Gerhard Gödrich (links) und Frank Otto Huber mit einer Auswahl der Bilder. Foto: Sibylle Berger

200 Kinder haben 200 farbenfrohe Interpretationen der Kunstwerke von Matisse und Miró gemalt.

Büsnau - Ein Neuling ist Frank Otto Huber nun wirklich nicht. Seit Jahrzehnten arbeitet er mit Kindern zusammen, schließlich ist er der Leiter des Kinderhauses Büsnau. Aber hin und wieder schaffen es seine kleinen Besucher dann doch noch, ihn zu überraschen.

Wie etwa die 200 Kinder, die sich in den vergangenen Wochen im Atelier der Einrichtung malend an die Bilder von Henri Matisse und Joan Miró herangetastet haben. „Aber sie haben nicht nur Kunst versucht, sie haben Kunst gemacht“, sagte Huber. Kurz, er war hin und weg – wie auch alle anderen bei der Vernissage am vergangenen Freitag.

„Seit Jahrzehnten pflegen wir die Kooperation mit dem Kinderhaus und sehen am heutigen Abend, wie schnell Kinder einen Miró oder Matisse mit eigenen Stilelementen produzieren können“, sagte Gerhard Gödrich, der Leiter der benachbarten Steinbachschule. Das sei nicht nur erstaunlich. „Das ist auch für die Schulkollegen entlastend, die in einem kleinen Zeitfenster von zwei Stunden das nicht leisten können.“

Die Kinder kopierten Matisse und Miró

Thema des Kunstprojektes für die Kinder des ersten und zweiten Schuljahres waren die Scherenschnitte von Henri Matisse, die der Künstler erst im hohen Alter und an den Rollstuhl gefesselt entwickelte. Die abstrakten bis realistischen, kindlich-künstlerischen Scherenschnitte übersetzten die Kinder in leuchtende Farben und präsentierten sie mit Stolz und Freude allen Anwesenden.

Die älteren Kinder orientierten sich derweil an den fantasievollen Bildmotiven des Künstlers Joan Miró. „Meine Oma bekommt das Bild, da ist ein ungewöhnliches Tier drauf mit einem Flugobjekt über sich“, erklärte der neunjährige Marlon sein Werk.

Huber erläuterte die technische Entstehung eines Bildes. „Die Kinder brauchen eine kleine Leinwand und können ihr fertiges Produkt nach zwei Stunden in der Hand halten“, sagte er. Das ging deshalb so schnell, weil das Kinderhaus eine ganze Reihe von 500-Watt-Strahlern einsetzte. Ohne sie wäre die Plakatfarbe zwischen den Arbeitsschritten niemals in gerade einmal 15 Minuten getrocknet.

In den Pausen wurden den Kindern die großen, abfotografierten Bildern der zu interpretierenden Meister erklärt. Dann wurden die Farben, der Hintergrund und der Trick mit den schwarzen Umrandungen erläutert. „Alle Kinder haben einen Kittel an und alle Kinder reinigen ihre Pinsel nach getaner Arbeit und bringen sie zurück an ihren Platz“, sagte Huber. „Die Kinder lernen bei uns Höflichkeit. Sie wird nicht diskutiert, Höflichkeit findet statt.“