Vedad Ibisevic trägt das Traditionstrikot mit durchgehendem Brustring Foto: VfB Stuttgart

Bisher haben sich 4200 Fans das Shirt gesichert – deshalb ist es mehr als fraglich, ob das Trikot nach der Phase des Vorkaufsrechts bis zum 12. September überhaupt in den freien Verkauf gelangen wird.

Stuttgart - Irgendwie ist es schon ein bisschen skurril, dass ein Trikot, das ans Jahr 1950 angelehnt ist, für einen Systemabsturz in einem Internet-Verkaufskanal sorgt – aber so etwas kann offenbar schon mal passieren, wenn Tradition auf Moderne trifft.

Der VfB wird am 9. September 120 Jahre alt und hat zu diesem Anlass ein Traditionsleibchen (limitierte Auflage, 5000 Stück) anfertigen lassen – und im Netz geht es deshalb drunter und drüber. Der Ansturm auf das flotte Teil ist so groß, dass der Verkaufskanal im Internetshop des VfB zusammenbrach. Dauerkartenbesitzer und Mitglieder haben ein Vorkaufsrecht – der Filter, der im Shop vorgeschaltet war, um dieses Recht zu garantieren, sei über die Belastungsgrenze geraten, heißt es vonseiten des VfB.

Nun aber ist das Problem behoben, und der Ansturm auf das Trikot, dessen Design an das Leibchen aus dem Jahr 1950 angelehnt ist, als der Club aus Cannstatt zum ersten Mal deutscher Meister wurde, kann weitergehen. Bisher haben sich 4200 Fans das Shirt gesichert – deshalb ist es mehr als fraglich, ob es nach der Phase des Vorkaufsrechts bis zum 12. September überhaupt in den freien Verkauf gelangen wird. Die Traditionsleibchen mit dem roten Brustring (Preis pro Stück 93 Euro) werden dann wohl schon ausverkauft sein.

Originalrasen im Schlüsselanhänger gibt’s gratis dazu

Wer sich das Trikot ergattert, bekommt übrigens noch einen Schlüsselanhänger mit eingegossenem Originalrasen aus der Mercedes-Benz-Arena und ein vom VfB-Vorstand unterschriebenes und personalisiertes Echtheitszertifikat dazu. Die Profis werden das Retro-Trikot anlässlich des Jubiläums im Bundesliga-Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt am 22. September tragen.

Der VfB schreibt Tradition groß, er stößt dabei aber auch an seine Grenzen. Denn nicht nur der Internetshop machte dem Club aus Cannstatt kurzzeitig Sorgen – auch mit der Deutschen Fußball-Liga (DFL) gab es etwas zu klären. Eines der Steckenpferde des Traditionstrikots ist der durchgehende rote Brustring – weil die DFL eigentlich aber vorschreibt, dass auf der Rückseite der Trikots nur der Vereinsname, der Name des Spielers und die Rückennummer stehen darf und ansonsten alles frei von weiteren Motiven bleiben muss, war das diplomatische Geschick der VfB-Strategen gefragt – mit Erfolg. Die DFL lenkte ohne größeres Murren ein, da es sich um eine einmalige Sache handelt. Ein VfB-Sprecher spricht in diesem Zusammenhang von einem „konstruktiven Entgegenkommen“.

Eine Auflage der DFL aber muss der VfB erfüllen. Im Gegensatz zu den Hemden von 1950 müssen die Spielernamen in der Partie gegen die Eintracht auf dem Rücken stehen – damals prangte nur die Nummer der Akteure um VfB-Legende Robert Schlienz auf der Rückseite. Und weil Trikotsponsoren damals noch fast so weit weg waren wie das Internet, war es nun das Ziel des VfB, dass die Profis gegen Frankfurt wie im Jahr 1950 ohne Geldgeber auf der Brust auflaufen. Wenn schon Tradition, dann richtig. Die Mercedes-Benz-Bank ließ sich nicht lumpen und lenkte ein – und erntete vor dem Heimspiel gegen 1899 Hoffenheim (6:2), als das Retro-Shirt ohne Sponsor vorgestellt wurde, warmen und öffentlichkeitswirksamen Applaus aus der Cannstatter Kurve.