft den ersten Halbfinal-Einzug seit dem Aufstieg im Jahr 2008 feierten.

Trotz des relativ klaren Ergebnisses konnte das Stuttgarter Team während der 83-minütigen Partie sich nie seiner Sache sicher sein. Die Gäste aus Westfalen, das jähe Saison-Aus vor Augen, kämpften bis zum letzten Ball. Nichole Lindow (12 Punkte) hüpfte nach dem Matchball vor Freude am Netz entlang. „Jetzt können wir ein bisschen durchatmen. Der Druck war schon ziemlich groß. Ich habe seit Sonntag sehr schlecht geschlafen“, sagte die US-Amerikanerin, die mit ihrer Mittelblock-Kollegin Micheli Tomazela Pissinato (11 Punkte) am erfolgreichsten agierte. Das Geheimnis: die Annahme funktionierte besser. Damit konnte der bereits mehrfach gezeigte variable Angriff über die verschiedenen Positionen die Gäste vor schwere Aufgaben stellen.

"Träumen vom Titel"

Mitten im Getümmel auf dem Spielfeld stand Manager Bernhard Lobmüller und genoss die Szene. „Für mich ist das Erreichen des Halbfinales so etwas wie: Wir haben es geschafft. Alles was jetzt kommt, bedeutet Freude pur“. Dann grübelte er kurz und ergänzte: „Ein bisschen Träumen vom Titel, das ist schon erlaubt.“

Aufgrund des zweiten Tabellenplatzes nach der Normalrunde hat seine Mannschaft nun Heimrecht und empfängt am nächsten Mittwoch den Schweriner SC (19 Uhr, Scharrena). Der zehnfache deutsche Meister und fünffache Pokalsieger ist derzeit zusätzlich im Europapokal-Wettbewerb eingespannt. Zeitgleich zum Stuttgarter Erfolg über den USC Münster schlug das Team von Trainer Felix Koslowski den türkischen Erstligisten Bursa BBKB im ersten Halbfinalspiel des CEV-Challenge-Cups mit 3:1 und hat nun große Chancen auf den Finaleinzug. Vielleicht bedeutet diese mehrfache Belastung sogar einen kleinen Vorteil für die Stuttgarterinnen.

Trainer Guillermo Naranjo Hernández sieht dieser spannenden Aufgabe gegen das Top-Team aus Mecklenburg-Vorpommern jedenfalls völlig entspannt entgegen. „Alles, was jetzt kommt, müssen wir genießen. Alles, was wir jetzt noch erreichen, ist ein Geschenk“, sagte der spanische Coach. „Schwerin hat auf jeden Fall mehr Druck als wir.“ Außerdem hat seine Mannschaft aufgrund der besseren Tabellenposition zweimal Heimrecht. „Und in dieser Saison haben sie bei uns noch nicht gewonnen“, betonte Hernández und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.