EnBW-Logo vor Stromleitung: Der Konzern hat einen satten Halbjahresverlust eingefahren Foto: dpa

Das erste Halbjahr 2014 könnte als eines der schlechtesten in die Konzerngeschichte des Versorgers EnBW eingehen. In fast allen Geschäftsbereichen sank der Gewinn. Wegen massiver Abschreibungen auf Kraftwerke steckt das Unternehmen tief in den roten Zahlen.

Karlsruhe - Die EnBW kämpft nicht mehr nur mit den Marktverwerfungen in Folge der Energiewende, sondern auch mit den Unbillen des Wetters.

Wie aus Konzernzahlen zum ersten Halbjahr 2014 hervorgeht, rauschte die EnBW mit einem Verlust von 735,1 Millionen Euro in den ersten sechs Monaten des Jahres tief ins Minus. Zum Vergleich: Vor einem Jahr hatten die Karlsruher unter dem Strich noch einen Gewinn von knapp 191 Millionen Euro ausgewiesen. Der Umsatz ging um 2 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro zurück.

Der jetzt ausgewiesene Verlust geht auf hohe Abschreibungen auf den Kraftwerkspark zurück. Da in Folge der Energiewende Strom im Großhandel immer billiger wird, fahren die EnBW-Meiler immer weniger Gewinn ein. Im ersten Halbjahr 2014 sank der operative Gewinn im Geschäftsfeld Erzeugung und Handel um 9,3 Prozent auf 596 Millionen Euro. Besonders die Gaskraftwerke des Konzerns , aber auch mehrere ältere Kohlemeiler fahren Verluste ein. Ein Ende des Preistiefs ist derzeit nicht absehbar, und daher musste die EnBW den Wert ihres Kraftwerksparks nach unten korrigieren – um 1,23 Milliarden Euro, wie EnBW-Finanzvorstand Thomas Kusterer am Freitag in Karlsruhe erläuterte.

Dazu kommen Drohverlustrückstellungen wegen nicht mehr kostendeckender Strombezugsverträge in Höhe von 345 Millionen Euro. Derzeit geht der Konzern davon aus, dass die jetzt vorgenommenen Wertberichtigungen und Rückstellungen auch in Zukunft ausreichen. „Wenn nichts dramatisches passiert“, sagte Kusterer.

Dennoch bleibt die Flaute im Strom- und Kraftwerksgeschäft für den mittlerweile mehrheitlich in Staatsbesitz befindlichen Konzern das alles überragende Problem. Bereits vor Monaten scheiterte man mit dem Ansinnen sechs unrentable Kraftwerksblöcke – in Heilbronn, Marbach und Weilheim – vom Netz zu nehmen. Weil sie für die Versorgung als systemrelevant eingestuft werden, müssen sie nach einem Bescheid der zuständigen Bundesnetzagentur (BnetzA) am Netz bleiben. Der Konzern erhält dafür eine Entschädigung. Diese reicht aber nach früheren Aussagen von EnBW-Chef Frank Mastiaux nicht aus, die entstehenden Kosten zu decken. Seit Wochen ist die EnBW daher – als erster Konzern der Republik – in Gesprächen mit der BnetzA. Der Vertragsabschluss mit der Behörde werde sich aber verzögern, sagte Kusterer. Man rechne „in den kommenden paar Wochen“ mit einer Einigung.

Hart trifft die EnBW auch, dass zwei von drei als Zukunftsmärkte identifizierte Geschäftsfelder unter sinkenden Gewinnen leiden. Neben dem Netzbetrieb (-13 Prozent) ist dies vor allem das Geschäftsfeld erneuerbare Energien, auf das die EnBW mit aller Macht setzt. Hier sank der operative Gewinn (angepasstes Ebitda) in den ersten sechs Monaten um fast 22 Prozent 81 Millionen Euro. Grund sind sehr niedrige Wasserstände in deutschen Flüssen, die die Stromproduktion drosselten. Im Geschäft mit Wasserkraft ist die EnBW traditionell stark aufgestellt. Die Gewinnprognose für das Öko-Geschäftsfeld hat der Konzern daher für 2014 drastisch zurückgestutzt, auch weil sich die Inbetriebnahme des neuen, großen Off-Shore-Windparks Baltic 2 wegen Verzögerungen bei einem Projektpartner wohl bis April 2015 verschiebt. Neue Windparks in der Türkei und eine Ausweitung von kommunalen Partnerschaften bei Windradprojekten im Land sollen das Geschäft aber wieder beleben. Die Konzerninvestitionen wurden mit 752 Millionen Euro nahezu verdoppelt.

Dennoch wird der Konzern stärker sparen müssen. Das aktuelle, 750 Millionen Euro pro Jahr schwere, Sparprogramm läuft Ende des Jahres aus. Dazu werden „mehrere Hundert Millionen Euro“ kommen, sagte Kusterer. Das werde sich auch auf den Personalstand auswirken. Betriebsbedingte Kündigungen seien bei der EnBW aber bis auf weiteres ausgeschlossen.

Um die aktuelle Gewinnprognose für 2014 zu erreichen, hält Kusterer weitere Anstrengungen für nötig: „Wir werden uns dafür noch ein wenig ins Zeug legen müssen.“