Ex-VfB-Stürmer Rolf Geiger wird 80 Foto: Baumann

Rolf Geiger beherrschte den Trick von Jay-Jay Okocha schon, als der ehemalige Profi von Eintracht Frankfurt bestenfalls noch eine vage Idee seines Vaters war: Nun wird der frühere Klassestürmer des VfB 80. Er war einst Teil des Stuttgarter Fußballkriegs.

Stuttgart - Meistens joggt er nur an der Linie entlang. Und wenn einer der Montagskicker mal wieder einen Ball verstolpert, ruft er vergnügt: „Höret auf, ihr lernet’s ja nie!“ Dann stemmen Hansi Müller, Buffy Ettmayer und all die anderen ehemaligen VfB-Größen die Arme in die Hüften und fordern: „Rolf, kick mit. Mach’s besser!“ Mitunter lässt sich Rolf Geiger überreden. Und wenn dann die Dreißigjährigen an ihm vorbeiziehen wie an einer Standuhr, erlaubt er sich auch mal ein kleines Foul. „Aber meistens sind die schneller, als ich das Bein ausfahren kann“, verrät er und lacht schallend.

Am Tag danach erkundigt sich die Sekretärin meistens besorgt nach seinem Gesundheitszustand. „Geht scho“, pflegt er mit schmerzverzerrtem Gesicht zu antworten, „ich bin halt schon 79.“

Bald wird er 80. Um genau zu sein an diesem Donnerstag. Aber den ganz großen Bahnhof wird es nicht geben. Rolf Geiger, der Alt-Internationale des VfB Stuttgart, hat seinen eigenen Kopf, er mag keine langatmigen Reden und überschwänglichen Lobeshymnen. Er feiert mit der Familie und mit ein paar Freunden. Es gibt feines Essen und einen guten Tropfen. Er sagt: „Zehn Leute oder so. Danach geht das Leben weiter.“

So war es auch 1957, als der talentierte Stürmer von den Blauen für 10 000 Mark zu den Roten wechselte. Der Transfer entfachte den „Stuttgarter Fußballkrieg“. Beendet wurde er vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) – mit einer neunmonatigen Sperre für Geiger, und Punktabzug nebst Geldstrafe für die Kickers, die Geiger ein unerlaubtes Salär von 700 Mark im Monat gezahlt hatten. Die Blauen hatten sich im Zorn selbst angezeigt.

1962 zog Geiger weiter – nach Italien zum FC Mantua. Dort verdiente er nicht nur das Geld, mit dem er nach seiner Rückkehr ein Wohnbauimperium aufbaute, er durfte sich auch entscheiden – zwischen einem Alfa Romeo und dem Erlass aller Steuern. „Ich habe den Alfa genommen“, erinnert sich Geiger, „die Steuern habe ich auch nicht gezahlt.“

Er war sein Geld eben wert. Geiger beherrschte den Trick von Jay-Jay Okocha schon, als der ehemalige Profi von Eintracht Frankfurt bestenfalls noch eine vage Idee seines Vaters war. Mit dem Unterschied allerdings, dass er den Ball nicht nur mit der Hacke über den Gegner lupfte, sondern ihn anschließend auch ins Tor donnerte.

1964 kehrte Rolf Geiger zum VfB Stuttgart zurück, für den er in 186 Spielen 78 Treffer erzielte. Dass er es nicht auf mehr als acht Länderspiele brachte, lag auch daran, dass ihn Sepp Herberger vor einem Duell in Schottland mit einer Whisky-Pulle in der Hand erwischte, die angeblich Geigers Zimmergenosse Helmut Rahn organisiert hatte. Danach ordnete der „Chef“ verschärftes Training an. „Mir war schlecht“, erinnert sich Geiger, „vom Laufen – und vom Whisky.“ Er war eben ein Lausbub – und irgendwie ist er das bis heute geblieben.