Hosogai (li., Hertha BSC), Ex-VfB-Profi Traoré – in der Bundesliga-Saison 2013/14 Foto: dpa

So ein Abstieg ändert alles. Die VfB-Bosse müssen in großen Dimensionen denken, bis auf Weiteres aber in kleineren handeln. Erst recht auf dem Transfermarkt. Der Trainer arbeitet bereits an den Lösungen.

Stuttgart - Viel Zeit bleibt VfB-Trainer Jos Luhukay nicht, um seine Wunschmannschaft für das Unternehmen Wiederaufstieg zusammenzustellen. Das Gerüst um Kapitän Christian Gentner, Verteidiger Kevin Großkreutz und Torhüter Mitch Langerak steht zwar, aber etliche Lücken muss der Niederländer in den kommenden Wochen noch füllen. Womöglich auch die von Serey Dié.

Da liegt es nahe, dass er im Zweifelsfall auf bewährte und bezahlbare Kräfte zurückgreift. Hajime Hosogai (29) ist ein Lieblingsspieler von Luhukay – und vergleichsweise preiswert zu haben. Der defensive Mittelfeldspieler mit dem großen Kämpferherzen trägt derzeit das Trikot des türkischen Erstligisten Bursaspor – als Leihgabe von Hertha BSC, wo er noch bis 2017 unter Vertrag steht. Der türkische Club besitzt zwar eine Kaufoption bis Ende dieses Monats, hat sich dem Vernehmen nach aber noch nicht entschieden. Beim Tabellenelften der Süper Lig lief der japanische Nationalspieler (28 Einsätze/ein Tor) zuletzt als rechter Verteidiger auf. Seine gewohnte Position ist das defensive Mittelfeld, als Abräumer vor der Abwehr. Hosogai, der in Japan seine Karriere bei den Red Diamonds Urawa, dem Ex-Club von VfB-Weltmeister Guido Buchwald, begann, gilt als ungemein lauf- und zweikampfstark. Die Schwächen des 1,77 m großen Profis liegen eher im Spiel nach vorn.

Die Red Diamonds sollen angeblich bereits Interesse angemeldet haben, Hosogai zurück nach Japan zu holen. Nicht auszuschließen ist auch, dass Hertha, kommende Saison in der Europa League am Ball, seinen Kader erweitert und die Leihgabe wieder zurück in die Bundeshauptstadt holt.

Jos Luhukay arbeitete mit Hosogai schon beim FC Augsburg zusammen, wo er Trainingsfleiß, Disziplin und Kampfgeist des Samurai ganz besonders schätzte. Hosogai schob nach jedem Training bis zu eineinhalbstündige Sonderschichten. Was Luhukay eines Tages bemerkte, als er von seinem Büro auf dem Weg zu seinem Wagen war. Er setzte dem Trainingsfleiß seines Mitarbeiters dann Grenzen. „Ich brauche dich am Spieltag in voller Frische.“ Drei Tage pro Woche durfte er zusätzlich schuften, die restliche Zeit trainierte er nach Luhukays Plänen.

2012 wechselte der Japaner zu Bayer Leverkusen, wo er allerdings nie richtig Fuß fassen konnte, 2013 unterschrieb er bei Hertha BSC einen Vierjahresvertrag. Als Luhukay die Alte Dame zwei Jahre später wieder verlassen musste, stürzte Hosogai in ein Formtief, er wurde an Bursaspor ausgeliehen. Gut möglich aber, dass Luhukay jetzt wieder den Doppelpass mit dem beinharten Zweikämpfer spielt. Hosogai von Hertha BSC auszuleihen, wäre möglich, wenn der Vertrag mit den Berlinern um mindestens ein Jahr verlängert würde, andernfalls müsste ihn der VfB kaufen. Die Ablöse dürfte dann zwischen 750 000 und einer Million Euro liegen. Hosogai wäre für den VfB eine Alternative, falls es sich der zurzeit verletzte Serey Dié (Sehnenabriss) noch anders überlegen und Stuttgart verlassen sollte. Der Mittelfeldspieler von der Elfenbeinküste hatte sich zuletzt zum Absteiger bekannt – auch, weil er sich mit dem inzwischen entlassenen Sportvorstand Robin Dutt bestens verstanden hatte. Inzwischen ist Dié tief enttäuscht. Er denkt angeblich an einen Wechsel. Der VfB würde ihm wohl keine Steine in den Weg legen, sollte eine ordentliche Ablösesumme in Aussicht stehen.

Die VfB-Verantwortlichen wollten sich zu den Transferüberlegungen nicht äußern, insgeheim handelt man Hosogai aber als sinnvolle Alternative für den Zweitliga-Kader. Zumal Luhukay bevorzugt mit einer Doppelsechs im Mittelfeld spielen lässt.