Ein abgelehnter Asylbewerber steht vor dem Landgericht Foto: dpa

Einem 40 Jahre alten Iraker wird versuchter Totschlag an einem Polizisten vorgeworfen. Er soll den Beamten mit einem Messer angegriffen haben, um seiner drohenden Abschiebung zu entgehen.

Stuttgart - „Ich wollte niemandem etwas tun“, sagt der schmächtige Mann vor der 1. Strafkammer des Landgerichts. Dem 40 Jahre alten Iraker wird versuchter Totschlag an einem Polizisten vorgeworfen. Er soll den Beamten mit einem Messer angegriffen haben, um seiner drohenden Abschiebung zu entgehen.

„Bleiben Sie freiwillig hier? Können wir Ihnen die Handschließen abnehmen?“, fragt Vorsitzende Richterin Regina Rieker-Müller den Angeklagten. Schließlich gelte er als rabiat. Er sei ganz ruhig, verspricht er.

Im April 2002 war der Bursche mit falschen Personalien nach Deutschland eingereist. „Ich hatte Angst, deshalb hab ich gelogen“, sagt er. In seinem Heimatland drohe ihm Blutrache, die von einer alten Familienfehde herrühre. Sein Asylantrag wurde abgelehnt, es folgten Duldungen. Am 4. Februar dieses Jahres sollte der Mann schließlich abgeschoben werden. Das war ihm zuvor schriftlich mitgeteilt worden. Er solle sich um 3.25 Uhr bereithalten. Diesen Brief habe er nie bekommen, sagt der Angeklagte.

Es sei ein Schock gewesen, als mitten in der Nacht Polizisten vor seiner Wohnungstür im Stuttgarter Westen gestanden seien. Da habe er ein Messer genommen und es sich an den Hals gehalten. Die Polizisten zogen sich zurück und warteten, bis Verstärkung in Schutzkleidung eintraf. Der 40-Jährige wurde schließlich in einer Gartenhütte aufgestöbert. Dort soll er mit dem Küchenmesser dreimal nach einem Polizisten gestochen haben. Der Beamte konnte ausweichen, sein Kettenhemd jedoch wurde beschädigt.

Vor Gericht macht der Angeklagte keine Angaben zur Sache. Bei der psychiatrischen Gutachterin hatte er aber die Messerattacke bestritten. Der Prozess wird fortgesetzt.