Louane Emera und Ilian Bergala in „Verstehen Sie die Béliers?“ Foto: Concorde

Aus Frankreich kommt dieses einfühlsame Drama um die Tochter gehörloser Eltern, die flügge wird und zwischen Pflicht und Träumen hin- und hergerissen ist. Das macht auch den überflüssigen Unterleibshumor zu Beginn vergessen.

Filmkritik zum Kinofilm "Verstehen Sie die Béliers?"

Caroline Links „Jenseits der Stille“ (1996) lässt grüßen: Eine hörende Tochter gehörloser Eltern, die für diese in allen Lebenslagen in Gebärden übersetzt, möchte fort in die Hauptstadt aufs Konservatorium. Paula Bélier spielt nicht Klarinette, sondern singt, der Grundkonflikt bleibt: Kann sie den elterlichen Bauernhof sich selbst überlassen?

Louane Emera (18) ist perfekt für die Rolle: Hübsch und eigenwillig, verfügt sie über eine Singstimme, die Potenzial hat, aber nicht voll entwickelt ist – trotz Halbfinale in der französischen Ausgabe der Casting-Show „The Voice“. Souverän spricht sie in Gebärden und versteht es, alle Nuancen der Verunsicherung und Biestigkeit einer verliebten Pubertierenden auszuspielen.

Éric Elmosnino („Gainsbourg“) bietet ihr Widerstand als nicht völlig frustrierter Musiklehrer, und es gibt wunderbare Chansons von Michel Sardou zu hören: „En chantant“ („Singend“) kommt man einfach besser durchs Leben, nicht nur in Frankreich, und „Je vole“ („Ich fliege“) kann nur eine singen, die flügge geworden ist.

Am Ende ist vergessen, dass Éric Lartigau sein einfühlsames Drama zu Beginn ohne Not mit Unterleibshumor torpediert – Witzchen über Pilzinfektionen ständig kopulierender Eltern (Karin Viard und François Damiens), der enthusiastisch herumgezeigte Beweise endlich eingesetzter Menstruation und eine wahllos herumvögelnde beste Freundin sind wirklich Geschmackssache.

Unsere Bewertung zu Verstehen Sie die Béliers?: 4 von 5 Sternen - empfehlenswert!

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