VfB-Präsident Bernd Wahler nach seinem Treffen mit der Freiburger Doping-Kommission Foto: dpa

Sportmediziner Andreas Singler erscheint nicht zum Treffen mit dem VfB Stuttgart – eine Diskussion über seine Doping-Anschuldigungen ist deshalb nicht möglich.

Freiburg - Der VfB Stuttgart kämpft ums sportliche Überleben in der Fußball-Bundesliga. Allein das reicht schon, um den Alltag von Bernd Wahler auszufüllen. Und dennoch muss sich der Präsident mit weiteren unerfreulichen Themen beschäftigen.

Am 23. April reiste Wahler nach Freiburg, zum Treffen mit der Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin. Deren Mitglied Andreas Singler hatte Anfang März in einem Alleingang schwere Doping-Vorwürfe gegen den VfB erhoben. In den späten 70er und frühen 80er Jahren hätten Profis in größerem Umfang Anabolika konsumiert – verabreicht und verschrieben vom umstrittenen Freiburger Mediziner Armin Klümper.

Darüber tauschte sich die Kommissionsvorsitzende Letizia Paoli nun mit Bernd Wahler aus – und überraschte den VfB-Präsidenten: „Die Kommission hat sich für Form und Inhalt des Vorgehens von Herrn Dr. Singler entschuldigt und sich davon distanziert.“

Sind die Anschuldigungen haltbar?

Diese Aussage lässt Raum für Interpretationen – und macht eines erneut deutlich: In der Kommission läuft ein seltsames Spiel. Das liegt zuvorderst an Singler. Beim Treffen in den Räumen der Frauenklinik am Uniklinikum Freiburg hätte der Sportmediziner die Gelegenheit gehabt, seine Sicht der Dinge darzulegen. Doch er kam nicht – obwohl er zuvor erklärt hatte: „Klar nehme ich an der Sitzung teil.“ Er lehne nur „öffentliche, populistisch inszenierte Befragungen“ ab.

Bleibt die Frage, ob Singlers Anschuldigungen haltbar sind? Nachdem Paoli im März nur das unabgestimmte Vorgehen Singlers gerügt hatte, ihm inhaltlich aber zustimmte, scheint sie nun von ihrem Kollegen abzurücken. Und auch sonst bewegt sie sich. Obwohl Paoli zunächst dem VfB und dem ebenfalls beschuldigten SC Freiburg Einsicht in die Akten verweigert hatte, waren VfB-Arzt Heiko Striegel und VfB-Archivar Florian Gauß inzwischen im Staatsarchiv in Freiburg.

„Wir haben Vertrauen zu dieser Kommission“

Dort durften sie sich das Material anschauen, auf das sich Singler beruft. Welche Erkenntnisse sie daraus gewonnen haben, ist offen. Wahler sagte am 23. April  nur so viel: „Wir können die Aussagen, die veröffentlicht wurden, so nicht teilen. Wir sind weiter daran interessiert, dass die Sachverhalte aufgeklärt werden. Daran werden wir uns aktiv beteiligen.“

Ähnlich äußerte sich Fritz Keller. „Wir haben Vertrauen zu dieser Kommission“, sagte der Präsident des SC Freiburg, „aber auch die Kommission kann den Veröffentlichungen, die Herr Singler gemacht hat, nicht folgen.“

Ob diese Interpretation richtig ist, wird sich im Herbst 2015 zeigen. Dann will die Kommission ihren Abschlussbericht über die Doping-Vorgänge in Freiburg vorlegen – mit allen Fakten. Auch zum VfB Stuttgart.