Daniel Didavi hat viel vor beim VfB Stuttgart. Trotz... Foto: dpa

Trotz Knorpelschadens plant der offensive Mittelfeldmann des VfB Stuttgart Großes.

Stuttgart - Daniel Didavi (22) hat die Zukunft im Blick. Die Zeitpläne stehen. Am Mittwoch geht es nach Augsburg. Nachuntersuchung des linken Knies. Danach zwei bis drei Wochen Herantasten, mit Fahrradfahren und Stabilisationsübungen. Dann folgt die Phase der Vollbelastung, inklusive Muskelaufbau. Der Knorpelschaden hat Spuren hinterlassen. Die Muskelmasse rund ums linke Knie ist fast weg. Zuversicht und Hoffnung dagegen sind noch da. „Zu Beginn der Rückrunde will ich voll angreifen“, sagt der Mittelfeldmann: „Ich will mit dem VfB ins internationale Geschäft.“

Es muss schwierig sein, so etwas wie Zuversicht auszustrahlen, wenn man wie Didavi noch lange verletzt ausfallen wird. Wenn man nicht mit den Kollegen auf dem Trainingsplatz steht, sondern ein paar Hundert Meter weiter in der Reha-Welt an den Geräten für seine Rückkehr schuftet. Wenn man an Krücken geht. Didavi aber gelingt es irgendwie, etwas Positives auszustrahlen. Das Grinsen, die gute Laune, all das wirkt nicht aufgesetzt – was gute Gründe hat.

In der vergangenen Saison war der gebürtige Nürtinger an den 1. FC Nürnberg ausgeliehen. Die Leihe war ein Glücksfall. Für den Club – vor allem aber für Didavi.

„Ich habe damals alles in mich reingefressen“, sagtg Didavi

Beim VfB hatte am Ende ja nichts mehr gepasst. Didavi kam nach einer Verletzungspause nicht mehr zum Zug. Trainer Bruno Labbadia hatte in der Rückrunde der Saison 2010/11 seine Stammelf gefunden. Labbadia und Manager Fredi Bobic prangerten den mangelnden Trainingsfleiß Didavis an, forderten das Eigengewächs auf, mehr aus sich herauszukommen. Doch der Mittelfeldspieler zog sich noch mehr in sein Schneckenhäuschen zurück. „Ich habe damals alles in mich reingefressen“, sagt er jetzt, „und der Trainer hat mir gesagt, dass er mich im Kampf gegen den Abstieg besser draußen lassen will. Das hat mich nur noch mehr frustriert. Deshalb war klar, dass ich dringend eine Luftveränderung brauche.“

Die bekam er – und sie tat dem Eigengewächs des VfB verdammt gut. Didavi hat eine sensationelle Rückrunde hinter sich. Er wirbelte für den 1. FC Nürnberg durchs offensive Mittelfeld, schoss Tore, dribbelte, sprintete, dass es eine Freude war. All das wirkt sich bis heute auf Didavis Gemüt aus. Er wirkt aufgeräumt, gereift. Zuletzt verlängerte er seinen Vertrag beim VfB bis 2016. Didavi will den Neustart. Knorpelschaden hin oder her.

„Daniel besitzt unheimlich viel Potenzial“, findet Bobic

Anscheinend brauchte es den Umweg über Nürnberg, um endlich anzukommen beim VfB. Um Vertrauen zu spüren. „Es geht mir nicht so sehr um die Wertschätzung“, sagt Didavi, „man muss mir nicht immer sagen, wie toll ich bin.“ Was Didavi will, ist Vertrauen. Und einen Stammplatz. Er sieht sich auf einem guten Weg. „Als ich mit Bruno Labbadia gesprochen habe, hat er gesagt, dass ich wohl auf der Spielmacherposition daheim bin. Er hat mich verfolgt in Nürnberg, das hat mir gefallen.“

Auch das Urteil von Manager Fredi Bobic war eindeutig: „Er hat mir nach meiner Rückkehr gesagt, dass ich ein anderer Typ als vor meiner Zeit in Nürnberg sei, dass mir die Zeit gutgetan habe.“ Bobic sagt: „Daniel besitzt unheimlich viel Potenzial.“

Beim Club zeigte Didavi auf seiner Lieblingsposition als Zehner, was in ihm steckt. Was aber vielleicht noch wichtiger ist: Vor allem menschlich scheint Didavi gereift zu sein. Den missmutigen jungen Mann scheint es nicht mehr zu geben. Den Miesepeter, der in schwierigen Zeiten alles in sich reinfrisst. „Auch in Nürnberg ist es zu Beginn ja nicht gelaufen, ich war lange verletzt, und die ersten Spiele danach waren schlecht. Das Wichtige aber war, dass ich gelernt habe, mich in solchen Phasen nicht hängen zu lassen.“ Didavi zeigte sich im Training, anstatt sich zu verstecken. Er war präsent – auch dank des Vertrauens von Trainer Dieter Hecking: „Er hat mich immer ermuntert, an mich zu glauben.“ Didavi gehorchte. Glaubte an sich. Beim VfB will er bald dasselbe tun – und mit dem Geist von Nürnberg in der Rückrunde die Früchte ernten.