Angeschlagen, aber noch nicht K.o.: VfB-Trainer Bruno Labbadia Foto: dpa

Fredi Bobic nimmt Spieler gegen Hertha BSC in die Pflicht – Labbadia gegen Aktionismus in der Krise.

Stuttgart - Nein, wirklich gebessert hat sich die Laune von Fredi Bobic nicht. Nach dem leblosen Auftritt des VfB Stuttgart im DFB-Pokal gegen den FC Bayern (0:2) und seiner Brandrede („Frechheit“) ist die Stimmung beim VfB-Manager noch immer weit unter dem Gefrierpunkt. Mürrisch und gereizt wirkt Bobic, was nicht überrascht. Denn der letzte Eindruck zählt ja bekanntlich. Und der war ernüchternd. Der Manager wollte deshalb vor dem so wichtigen Heimspiel an diesem Samstag gegen Hertha BSC (15.30 Uhr/Sky und Liga total) den Druck auf die Profis erhöhen, die sich gegen den Rekordmeister ihrem Schicksal ergaben.

Am Tag nach dem Pokal-Aus hat Bobic noch geschwiegen – jetzt sprach er wieder in der Öffentlichkeit. Und schnell wurde klar, dass der Manager die Spieler doch ein bisschen sanfter anpackte, als viele nach der Brandrede fürchteten. Auch das überraschte irgendwie nicht. Denn Bobic weiß, dass viele Profis, die gegen den FC Bayern auf dem Platz standen, gegen Hertha BSC die Kohlen wieder aus dem Feuer holen müssen. Wer bei der ohnehin angeschlagenen Psyche zu sehr draufhaut, riskiert, dass alles nur noch schlimmer wird und das Selbstvertrauen noch mehr angeknackst wird. Darum sagte Bobic, dass er in der Bundesliga noch niemanden aus der sportlichen Leitung gesehen habe, „der mit dem Hammer rumrennt und einen Profi verbraten kann“. Den Hammer ließ auch der Stuttgarter Manager stecken. Das Hämmerle aber, das holte er raus.

Bobic führte Einzelgespräche, und man kann davon ausgehen, dass es da zur Sache ging. „Ja, ich habe mit den Jungs gesprochen“, sagte der Manager – und schaute drein, als hätte er gerade in eine Zitrone gebissen. „Die Spieler werden jetzt Ehrgefühl zeigen müssen“, sagte der ehemalige Stürmer. Und für den Druck müsse er ja eigentlich gar nicht sorgen: „Den haben die Jungs doch automatisch – wir treffen in den nächsten Wochen auf Gegner, die in der Tabelle in unserer Nähe sind. Das ist jedem bewusst, das ist den Köpfen drin.“ Im Kampf gegen den Abstieg forderte er die VfB-Profis auf, „den Druck im Sinne des Vereins anzunehmen“. So etwas wie gegen den FC Bayern, das wolle er nicht noch einmal sehen.

„Angst ist ein schlechter Ratgeber“

Selbiges gilt auch für Trainer Bruno Labbadia. Um die Wende gegen Hertha BSC herbeizuführen, führte auch er wie Bobic viele Einzelgespräche, so wie man das in Krisenzeiten eben immer macht. Am Donnerstag war ein Teil der Spieler dran, am Freitag der nächste. Der Coach betonte, dass Aktionismus jetzt nicht weiterhelfe. „Ich kann mir schon vorstellen, dass mancher gerne sehen würde, dass man ein paar Spieler am Flutlichtmasten aufhängt. Aber wir haben die richtigen Dinge im Kopf.“

Labbadia will mit Besonnenheit aus der Krise – so wie in der vergangenen Rückrunde, als nach langem Kampf der Klassenverbleib gelang. Akribisch arbeiteten Bobic und Labbadia da auf das Ziel hin, bewahrten auch in kritischen Phasen die Ruhe. So soll es auch dieses Mal wieder sein – trotz des Negativtrends mit nur einem Sieg aus den vergangenen neun Pflichtspielen. „Es bringt jetzt nichts, irgendwelchen Schnickschnack zu machen“, sagt der Trainer – und konzentriert sich aufs Wesentliche: Die Mannschaft auf Trab bringen. Gegen die Krise ankämpfen. Einzelgespräche führen. „Wir sind gegen den FC Bayern viel gelaufen“, sagt der Trainer, „nur immer in den luftleeren Raum hinein.“

Die Abstimmung zwischen den Spielern muss wieder her. Nur zusammen können wieder Siege errungen werden. Das machte Labbadia in den Gesprächen klar. „Die Jungs müssen sich auch wieder was zutrauen“, sagt der Trainer. „Ich gestehe jedem Einzelnen Fehler zu – Hauptsache , er ist mutig und geht nicht wie gegen den FC Bayern unter.“ Hehre Ansprüche sind das – ob die VfB-Profis ihnen gegen Hertha gerecht werden können, erscheint nach dem Auftritt gegen den Rekordmeister aber mehr als fraglich.

Der Trainer selbst übrigens drückt die Brust raus und gibt den Spielern die Richtung vor: „Angst habe ich nur vor Krankheiten – Angst ist ein schlechter Ratgeber.“