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Sportpsychologe zeigt, wie der VfB Selbstvertrauen tanken kann und wie Schalke zu packen ist.

Stuttgart - Normalerweise bildet Werner Mickler angehende Bundesliga-Trainer im Fach Psychologie aus. Aber Mickler ist alles andere als ein Theoretiker. Wie praxisnah er Sportpsychologie vermittelt, zeigt er mit seinen Tipps für den krisengeschüttelten VfB.

Hallo, Herr Mickler! Beim VfB Stuttgart scheint derzeit jeder gute Rat teuer - oder?

Ach, so schlecht hat die Mannschaft ja auch nicht gespielt. Die Spieler haben alles versucht. Ich glaube auch, dass die Chemie in Stuttgart stimmt.

Sie sagen es: Der VfB hat alles versucht, aber ohne Erfolg. Der Glaube an die eigene Stärke schwindet dann. Was macht man dagegen?

In diesem Fall könnte man der Mannschaft aufzeigen, dass sie sich gegen Frankfurt selbst in Unterzahl noch Torchancen erspielt hat und sogar noch ein Tor erzielt hat. Das lässt doch nur einen Schluss zu ...

Nämlich?

Dass die Mannschaft gut trainiert ist und gut spielen kann. Die positiven Sequenzen müssen nun hervorgehoben werden. Man muss jetzt das Selbstvertrauen stärken.

Lassen Sie uns weg von der Videoanalyse direkt auf den Platz gehen. Was für Möglichkeiten hat ein Trainer dort?

Wir nennen das Mental Replay - also mentales Wiederholen.

Das hört sich wieder nach Innendienst an.

Nein, das läuft auf dem Platz ab. Wenn dort etwas gut gelaufen ist, unterbricht man kurz die Trainingsform. Ich sage dann zum Spieler: "Stopp, gehe diesen guten Tor-Abschluss jetzt noch mal in deinem Kopf durch!" Denn in diesem Moment hat der Spieler ja noch alle Informationen parat. Und wenn er die mental wiederholt, speichert sich das im Langzeitgedächtnis ab.

Die Spieler des VfB spüren derzeit ohnehin einen großen Druck. Jetzt kommt das Keller-Duell auf Schalke. Wie reduziert man vor diesem Spiel Druck und Stress?

Ich würde meine Jungs fragen: "Was glaubst du, was in den Spielern von Schalke vorgeht?" Danach wird klar: Der Druck auf Schalke ist größer. Gerade vor heimischem Publikum. Das bedeutet für das Spiel des VfB: Je länger er den Ball in den eigenen Reihen hält, je länger es 0:0 steht, desto nervöser werden die Schalker. Sie werden dann mit aller Macht versuchen, an den Ball zu kommen. Wenn der VfB dann in Ruhe sein Spiel aufbaut, die Bälle laufen lässt, seine Dreiecke bildet und seine Anspielstationen nach vorn findet, wird der VfB immer sicherer, Schalke immer unsicherer.

Und dann?

Dann könnte der VfB in der zweiten Halbzeit den einen oder anderen erfolgversprechenden Konter setzen.Ach, die wissen doch, was jetzt zu tun ist.