Khalid Boulahrouz Foto: Baumann

Beim VfB häufen sich die Muskelverletzungen. Die Spieler zollen der hohen Belastung Tribut.

Stuttgart - Muskelverletzungen sind alltäglich im Profifußball. Beim VfB Stuttgart häufen sie sich allerdings. Kein Grund zur Panik, beruhigt Mannschaftsarzt Raymond Best: "Das sind Phasen, die immer mal auftreten, speziell zum Saisonanfang."  

Khalid Boulahrouz muss drei Wochen pausieren. Die Diagnose lautet: Muskelfaserriss in der rechten Wade. Damit befindet sich der Niederländer in der Bundesliga in prominenter Gesellschaft. Ob der Münchner Miroslav Klose, der Hamburger Ruud van Nistelrooy, der Bremer Claudio Pizarro, Lauterns Florian Dick oder Frankfurts Alexander Meier - alle fehlen aus dem gleichen Grund.

Für den VfB ist das ein schwacher Trost. Die Roten sind vom teuflischen Spiel der Muskeln zurzeit doppelt und dreifach betroffen: Außer Boulahrouz, der sich schon die dritte Verletzung in dieser Saison eingehandelt hat, laboriert auch Serdar Tasci (Oberschenkel) an einem Faserriss, vor kurzem hatte es Christian Gentner (Hüfte) erwischt. Hinzu kommen Muskelzerrungen wie bei Zdravko Kuzmanovic, Martin Harnik und Stefano Celozzi. Ist das Zufall? Oder läuft im Training etwas falsch? Auffällig ist: Seit Jens Keller das Ruder übernommen hat, gab es drei Muskelfaserrisse - zuvor war es seit Saisonbeginn nur einer (Stefano Celozzi im August).

Mannschaftsarzt Raymond Best ist weit davon entfernt, in Panik zu verfallen. Für den Mediziner bewegt sich die Ausfallquote im grünen Bereich: "Zurzeit fällt es nur auf, weil die Einschläge dichter beieinanderliegen." Das hat seine Gründe. Seit dem Dienstantritt von Jens Keller hat der VfB acht Spiele in vier Wochen absolviert, und in keinem konnte er sich schonen. Mehr noch: In jeder Partie mussten die Spieler an ihre Leistungsgrenze gehen - und darüber hinaus. Die sportliche Schieflage in der Bundesliga und die mühsame Aufholjagd kosten übermäßig viel Kraft. "Wir müssen extrem viel laufen, extrem hart arbeiten und extrem intensiv kämpfen. Das geht selten ohne körperliche Spuren für die Spieler ab", sagt Raymond Best. Mannschaften wie Borussia Dortmund, die von Erfolg zu Erfolg eilen, haben ihren Rhythmus gefunden. "Bis andere Clubs so weit sind, geht häufig ein Drittel oder die Hälfte der Saison vorbei", weiß Best.

Dagegen hilft eine hohe Dosierung der körperlichen Belastung im Training. "Präventiv lässt sich einiges machen durch Dehn- und Stabilisierungsübungen oder durch Phasen zwischen den Spielen, in denen sich die Muskelstrukturen erholen können", sagt Best. Das erfordert Disziplin von allen Beteiligten: Gerade dann, wenn es sportlich nicht läuft, ist die Versuchung groß, die Defizite durch mehr und intensiveres Training aufzuholen.