Ermin Bicakcic (VfB Stuttgart). Foto: Pressefoto Baumann

Delpierre gesperrt, Tasci, Niedermeier und Boulahrouz angeschlagen - Chance für Bicakcic.

Stuttgart - Der Einsatz hat sich gelohnt. Nach 120 Minuten und dank des überragenden Dreifach-Torschützen Martin Harnik hat sich der VfB mit dem 3:1 nach Verlängerung beim Chemnitzer FC ins Achtelfinale des DFB-Pokals gezittert. Aber zu welchem Preis?

Als Trainer Jens Keller am Donnerstagmorgen seine Verletztenliste durchging, wusste er noch nicht, wie er am Samstag (15.30 Uhr) die schwere Auswärtshürde beim VfL Wolfsburg nehmen sollte: "Ich hoffe, dass ich überhaupt elf Mann zusammenbekomme", sagte er. Tatsächlich war es ein Bild des Jammers, als am Vorabend ein angeschlagener Spieler nach dem anderen aus der Kabine humpelte. Serdar Tasci: Schlag auf den Oberschenkel, Schmerzen - Einsatz fraglich. Zdravko Kuzmanovic: leichte Verhärtung im Oberschenkel, Training unmöglich - Einsatz fraglich. Georg Niedermeier: nur eine Bänderdehnung im Knöchel statt des befürchteten Bänderrisses, dennoch ist auch sein Einsatz fraglich. Da Matthieu Delpierre gesperrt und Khalid Boulahrouz (Wadenprobleme) ebenso fraglich ist, steht besonders die Innenverteidigung auf tönernen Füßen. Zurzeit hat Keller keinen einzigen zentralen Defensivmann zur Verfügung.

So wird in Wolfsburg wohl wieder die Stunde von Ermin Bicakcic (20) schlagen. Ermin - wer? In Chemnitz feierte das Abwehrtalent des VfB II zur Halbzeit sein Profidebüt. Der gebürtige Jugoslawe, der seit 2005 beim VfB spielt und an der Cotta-Schule sein Fachabitur gemacht hat, leitete den 1:1-Ausgleich durch Martin Harnik ein, stand sicher und hielt an der Seite von Tasci den Laden dicht. Die spannende Frage: Hält der ehemalige U-19-Nationalspieler von Bosnien-Herzegowina, der inzwischen nur noch den deutschen Pass besitzt und folglich nur noch für die deutsche Nationalmannschaft ein Anwärter wäre, auch Wolfsburgs gefürchtetem Sturmduo Edin Dzeko und Grafite stand? "Ermin hat eine sehr gute Mentalität. Er dirigiert gut von hinten heraus und ist sehr kopfballstark", sagt Marc Kienle, sein ehemaliger Co-Trainer bei den VfB-A-Junioren. In der Spieleröffnung kann Bicakcic noch zulegen, doch darüber schaut Jens Keller in der angespannten Personalsituation locker hinweg.

Schließlich droht weiteres Ungemach. Christian Gentner ließ sich nach einem leichten Muskelfaserriss in der Hüfte am Donnerstag nur behandeln. Ob er gegen seinen Ex-Verein Wolfsburg auflaufen kann, ist offen. Philipp Degen (Leistenprobleme), Johan Audel (Trainingsrückstand nach Sprunggelenkoperation) sowie Daniel Didavi (Aufbautraining) fallen sicher aus. Wenigstens das körperliche Befinden von Cacau löst Erleichterung bei den Roten aus. Der Stürmer, wegen Knieproblemen in Chemnitz geschont, kehrte am Donnerstag ins Training zurück. Sein Einsatz bei den Wölfen scheint gesichert.