An der Spitze der Opposition: Thomas Weyhing (li.) und Björn Seemann Foto: Pressefoto Baumann

Björn Seemann und Thomas Weyhing präsentieren "Stuttgarter Weg" - neues Konzept gefordert.

Stuttgart - Man kann durchaus behaupten, es habe eine gewisse Spannung in der Luft gelegen am Dienstagabend im Stuttgarter Ratskeller. Aber das war ja auch kein Wunder, schließlich präsentierten sich erstmal diejenigen Personen, die das nicht ganz unbescheidene Ziel verfolgen, den VfB Stuttgart neu aufzustellen. Inhaltlich, und, wenn's denn sein muss, auch personell. Die, die dem Ruf von Björn Seemann, Niederlassungsleiter eines Schweizer Bankhauses, und von Thomas Weyhing, dem ehemaligen VfB-Direktor, folgten, waren mit allerhand Erwartungen gekommen. Als das Gespräch nach gut einer Stunde aber zu Ende war, gab es viele fragende Blicke - weil eben doch vieles unklar und wenig konkret geblieben war.

Fakten jedenfalls hatte das Duo, das als Spitze dieser Oppositionsbewegung zur derzeitigen Führung der Roten um Präsident Erwin Staudt gilt, nicht viele mitgebracht. Nur so viel: Der Gruppe von "acht bis zehn Personen" (Seemann) gehe es darum, den VfB Stuttgart mit einem neuen Konzept samt entsprechender Leitlinien auszustatten. Dies stehe dann über allem, auch über möglichen Namen, die dann auch gar nicht genannt wurden. Dies zum jetzigen Zeitpunkt zu tun, "wäre unseriös", sagte Seemann, der aber immerhin bestätigte, dass der ehemalige VfB-Profi Karl Allgöwer nicht zum vorgesehenen Team gehöre.

Ansonsten dominierten Schlagworte, die war schön klangen, aber doch nur oberflächlich beschrieben, wie der VfB aus Sicht Seemanns künftig funktionieren soll. Ein Beispiel: Die Fans sollen mehr eingebunden werden. Wie das aussehen soll? Seemann: "Das muss man dann sehen." Oder: Im Prinzip müsse die Meisterschaft in jedem Jahr Ziel des VfB sein. Wie das zu schaffen ist? Seemann: "Ziele müssen bezahlbar sein." Und: "Der Erfolg kommt automatisch, wenn unser Konzept umgesetzt wird." Doch selbst die Frage, wer es umsetzen soll, blieb unbeantwortet.

"Wir sind keine Aufständischen"

Björn Seemann, 39 Jahre alt und in Cannstatt geborener Familienvater, versicherte jedenfalls, sein Ziel sei es nicht, Präsident der Roten zu werden. " Wir sind keine Aufständischen", sagte er, "wir wollen niemanden stürzen." Auf die Fragen, ob er denn für das Präsidentenamt seinen Job als Banker aufgeben würde, ging er trotzdem ein: "Das ist eine schwierige Frage." Bis drei Wochen vor der Mitgliederversammlung (die noch nicht terminiert ist) will sich das Bündnis Zeit lassen, den Kandidaten zu bestimmen, der Erwin Staudt herausfordern soll - was ja ohnehin gar nicht so einfach möglich ist.

Die Satzung des VfB nämlich sieht vor, dass der Aufsichtsrat die Präsidentschaftskandidaten nominiert. Mit Dieter Hundt, dem Chef des Kontrollgremiums, hat Björn Seemann bislang aber noch keinen Kontakt aufgenommen. Das könnte in den nächsten Wochen und Monaten passieren, denn Seemann und Weyhing schlossen auch nicht aus, dass sie in Zukunft die jetzige Führung der Roten unterstützen. Aber eben nur unter der Bedingung, dass sie sich ihr Konzept, das ebenfalls erst kurz vor der Mitgliederversammlung ausführlich präsentiert werden soll, zu eigen macht. Außerdem fordert Seemann, dass künftig mehr als zwei Personen den Vorstand des VfB bilden, man benötige dort die "Kernkompetenz Fußball". All das nennen Weyhing und Seemann den "Stuttgarter Weg".

Wie der genau verläuft, scheint noch offen, und bis zur endgültigen Klärung wird es auch noch dauern. Mit Blick auf die prekäre sportliche Lage will sich die Opposition nämlich bis zum Ende der Bundesligasaison nicht mehr öffentlich äußern.

Wie inzwischen bekannt wurde, will Aufsichtsratschef Dieter Hundt der Opposition beim VfB Stuttgart nicht entgegenkommen. „Zu einer Satzungsänderung besteht keine Notwendigkeit“, sagte er der Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch. „Der Präsident wird vom Aufsichtsrat vorgeschlagen und dann von den Mitgliedern demokratisch gewählt.“