HSV-Angreifer Pierre-Michel Lasogga (li.), VfB-Mittelfeldmann William Kvist: Der Däne erwischte nicht seinen besten Tag und patzte vor dem 1:1 der Hamburger Foto: Pressefoto Baumann

Es war nicht immer hochklassig, aber sechs Tore garantierten ein Mordsspektakel. Dennoch kam beim VfB Stuttgart keine rechte Freude auf. „Das fühlt sich wie eine Niederlage an“, sagte Kapitän Christian Gentner nach dem 3:3 (1:1) beim Hamburger SV.

Hamburg - Es war nicht immer hochklassig, aber sechs Tore garantierten ein Mordsspektakel. Dennoch kam beim VfB Stuttgart keine rechte Freude auf. „Das fühlt sich wie eine Niederlage an“, sagte Kapitän Christian Gentner nach dem 3:3 (1:1) beim Hamburger SV.

Fredi Bobic musste tief durchatmen, als der Tore-Krimi zu Ende war. Als sich der Sportdirektor des VfB dann einigermaßen gesammelt hatte, sagte er: „Sechs Tore sind für die Fans fantastisch.“ Die Einschränkung war ihm aber in den Augen abzulesen. Prompt fasste er sie in Worte: „Als Verantwortlicher bist du frustriert, weil wir zu viele Fehler gemacht haben.“

Denn der VfB hatte in Hamburg ja nicht nur drei Tore erzielt, er hatte sogar dreimal zur eigenen Führung getroffen. „Das musst du nach Hause bringen“, befand Trainer Thomas Schneider. Das gelang nicht, und entsprechend unzufrieden waren die Beteiligten. Christian Gentner suchte nach dem Positiven. „Wir haben ein anständiges Auswärtsspiel abgeliefert. Wenigstens haben wir nicht verloren“, sagte der Kapitän, der aber wusste: Das war ein schwacher Trost. Denn da ging es ihm und seinen Mitspielern wie Bobic: „Wenn du dreimal führst, willst du gewinnen“, sagte der Manager und Sportvorstand. Zumal ein Sieg den VfB auf Tabellenplatz fünf befördert hätte. „Wenn du dich oben festsetzen willst, musst du solche Spiele gewinnen“, sagte Schneider.

"Erst hatte William kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.“

Immerhin: Ein Gutes hatte das Ergebnis. Mit dem 3:3 bleibt die Mannschaft auch im sechsten Spiel unter seiner Ägide unbesiegt. Die Serie hält – bei jetzt drei Siegen und drei Unentschieden. Was gar nicht selbstverständlich war – nachdem Antonio Rüdiger in der Schlussphase die Rote Karte gesehen und die Mannschaft geschwächt hatte. Der Innenverteidiger hatte Rafael van der Vaart im Strafraum die Faust gegen den Bauch geschlagen. „Ich bin froh, dass wir unseren Trend fortgesetzt haben“, sagte Alexandru Maxim – der mal wieder einer der Garanten für den Punktgewinn war.

Nach drei Minuten hatte der Rumäne Fahrt aufgenommen. Nach einem Doppelpass mit Vedad Ibisevic hielt er drauf – 1:0. Dumm nur, dass William Kvist wenig später nicht bei der Sache war. Erst verlor der Däne gegen Hakan Calhanoglu den Ball, beim Nachsetzen kam er ins Stolpern und stürzte, sein Gegenüber Tolgay Arslan flankte, und HSV-Neuzugang Pierre-Michel Lasogga traf zum Ausgleich (22.). Trainer Schneider gab sich gnädig mit Kvist: „Da sage ich noch nicht mal etwas, das war unglücklich. Erst hatte William kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.“

Es schien ja auch nicht weiter schlimm, der VfB hatte ja Maxim. Der Mittelfeldspieler trat einen Freistoß, Gentner verlängerte per Kopf zum 2:1 (37.). Es war bereits der achte Standard des VfB in dieser Saison, der zu einem Tor führte – Ligarekord. Doch die Freude währte wieder nur kurz. Gotoku Sakai reagierte zu langsam auf den Antritt von Marcell Jansen, der von links flankte und im eingewechselten Maximilian Beister einen dankbaren Abnehmer fand – 2:2 (55.). Diesmal reagierte Schneider schon etwas ungehaltener: „So ein einfaches Gegentor dürfen wir nicht bekommen, daran müssen wir arbeiten“, monierte der Trainer – nicht zum letzten Mal in dieser Partie.

Denn die Berg-und-Tal-Fahrt der Gefühle ging weiter. Und sie nahm noch mehr Tempo auf.

Der HSV drängte nun mit Wucht nach vorn, in Führung ging aber erneut der VfB. Aus dem Nichts fiel das 3:2 – sieben Minuten nach dem Ausgleich hatte Hamburgs Verteidiger Johan Djourou den Ball mit einer Grätsche über die Linie gedrückt. Nur vier Minuten später lag der Ball schon wieder im Tor, wieder auf der Gegenseite: Rafael van der Vaart hatte eine Flanke von Beister zum 3:3 verwertet. „Es ist uns nicht gelungen, die Lücken zu schließen. Das zweite und dritte Gegentor sind auf ganz ähnliche Art gefallen, beide Male haben wir uns nicht gut angestellt“, sagte Gentner, „aber das kann man abstellen.“ Zunächst im Training. Und dann beim nächsten Ernstfall an diesem Freitag (20.30 Uhr): Dann kommt der 1. FC Nürnberg in die Mercedes-Benz-Arena.