VfB-Sportvorstand Fredi Bobic: Experten sollen ihn unterstützen Foto: Baumann

Das Casting ist beendet. Die Kandidaten für die neu zu wählenden Gremien sind benannt. Ob der VfB  den Kopf wieder über Wasser bekommt, wird vor allem im neuen Aufsichtsrat  entschieden - ehemaligen VfB-Größen wie Hansi Müller und Guido Buchwald sollen Bobic in Zukunft zur Seite stehen.

Das Casting ist beendet. Die Kandidaten für die neu zu wählenden Gremien sind benannt. Ob der VfB  den Kopf wieder über Wasser bekommt, wird vor allem im neuen Aufsichtsrat  entschieden - ehemaligen VfB-Größen wie Hansi Müller und Guido Buchwald sollen Bobic in Zukunft zur Seite stehen.

Stuttgart - Es gibt spannendere Möglichkeiten seine Freizeit zu verbringen, als mit der Arbeit in den Gremien eines Vereins. Weshalb Joachim Schmidt, Aufsichtsratschef des VfB Stuttgart, wohl dicke Bretter bohren musste, um das Kontrollgremium der Fußball-Bundesligisten prominent zu besetzen. Das Ergebnis ist respektabel und nährt die Hoffnung, dass der Verein für Bewegungsspiele auf Sicht wieder in Regionen vordringt, die seinen Ambitionen gerecht werden.

Im neuen Wächterkreis sind mit Ausnahme von Ex-Profi Hansi Müller ausnahmslos Wirtschaftskapitäne aus der Region vertreten, die nach Schmidts Einschätzung noch dazu reichlich Ahnung vom Fußball haben. „Die sind fußballverrückt, haben früher selber gekickt“, sagt der weiß-rote Headhunter nicht ohne Stolz. Und weil die Auserwählten neben der Liebe zum VfB auch noch Einfluss auf den Sponsoring-Etat ihres Unternehmens haben, wehrt sich Schmidt nicht dagegen, wenn aufmerksame Zuhörer Zusammenhänge herleiten, die mit den Zukunftsplänen des Clubs zu tun haben. Die Ausgründung der Lizenzspielerabteilung ist in Arbeit. Und warum sollte im Zuge dessen aus einem Sponsor nicht ein Investor werden? „Ich bin da hoffnungsvoll“, sagt Schmidt und nennt sein wichtiges Ziel: „Wir wollen mittel- und langfristig wieder international dabei sein.“

Weil solche Erwartungen naturgemäß leichter ausgesprochen als eingelöst werden, regiert neuerdings die Vorsicht bei den Chef-Piloten vom Cannstatter Wasen. Bruchlandungen wie die des Präsidenten Bernd Wahler, der rund um seine Wahl die Champions League zum Bestandteil seines Fünf-Jahresplans machte, soll es in Zukunft nicht mehr geben. Die Medien, so lautet eine Lehre der Vergangenheit, neigen nun mal dazu, die Dinge ein wenig zuzuspitzen.

In Bezug auf die sportliche Situation des VfB Stuttgart besteht in dieser Hinsicht keinerlei Anlass. Die Lage war zuletzt auch so bedrohlich genug. Jetzt reagiert der Club auf die Dauerkritik am Grad seiner Sport-Kompetenz mit einem Rat der Weisen, der den arg gezausten Sportvorstand Fredi Bobic in wichtigen Angelegenheiten beraten soll. Bis jetzt sind nach Willen des Vereins als Bobic-Berater vorgesehen: Guido Buchwald und Hermann Ohlicher, sofern sie gewählt werden, beide Mitglieder des neuen Ehrenrats. Dazu Hansi Müller. Möglich, dass noch Karl Allgöwer zur Runde stößt. Auch Gedankenspiele um Ottmar Hitzfeld sind grundsätzlich nicht verboten.

Näheres könnten die weiß-rote Gemeinde am 28. Juli erfahren, wenn der VfB zur Mitgliederversammlung bittet. Um das Projekt präziser auszuarbeiten, blieb im aktuellen Bemühen um Gremien-Kandidaten offenbar keine Zeit. Klar ist aber schon jetzt, dass „Entscheidungen über Trainer und Spielertransfers bei der sportlichen Leitung bleiben“ (Schmidt). Womit sich die Frage aufdrängt, ob die Runde dann übers Wetter spricht.

So oder so plant der VfB mal wieder den Sprung in eine neue Zeit. Und so hat der Zuhörer sein déja-vu, wenn Schmidt in leuchtenden Farben die Bilder von Aufbruchstimmung, Transparenz und Demokratie pinselt. Immerhin, die Mitgliederversammlung soll künftig zwischen zwei Präsidentschafts-Kandidaten entscheiden können. Die Marke VfB wird runderneuert: Mit Werten wie Heimat, Tradition und Offensivgeist. Das alles hilft aber wenig, wenn Bobic wieder mit leeren Taschen durch die Transferwelten reist – dann mit guten Wünschen seiner Experten.