Am Donnerstagabend trifft der VfB Stuttgart auf HNK Rijeka, den ... Foto: dpa

Am Donnerstagabend trifft der VfB Stuttgart auf HNK Rijeka, der Ex-Klub von Fredi Bobic. Der VfB-Sportvorstand hat zwar Lust auf Meer, fordert aber ein Weiterkommen gegen die Kroaten.

Stuttgart/Rijeka - Wenn Fußballprofis das letzte Spiel ihrer Karriere bestreiten, ist das meist etwas Besonderes. Die Partie markiert den Beginn eines neuen Lebensabschnitts, ein bisschen Wehmut kommt auf – und manchmal, da entdeckt ein Spieler an seinem letzten Profi-Tag plötzlich ungeahnte Fähigkeiten. Beim heutigen VfB-Sportvorstand Fredi Bobic war das so, als er im Sommer 2006 für den kroatischen Club HNK Rijeka nach einer halbjährigen Stippvisite die letzte Partie seiner Laufbahn absolvierte. Denn als das Spiel beendet war, wurde aus dem Kicker Bobic der Sprinter Bobic.

Heißblütige Fans stürmten den Platz und wollten dem damaligen Angreifer, der das Siegtor für Rijeka geschossen hatte, das Trikot vom Leib reißen. Bobic rannte wie von der Tarantel gestochen in die Kabine. „Ich musste aufpassen, die Leute waren ein bisschen aufdringlich“, sagt er im Rückblick und lacht: „Ich habe nach meinem Vollsprint sogar kurzzeitig geglaubt, dass ich mich für den 100-Meter-Lauf bei den nächsten Olympischen Spielen qualifizieren kann.“

Es kam dann doch anders, Bobic wurde Sportdirektor – und er weiß dank seiner Vergangenheit in Rijeka, was den VfB im Play-off-Hinspiel zur Europa League an diesem Donnerstag im Duell mit seinem Ex-Club (20.30 Uhr/Kabel 1) erwartet. „Die Fans sind unglaublich heißblütig“, sagt er, „und das Stadion ist einfach nur beeindruckend.“

„Es wird eine einzigartige Atmosphäre herrschen“

Gut, es passen zwar nur 10 500 Zuschauer rein, aber die Umgebung rund um die Kvarner Bucht hat es in sich. Zum Kick gibt es direkt an der Adriaküste freien Blick aufs Meer – und gegenüber der Haupttribüne steht eine rund 50 Meter hohe Felswand. „Die Ultras aus Rijeka machen ordentlich Rabatz“, sagt Bobic, „und wegen des Felsens hallt es im Stadion unglaublich, es wird eine einzigartige Atmosphäre herrschen.“

Die werden auch einige Freunde, Verwandte und Bekannte von Bobic genießen – rund 25 Karten hat der gebürtige Slowene geordert, und schon nach der Ankunft des VfB-Trosses am Mittwochnachmittag nutzte Bobic die Zeit für Cafébesuche. „Man ist bei Europa-League-Spielen zwar immer vollgestopft mit Terminen, unter anderem steht ein Uefa-Meeting an – aber die Zeit nehme ich mir einfach.“

Bobic will die Reise in die Vergangenheit genießen, denn das halbe Jahr in Rijeka bezeichnet er im Rückblick als „wunderschön“. Er habe sich bewusst so ein schönes Fleckchen fernab des Trubels ausgesucht, um seine Karriere ausklingen zu lassen, sagt Bobic, der Rijeka 2006 mit einem Tor zum Sieg im Pokalfinale schoss. Nun reist er in die Vergangenheit – und warnt vor den Qualitäten seines ehemaligen Vereins.

Stadionrasen könnte VfB Probleme bereiten

„Rijeka hat seine Qualitäten wie die meisten kroatischen Mannschaften in der Offensive“, sagt der Sportvorstand, „das sind gute Fußballer, die technisch stark sind, zudem haben sie unter dem ehemaligen slowenischen Nationaltrainer Matjaz Keck die taktische Disziplin stark verbessert.“ Star des Teams, das Dritter in der Liga ist, ist Stürmer Leon Benko (29), der von 2006 bis 2008 für den 1. FC Nürnberg spielte und in dieser Saison in neun Partien neun Tore schoss.

Dennoch fordert Bobic von seiner Mannschaft einen Erfolg an der Adria – auch wenn der Stadionrasen dem VfB Probleme machen könne, weil er extrem trocken sei: „Wir müssen weiterkommen und unser Spiel durchbringen“, sagt Fredi Bobic, „auch wenn so ein Gegner in einer Partie immer mal über sich hinauswachsen kann – das hat man in der Runde zuvor gegen Botev Plovdiv gesehen, als wir im Rückspiel große Probleme hatten.“