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Beim VfB Stuttgart lässt sich keiner vom 2:0 gegen St. Pauli blenden - Nervenkostüm ist dünn.

Stuttgart - Der VfB Stuttgart verfolgt nicht mehr den Vorletzten. Das ist die gute Nachricht des neunten Spieltags. Aber alleine davon lässt sich auf dem Wasen keiner blenden. Zu groß ist das Leistungsgefälle innerhalb der Mannschaft. Zu dünn ist das Nervenkostüm vieler Spieler.

Wollte man provozieren, müsste man sagen: Nichts ist gut beim VfB. Aber mit solchen Sätzen sind schon kirchliche Würdenträger angeeckt, als sie erklärten: "Nichts ist gut in Afghanistan." Manchmal ist die Übertreibung jedoch ganz heilsam und dient der Selbstreflexion. So ähnlich machen es auch die Strategen beim VfB nach dem 2:0 gegen St. Pauli. Manager Fredi Bobic und Trainer Jens Keller sind in erster Linie froh, nicht mehr das Allerletzte in der Liga zu sein. Aber von Entwarnung wollen beide nichts wissen. "Das ist ein guter Trend", sagte Bobic, "aber Erleichterung wäre jetzt fehl am Platz, eine Vision Richtung obere Tabellenhälfte Größenwahn." Auch Keller warnt: "Soll keiner denken, das war ein Meilenstein. Wir haben nur sieben Punkte - das ist noch gar nichts."

Der Kampf bleibt Trumpf

Zudem erwartet Keller weiterhin fußballerische Magerkost. "Es wird wohl auch in den nächsten Wochen keine spielerischen Leckerbissen geben." Der Kampf bleibt Trumpf. Zumindest so lange, bis einige Führungsspieler wieder auf der Höhe sind.

Christian Gentner etwa. Der Mittelfeldspieler ist nicht nur verletzt, sondern völlig außer Tritt. Oder Zdravko Kuzmanovic. Der Serbe läuft viel, gibt viel - aber gemessen an seinem Marktwert (8 Millionen Euro) ist das zu wenig. Gleiches gilt für Cacau. Beim Nationalspieler deutet sich die alte Geschichte an: Auf lange Sicht fehlt Cacau die Konstanz und Torgefährlichkeit. Seine Leistungsschwankungen sind ebenso gravierend wie die seines Sturmkollegen Pawel Pogrebnjak. Kaum anzunehmen, dass sich die Problematik im Sturm schnell und grundlegend ändert. Selbst Aufsichtsratschef Dieter Hundt hat im Interview mit dieser Zeitung eingeräumt: "Wir haben ein Sturmproblem." Abhilfe könnte HSV-Stürmer Mladen Petric ("Man wird sehen, was passiert") schaffen. Angeblich will der VfB den Kroaten in der Winterpause verpflichten. Aber bis dahin muss sich Keller mit derzeitigen Verhältnissen arrangieren. Er muss mit seiner Eichhörnchen-Taktik Punkte sammeln und hoffen, dass sich einige seiner Wackelkandidaten stabilisieren.

Aus diesem Blickwinkel ist wirklich noch lange nicht alles gut beim VfB.