Ein Luxusauto für nur 10 000 Euro Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Günstig wie ein Kleinwagen: Ein Rolls-Royce Silver Shadow II von 1978 geht in der Auktionshalle Eppli für 10 000 Euro weg – zehn Prozent der Gebote sind per Computer eingegangen.

Leinfelden-Echterrdingen - „Das ist der erste Rolls-Royce, den wir hier haben”, verrät Auktionator Franz Eppli. Es ist Samstagmittag kurz vor 14 Uhr, und die Versteigerung eines Silver Shadow II aus Privatbesitz steht unmittelbar bevor. Der Aufrufpreis: 20 900 Euro. So viel kostet ein ganz ordentlich ausgestatteter Golf.

Kurz darauf ist es raus: Das 1978 erstmals zugelassene Schmuckstück wechselt für 10 000 Euro den Besitzer und bleibt damit deutlich hinter den Erwartungen zurück. Eppli trägt es mit Fassung. Rolls-Royce werde insgesamt erstaunlich niedrig gehandelt. Dabei bringe einem so ein Wagen eine Menge Sympathien ein: „Mit einem Maserati oder Ferrari wird man schnell als Angeber angesehen. Wer im Rolls-Royce vorfährt, beweist Stil, ohne zu protzen.” Die Zahl der Bieter im Saal ist trotz dieser Vorzüge überschaubar. Möglich, dass der Spritverbrauch von 22 Liter auf 100 Kilometer und hohe Werkstattkosten abschrecken.

Der Auktionstag bei Eppli in Leinfelden-Echterdingen bietet auch Gelegenheit, Antiquitäten und Kunstgegenstände zu ergattern. Im Nebenraum werden besondere Stücke für Münzsammler angeboten. Der Direktverkauf lockt mit Sammlerstücken vom historischen Geldschein bis zum Karussellpferd. „Der Streik bei der Bahn wirkt sich negativ aus”, beurteilt Ferdinand Eppli den gemäßigten Zulauf. „Krautfest ist auch noch. Ich bin nicht unzufrieden, aber natürlich war es hier schon lebhafter. Als wir vor einigen Tagen neuwertige Apple-Produkte zwangsversteigert haben, war es so voll, dass wir sogar Ordnungskräfte brauchten.”

An den Auktionen sind auch Bieter beteiligt, die sich per Telefon oder Computer einklinken. Rund zehn Prozent der Gebote erfolgten mittlerweile vom Rechner aus, so Eppli. Tendenz rasant steigend. „Im Gegensatz zum Anruf kann man am PC via Kamera wirklich im Saal dabei sein”, erklärt er die Vorzüge. Noch persönlicher ist es jedoch, selbst vorbei zu kommen und nach Schnäppchen zu stöbern. Wer sich grämte, dass ihm der Rolls-Royce entgangen war, konnte sich beispielsweise mit einer in Metall gegossenen, chinesische Kutsche aus dem Direktverkauf trösten. Kostenpunkt: 70 Euro.