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Die Stadt will ihren Anteil nicht zahlen - VfB: „Wollen es nun endlich auf den Weg bringen“.

Stuttgart - Einer gegen alle: Das Jugendamt will nicht für ein Fanprojekt zahlen, bei dem sich Sozialarbeiter um Fußballfans kümmern. Die anderen Partner verlieren jetzt die Geduld. Das Geld vom Deutschen Fußball-Bund und vom Land steht bereit, der VfB will nun versuchen, die Finanzierung für das Jahr 2011 zu sichern.

Es war eine der letzten Amtshandlungen von Sozialbürgermeisterin Gabriele Müller-Trimbusch. Kaum hatte der VfB bei seiner Mitgliederversammlung im Juli einen Rekordgewinn von 11,8 Millionen Euro verkündet, schrieb sie eine Notiz und ließ sie im Rathaus kursieren: "Jetzt ist der VfB ja in der Lage, sein Fanprojekt selber zu stemmen."

Diese Notiz zeigt, warum es in Stuttgart noch kein Fanprojekt gibt. Seit Jahren kümmern sich in 43 Städten in Deutschland Sozialarbeiter um Fußballfans und deren Anliegen, nicht nur im Stadion, sondern auch bei Problemen mit der Schule, den Eltern oder mit Drogen; sie vermitteln zwischen Polizei und Ultras, versuchen Feindbilder aufzubrechen. Der Deutsche Fußball-Bund und die Deutsche Fußball-Liga (DFL) unterstützen jedes Fanprojekt mit bis zu 60.000 Euro, das Land zahlt ebenfalls bis zu 60.000 Euro, die Stadt soll das letzte Drittel beisteuern.

Doch die Stadt will nicht. Besser gesagt, das Jugendamt will nicht. Während Ordnungsbürgermeister Martin Schairer es "für sinnvoll hält", Vereine, Fans und Polizei es wünschen, hat das Jugendamt immer wieder Vorstöße des VfB-Anhängerverbands mit dem Hinweis abgebügelt, in den Stadtteilen würden Jugendliche mit mobiler Jugendarbeit und in Jugendhäusern betreut, "und zwar besser als in einem Fanprojekt". Immerhin setzte man sich dieses Jahr nochmals zusammen, Vertreter der Polizei, des VfB, der Kickers, und Abgesandte der Sozialbürgermeisterin und des Ordnungsbürgermeisters debattierten. Man fuhr nach München, schaute sich dort das Projekt an, sprach mit Michael Gabriel, dem Leiter der Koordinierungsstelle der Fanprojekte (KOS).