Der Ärger über die 2:4-Niederlage beim Tabellenzweiten Bayer Leverkusen sitzt bei Tamas Hajnal tief. Er war – wie alle seine Kollegen – maßlos enttäuscht. Foto: dpa

Die Roten holen in Leverkusen zweimal einen Rückstand auf – und stehen mit leeren Händen da.

Leverkusen - Zweimal ins Spiel zurückgefunden und am Ende dennoch verloren: Der VfB Stuttgart erlebte beim 2:4 bei Bayer Leverkusen ein Wechselbad der Gefühle. Die Roten verpassten mit der unnötigen Niederlage den Anschluss zu den Nichtabstiegsplätzen.

Es hat so gut ausgesehen nach gut einer Stunde Spielzeit. Der VfB hatte erneut einen Rückstand aufgeholt. Es stand eine Stuttgarter Einheit auf dem Platz. Jeder Spieler lief für den anderen. Die Roten waren dem 3:2 näher als der Tabellenzweite Bayer Leverkusen. Die Werkelf fand kein Mittel gegen kompakte Stuttgarter, die weiter Nadelstiche setzten. Shinji Okazaki schoss knapp am Tor vorbei, Cacau traf nach 61 Minuten den Pfosten. Das VfB-Siegtor bahnte sich an.

Und dann kam alles ganz anders.

4:2 für Leverkusen hieß es am Ende. Der VfB brachte sich selbst um den verdienten Lohn. Eine Unachtsamkeit nach einer Standardsituation, Stefan Reinartz köpfte den Ball ins Tor der Roten - und es stand nach 81 Minuten 3:2 für Leverkusen. Der VfB verpasste damit den Anschluss nach oben und hat als Vorletzter vier Punkte Rückstand auf Relegationsplatz 16.

Bei diesen Fakten fällt es schwer, positiv zu denken. Trainer Bruno Labbadia tat es trotzdem. "Wir haben vieles richtig gemacht und waren dem Siegtreffer näher als Leverkusen", sagte er. "Das 3:2 war aber sehr ärgerlich. Wir haben nach dem Eckball nur den Ball im Blick und verlieren Reinartz aus den Augen, zudem stehen ein paar unserer Spieler auf der Torlinie und hätten das Tor vielleicht verhindern können."

Die Leistung in Leverkusen sollte Hoffnung machen.

Am Sonntag ist nun ein Sieg bei Eintracht Frankfurt Pflicht. Die Leistung in Leverkusen sollte dabei trotz des späten Nackenschlags Hoffnung machen. Nach dem Rückstand durch Stefan Kießling in der 7. Minute kämpften sich die Roten zum ersten Mal zurück ins Spiel. Der VfB fand in die Partie und erzielte durch Martin Harnik (16.) den Ausgleich. Tamas Hajnal hatte mit einem Steilpass die Vorlage gegeben - eine Kombination, die schon beim Europa-Liga-Spiel in Lissabon zu einem Tor geführt hatte. Leverkusen fand kein Mittel mehr gegen die kompakte VfB-Defensive - bis Simon Rolfes mit einem Pass in die Tiefe Michal Kadlec einsetzte. Dessen Flanke verwertete Gonzalo Castro zum 2:1 (41.).

Wer dachte, die Stuttgarter würden sich nach dem zweiten Nackenschlag im Spiel aus dem Konzept bringen lassen, irrte gewaltig. Wie die Roten aus der Pause kamen, beeindruckte. Das Team nahm den Kampf an. In jeder Szene war zu sehen, dass sich da eine Mannschaft gegen den Abstieg stemmt. In den Ligaspielen zuvor war so ein Wille bis auf wenige Ausnahmen nicht zu erkennen gewesen. Auch spielerisch überzeugten die Roten. Das Spiel in Leverkusen, es zeigte trotz des 2:4, wie der VfB im Kampf um den Klassenverbleib bestehen kann.

Nach Zdravko Kuzmanovics fulminantem 30-Meter-Schuss zum 2:2 (52.) stürmte das ganze Team in Richtung Auswechselbank, wo sich die Freude in einem kollektiven Ausbruch der Gefühle entlud. Der VfB stürmte weiter, brachte Bayer in Bedrängnis - und sich selbst durch den Eckball vor dem Leverkusener 3:2 um den Lohn. "Man hat gesehen, wie das Team will, die Mannschaft hat einen guten Job gemacht", sagte Labbadia. Den muss sie auch in Frankfurt tun - ohne Unachtsamkeiten nach Standards. "Wir müssen punkten", sagte Labbadia: "Da lügen wir uns nicht in die Tasche."