Der VfB testet derzeit eine Sonnenbank für den Rasen in der Mercedes-Benz-Arena. Hier eine Aufnahme des Stadions aus dem August 2011. Und so macht ... Foto: Benjamin Beytekin

Abends leuchtet das Stadion zuweilen taghell – als hätte jemand das Flutlicht angeknipst: Sonnenbank in der Mercedes-Benz-Arena soll Austausch des Grüns verhindern und Kosten sparen.

Stuttgart - Passanten und Autofahrer rund um die Mercedes-Benz-Arena wundern sich seit einiger Zeit. Abends leuchtet das Stadion zuweilen taghell – als hätte jemand das Flutlicht angeknipst. Dabei spielen weder der VfB noch die Rolling Stones in der Arena. Nein, der VfB testet zurzeit eine künstliche Beleuchtungsanlage für den Rasen.

In der Mercedes-Benz-Arena herrscht also eitel Sonnenschein – wenn es sein muss, Tag und Nacht. Dann beleuchten in drei Metern Höhe ein paar hundert Lampen, jede 1000 Watt stark, den Rasen auf einer Fläche, die fast die Hälfte des Spielfeldes abdeckt. Mehr noch, sie beheizt ihn auch. Die Strahler gaukeln dem Grün vor, dass Sommer herrscht, auch wenn ringsherum Schnee liegt. Und so sorgen sie dafür, dass Wachstum und Dichte des Rasens zunehmen.

Das ist in Zeiten immer höherer und steilerer Tribünen und immer größerer Dachkonstruktionen wichtiger denn je. Denn dadurch verschlechtern sich die Lichtverhältnisse in den Stadien, einige Rasenbereiche liegen fast gänzlich im Schatten – wogegen zwei Techniken erfunden wurden. Die eine sieht vor, die Grünfläche aus dem Stadion zu rollen und sie dort mit Sonnenlicht, Luft und Regenwasser zu versorgen. Die andere besteht aus einer fahrbaren, beliebig ausbaufähigen Stahlkonstruktion, die über die Grashalme gleitet und mittels UV-Strahlung das Wachstum steigert und kahle Stellen verhindern hilft. Spezielle Gummireifen machen die Konstruktion sehr beweglich, ohne den Rasen zu beschädigen. Eine solche Anlage hat der VfB zurzeit angemietet. Die Verantwortlichen in anderen Städten und Stadien haben mit ihr schon beeindruckende Erfahrungen gemacht. „Nachdem wir unsere Anlage zwei Tage getestet hatten, mussten wir schon den Rasen mähen – und das bei minus sieben Grad“, sagt Jens Hünten, Greenkeeper des Bremer Weserstadions.

In England pflegen 32 Vereine ihren Rasen mit Strom aus der Steckdose

Die Anlage des VfB stammt von der Firma SGL Concept im niederländischen Waddinxveen. Sie hat weltweit schon 105 Arenen ausgestattet oder beraten. Allein in Deutschland haben neun Clubs Einheiten angemietet oder gekauft. In England pflegen 32 Vereine ihren Rasen mit Strom aus der Steckdose. Sparsam ist dies allerdings nicht. Je nachdem wie häufig die Anlage pro Jahr in Betrieb ist, könnte man mit dem benötigten Strom zwischen 200 und 300 Haushalte ein Jahr lang versorgen.

Der VfB testet seine Anlage noch bis zum Ende der laufenden Saison. Dann entscheidet der Verein, ob ein Kauf in Frage kommt. Der Preis richtet sich nach der Größe der Konstruktion, ein Richtwert sind rund 500.000 Euro. Das ist erst einmal eine Menge Geld, doch diese Summe relativiert sich. Denn durch die künstliche Beleuchtung lässt sich bestenfalls der jährliche (oder noch häufiger notwendige) Austausch des Rasens vermeiden, und der kommt auch jedes Mal auf knapp 150.000 Euro.