Junges Gespann: VfB-Cheftrainer Hannes Wolf (li.) und sein Co Miguel Moreira Foto: Baumann

Der Werdegang von VfB-Trainer Hannes Wolf und seinem Assistenten Miguel Moreira ist alles andere als gewöhnlich. Die beiden verbindet eine enge Freundschaft.

Stuttgart - In den vergangenen Jahren gaben sich beim VfB Stuttgart nicht nur die Cheftrainer die Klinke in die Hand, auch für ihre Assistenten galt meist: heute hier, morgen dort. Ob Armin Reutershahn, André Trulsen, Remy Reynierse oder der aktuell zum FC St. Pauli abgewanderte Olaf Janßen: Ihr Schicksal war jeweils eng mit ihren Chefs verbunden – und beim VfB meist nach kurzer Zeit wieder besiegelt.

Was die enge Bindung zu seinem Chef angeht, bildet Miguel Moreira keine Ausnahme. Der 33-Jährige ist mehr als nur die rechte Hand von Hannes Wolf, seit Jahren sind die beiden eng befreundet. Und doch unterscheidet sich die Geschichte des Sohns portugiesischer Einwanderer von der vieler anderer Co-Trainer im deutschen Profifußball.

Sie beginnt in Aplerbeck, einem Stadtteil von Dortmund, beim Amateurclub ASC 09. Miguel Moreira geht seiner Leidenschaft nach, dem Fußball. Der gebürtige Dortmunder ist ein guter Stürmer, für mehr als höheres Amateurniveau reicht es aber nicht. Was aber kein Problem ist für Moreira, da er beruflich andere Pläne verfolgt. Der Physiotherapeut baut mit seiner Frau eine Praxis auf und macht sich selbstständig. Lymphdrainage, manuelle Therapie und Krankengymnastik bestimmen seinen Alltag.

Gefürchtetes Sturmduo in der Westfalenliga

Das Kicken ist Ausgleich. Beim ASC bildet er mit Hannes Wolf ein gefürchtetes Sturmduo in der Westfalenliga. Gemeinsam bewohnen sie eine WG, irgendwann steigt Wolf zum Spielertrainer auf, Moreira ist sein Kapitän. Die beiden harmonieren so gut, dass der Ältere den Jüngeren Jahre später mit zu Borussia Dortmund nimmt, als Wolf dem Lockruf von Jürgen Klopp folgt. Besonders beeindruckt ist Wolf von Moreiras „klaren Ansprachen“.

Die Geschichte vom rasanten Aufstieg von Dortmunds Amateurfußballer des Jahres zum Nachwuchscoach beim Topclub ist bekannt. „In dieser Zeit ist etwas Besonderes entstanden zwischen uns“, erzählt Moreira. Eine gemeinsame Idee von temporeichem, attraktivem Fußball, aber auch verbindende Auffassungen vom Leben. Mittlerweile sind auch ihre Frauen gut befreundet.

Rückblickend sagt der 33-Jährige über seinen Einstieg ins Profigeschäft: „Das war schon ein kleines Abenteuer, in das wir uns da gestürzt haben. Letztlich war auch ein bisschen Glück dabei.“ Moreira glaubt „die richtigen Mannschaften zur richtigen Zeit“ trainiert zu haben. Die A- und B-Junioren des BVB, mit denen das Trainerduo Meistertitel gewinnt. War der Einstieg bei Borussia Dortmund noch ein „kleines Abenteuer“, so glich der Wechsel nach Stuttgart einer wilden Expedition. „Eine komplett verrückte Geschichte“, meint der 33-Jährige, der rein altersmäßig locker noch selbst den Bällen hinterherjagen könnte. Moreira schlief gerade vier Nächte in seinem frisch sanierten Haus, als die Anfrage von Sportvorstand Jan Schindelmeiser kam. Die Entscheidung provozierte die eine oder andere schlaflose Nacht – dann folgte Moreira seinem Gefühl und Wolf zum VfB. „Ich hätte mir das nie träumen lassen“, sagt der Vater einer zehn Monate alten Tochter, „auf einmal arbeitet man mit Spielern zusammen, die man nur aus dem Fernsehen kennt.“

Nicht zuständig für Spaß und Unterhaltung

Mittlerweile recht erfolgreich. Zehn Punkte aus fünf Spielen lautet die Zwischenbilanz des Trainerduos, dessen Rollen klar verteilt sind. Wolf ist der Chef – auch auf dem Trainingsplatz. Wo andere Trainer wie Vorgänger Jos Luhukay ihre Assistenten gerne mal ganze Einheiten leiten lassen, marschiert Wolf stets vorneweg. Moreira ist mehr Beobachter und Arbeiter im Hintergrund. Dank seiner Zweisprachigkeit gibt er außerdem einen prima Dolmetscher für den Portugiesen Carlos Mané ab. Und so freundlich sich der 33-Jährige im Umgang gibt – Respektprobleme im Team hat der Trainernovize keine. Oder wie Hannes Wolf es ausdrückt: „Er ist nicht derjenige, der in der Kabine für Spaß und Unterhaltung zuständig ist.“ Doch das muss auch nicht die vordringlichste Aufgabe von Miguel Moreira sein, dem etwas anderen Co-Trainer beim VfB.