War da was? Werner Wölfle (li.) und Klaus-Peter Murawski sind wieder versöhnt, obwohl sich sich angeblich gar nicht gestritten haben. Foto: dpa

Verstimmung zwischen Klaus-Peter Murawski und Werner Wölfle löst sich in Wohlgefallen auf.

Stuttgart - Wenn sich Politiker streiten, ist das heutzutage fast normal. Wenn sich aber zwei Parteifreunde in politisch verantwortlichen Positionen öffentlich und heftig zoffen, ist das mehr als bemerkenswert. Zumal wenn beide Akteure ein grünes Parteibuch in der Tasche haben.

Zwischen Werner Wölfle, dem neuen Stuttgarter Bürgermeister für Allgemeine Verwaltung und Krankenhäuser, und seinem Vorgänger Klaus-Peter Murawski, der als neuer Chef die Staatskanzlei in der Villa Reitzenstein führt, hat es kräftig gekracht.

Wie massiv der Streit ist, der in den vergangenen Tagen in zwei Artikeln der "Stuttgarter Zeitung" ausgetragen wurde, lässt sich an darin veröffentlichten Zitaten ablesen. Im ersten Artikel wurde Wölfe zitiert, er habe beim Besuch der 500 Mitarbeiter des Haupt- und Personalamts in Stuttgart Wunderliches über seinen Amtsvorgänger Murawski gehört. "Als ich ins Haupt- und Personalamt kam, haben die gestaunt: hier war unser Bürgermeister noch nie", so Wölfle, der außerdem umgehend einen anderen Führungsstil ankündigte. Zu wichtigen Besprechungen werde er künftig nicht nur die Amtsleiter, sondern auch deren kundige Mitarbeiter einladen. Die hätten das Büro von Murawski noch nie betreten.

"Murawski war sehr verärgert"

In Reaktion darauf zeigte sich in einem zweiten Artikel Klaus-Peter Murawski "außerordentlich verärgert über diese Äußerungen". Und: "Wenn mein Nachfolger Werner Wölfle jetzt behauptet, ich sei während meiner 15 Amtsjahre nie im Haupt- und Personalamt gewesen, dann sagt er die Unwahrheit." Außerdem wolle es Murawski nicht in den Kopf, "warum Werner Wölfle versucht, nachdem er jetzt zwei Wochen in seinem neuen Amt ist, sich zu meinen Lasten zu profilieren". Und: Wölfle sei als neuer Bürgermeister "offenbar eine Fehlbesetzung".

Das klingt mehr als unversöhnlich. Doch der Kontakt zwischen den beiden Grünen, die in den vergangenen 15 Jahren im Stuttgarter Rathaus als Fraktionschef und als Bürgermeister eine gute Zusammenarbeit pflegten, ist deshalb nicht abgerissen. Unmittelbar nach dem ersten Artikel der Zeitung hatte eine SMS von Murawski den im Urlaub am Comer See weilenden Wölfle fast aus dem Sattel seines Mountainbikes geworfen. "Murawski war sehr verärgert", erinnert sich Wölfle an den Inhalt der Botschaft. Nachdem ihm Freunde den Artikel der "Stuttgarter Zeitung" vorgelesen hätten, habe er Murawski eine SMS zurückgeschickt. "Ich habe diese Zitate weder gesagt noch ihre Wirkung beabsichtigt", gibt Wölfle den Tenor seiner Botschaft wieder. Auf Anfrage teilte er mit, seine Aussagen in dem Artikel seien in unzulässiger Weise verallgemeinert und ins Negative verfälscht worden. Tatsächlich habe er Murawski ausdrücklich wegen seiner Verdienste ums Klinikum gelobt und gesagt, "ich würde mir wünschen, wenn ich das in Zukunft auch so hinbekäme".

Versöhnliche Töne sind inzwischen auch aus dem Umfeld des Staatssekretärs zu hören. "Murawski sieht keinen Anlass für die von Wölfle angeblich geäußerten Zitate", sagte eine Sprecherin des Staatsministeriums. Auch Murawski selbst will nie von Wölfle als einer Fehlbesetzung für das Bürgermeisteramt gesprochen haben. "Angesichts des Gewichts der mir in den Mund gelegten Beurteilung habe ich den Journalisten um eine Richtigstellung gebeten", sagte Murawski.

Am Ende bleiben Fragen: War da was? Gab es Probleme? Oder ist nur Harmonie?