Was in Deutschland nicht immer funktioniert, will das Rathaus in Jerusalem nun auf ihre bislang einzigartigem Weg erreichen: Sie spannt die Molekularbiologie ein. Das Plakat hat ein Hockeyspieler vom Berliner TuS Lichterfelde entworfen, weil er beim Lauftraining in der Hauptstadt wiederholt in Hundekot getreten war. Foto: dpa

Jerusalem will das Problem herumliegender Hundehaufen mit einer ungewöhnlichen Idee lösen.

Jerusalem - Im Jerusalemer Rathaus hat man es satt, dass Hundebesitzer die Häufchen ihrer Vierbeiner nicht aufsammeln. Als erste Stadtverwaltung der Welt will Jerusalem deshalb für den Kampf gegen den Kot der Vierbeiner jetzt die Molekularbiologie einspannen. Eine Datenbank mit dem genetischen Material aller Vierbeiner soll dabei helfen, Umweltverschmutzer zu überführen. Umgerechnet 100.000 Euro will die Stadt es sich kosten lassen, um die DNA aller Hunde in der Stadt molekularbiologisch zu erfassen und zu speichern.

„Viele Hundebesitzer lassen trotz intensiver Aufklärung vonseiten der Stadt den Kot ihrer Vierbeiner auf Bürgersteigen und in Parks liegen“, hieß es in einer Erklärung. Dies stelle nicht nur „eine ästhetische und olfaktorische Belästigung dar, sondern auch eine Gefährdung der öffentlichen Gesundheit“. Bakterien und Parasiten in den unappetitlichen Häufchen könnten andere Haustiere und Menschen infizieren und zu schweren Krankheiten führen.

Um undisziplinierten Hundebesitzer auf die Schliche zu kommen, wird ab 2013 jedem der 11.000 in Jerusalem registrierten Hunde eine Speichelprobe abgenommen. „Die schicken wir in ein Labor, das die DNA extrahiert und analysiert“, sagt der städtische Tierarzt Dr. Sohar Dvorkin. „In Zukunft können städtische Aufseher jeden Hundehaufen genetisch analysieren lassen. So wird eindeutig festgestellt, welches Tier ihn hinterlassen hat“, sagt Dvorkin.

Pro Haufen werden 150 Euro fällig

Jerusalem ist nicht die erste Stadt, die versucht, dieses Modell umzusetzen. Petach Tikwah an der Küste wollte bereits 2008 solch eine Datenbank einrichten. Die „New York Times“ krönte die Idee damals zu einer „der besten Einfälle des Jahres“. Doch das Projekt scheiterte, weil die städtischen Verordnungen es nicht zuließen, Hundeeigentümer zur Abgabe einer Speichelprobe zu zwingen: „Das ist in Jerusalem anders“, sagt Dvorkin. „Um die öffentliche Gesundheit sicherzustellen, kann ich hier solch eine Anweisung geben.“ Er ist zuversichtlich, schließlich kämen ja auch 95 Prozent der Hundebesitzer der Anordnung nach, ihre Vierbeiner jedes Jahr impfen zu lassen. Nur rund zehn Prozent der Hunde in Jerusalem seien nicht registriert.

Die Einrichtung der Datenbank wird die Stadt rund 40 Euro pro Hund kosten, die Strafe für nicht eingesammelte Häufchen soll 150 Euro betragen: „Trotzdem wird es wohl ein Verlustgeschäft“, beteuert Dvorkin. „Aber es geht nicht darum, mehr Strafen einzusammeln, sondern darum, die Ästhetik und Gesundheit unserer Stadt zu verbessern.“

Andere israelische Städte könnten bald folgen: Unlängst verlor etwa die Stadt Tel Aviv einen Prozess gegen eine Hundebesitzerin, die angeblich das Häufchen ihres Lieblings nicht eingesammelt hatte. Vor Gericht argumentierte Talila Josefi, es sei nicht erwiesen, dass ihre kleine Sketchy den Haufen ausgeschieden habe: „Sie hatte an dem Tag schon ihr Geschäft gemacht. Das Häufchen war ohnehin schon alt und ganz kalt“, erklärte Josefi dem Richter. Der sprach sie frei, weil der Aufseher sich geweigert hatte, die Temperatur des Hundehaufens mit eigenen Händen zu prüfen und so den notwendigen Beweis der Frische und damit der Schuld zu erbringen. „Bisher können die Aufseher nur einen Strafzettel ausstellen, wenn sie Hund und Herrchen auf frischer Tat ertappen. Die Datenbank wird es uns ermöglichen, die Täter auch lange nach ihrem Vergehen aufzuspüren“, hofft Dvorkin.