So könnte das neue VfB-Trikot aussehen Foto: Montage/Lange

Marketingchef Röttgermann und Präsident Mäuser verhandeln über Vertrag mit Hauptsponsor.

Stuttgart - Am Mittwochabend, kurz vor 18 Uhr, schwebte die Maschine aus Doha in Frankfurt/Main ein. Mit an Bord: Jochen Röttgermann, Geschäftsführer der Marketing-GmbH des VfB Stuttgart und Präsident Gerd Mäuser. Die beiden kehrten von mehrtägigen Verhandlungen aus Katar zurück. Zwar noch nicht mit einem unterschriftsreifen Vertrag in der Tasche, aber mit der realistischen Aussicht auf einen Deal mit Qatar Airways. Zwar schweigen sich die Verhandlungspartner über das Vertragsvolumen hartnäckig aus, nach Informationen unserer Zeitung soll es aber bei rund acht Millionen Euro liegen. „Wir verhandeln zurzeit mit verschiedenen Unternehmen“, sagte Jochen Röttgermann am Mittwochabend und bat um Verständnis, „deshalb werde ich nichts zu wer, wann oder wo sagen.“

Zuletzt war nach Recherchen unserer Zeitung auch die Lebensmittelkette Edeka in Gesprächen mit dem VfB. Es kam aber nicht zu einer Einigung.

Gazi-Vertrag läuft zum Saisonende aus

Gazi, das Vertriebsunternehmen für Molkereiprodukte, zahlt knapp sechs Millionen Euro pro Jahr. Der Vertrag mit dem Betrieb des VfB-Aufsichtsratsmitglieds Eduardo Garcia läuft am Saisonende aus. Garcia half auf Bitten des damaligen Präsidenten Erwin Staudt dem VfB vor zwei Jahren aus höchster Not, als nach dem Ausstieg des Energieversorgers EnBW in wirtschaftlich sehr schwierigen Zeiten kein größeres Unternehmen bereit war, sich beim VfB zu engagieren. „Mein Herz hängt seit meiner Jugend sehr am VfB“, sagte Eduardo Garcia am Mittwoch , „deshalb freue ich mich sehr, wenn der Verein einen prominenten und finanzkräftigen Sponsor findet.“

Es ist kein Geheimnis, dass er sich von dem Doppelpass mit dem VfB vor allem mehr internationale Bekanntheit versprochen hatte. Doch Europa-Liga oder gar die Champions League sind derzeit auf dem Cannstatter nicht mehr als eine Fata Morgana. Garcia wäre offenbar sogar bereit über eine Verlängerung seines Engagements bei den Roten zu reden. Aber nur zu deutlich günstigeren Konditionen und nur für den Fall, dass sich kein anderer Sponsor finden sollte.

Qatar Airways will in die Bundesliga

Deshalb fliegen die VfB-Chefs jetzt auf das expandierende Unternehmen aus dem arabischen Land, das seinen Reichtum auf große Vorräte an Öl und Gas gründet. Bayer Leverkusen pflegt im Jugendbereich schon seit längerem eine Partnerschaft mit Katar, das sein internationales Ansehen weiter steigern will. Der FC Bayern und der FC Schalke 04 bezogen während der Winterpause in Doha ihr Trainingslager. Ex-Nationalspieler Uli Stielike und andere Experten aus dem deutschen Sport arbeiten schon seit Jahren als Aufbauhelfer im Orient. Stielike derzeit als Trainer von Al-Sailiya in Doha.

Wenn die Präsentation von Werbe-Konzepten und Sport-Strategien der vergangenen Tage im Golfstaat überzeugen konnte, dann leuchtet zu Beginn der nächsten Saison der Schriftzug von Qatar Airways auf dem weißen Trikot mit dem roten Brustring. Die Fünf-Sterne-Fluglinie, zu 50 Prozent im Besitz der königlichen Familie, startet bisher dreimal pro Woche von Stuttgart nach Doha. Außerdem werden Frankfurt, München und Berlin angeflogen.

Qatar Airways sucht nach einem Sponsoring-Partner in der Bundesliga

Unbestritten ist: Qatar Airways sucht schon seit längerem nach einem Sponsoring-Partner in der Bundesliga. 2022 steigt die Fußball-Weltmeisterschaft am Arabischen Golf, Katar hat überdies angekündigt, sich für Olympische Spiele zu bewerben. Qatar Airways erhofft sich über die Partnerschaft mit dem Sport florierende Geschäfte. Da kann es nicht schaden, wenn die Fluglinie von der arabischen Halbinsel ihren Bekanntheitsgrad weiter steigert. Außerdem wird Ende des Jahres der neue Flughafen in der Hauptstadt des Emirats eingeweiht. Er ist auf jährlich 50 Millionen Passagiere ausgelegt. Und das ist noch nicht alles: Die Deutsche Bahn ist exklusiver Partner der Qatar Railways Company (RAIL) beim Aufbau eines schienengebundenen Verkehrssystems. Gesamtvolumen des Auftrags: 17 Milliarden Euro. Kein Geheimnis ist: In dem 1,7 Millionen Einwohner zählenden Emirat schätzt man deutsche Ingenieurkunst und Zuverlässigkeit.

Das alles klingt verheißungsvoll für den VfB, doch wer das Geschäft kennt, weiß: Oft scheitern solche Verträge in letzter Sekunde an den Details. Der Familienclan um das Staatsoberhaupt Scheich Hamad ibn Chalifa Al Thani ist bekannt für eine zähe und knallharte Verhandlungsführung. Und Präsident Gerd Mäuser konnte in Doha die Bundesliga-Tabelle nicht schnell mal auf den Kopf stellen. Das internationale Geschäft verfolgt der Verein für Bewegungsspiele nach menschlichem Ermessen auch in der kommenden Saison nur am Fernseher. Was die Verhandlungen erschwerte. Mäuser und Röttgermann versuchten deshalb mit der schmucken Mercedes-Benz-Arena und ihren Vermarktungsmöglichkeiten zu punkten. Sie verwiesen auf das große Einzugsgebiet des Clubs und auf einen Wirtschaftsraum, der zu den größten und reichsten in Europa zählt.