Mit diesem BMW war ein 18-Jähriger ohne Rücksicht auf Verluste unterwegs. Foto: 7aktuell.de/Adomat

Diskutieren Sie mit - Sie wollen Spaß, sie geben Gas: Mit PS-Boliden wollen junge Fahrer nachts auf der Partymeile der Theodor-Heuss-Straße protzen. Stadt und Polizei wollen dem Treiben ein Ende bereiten.

Stuttgart - Welch ein Spektakel: Ein BMW rast nachts über die Piste der Theodor-Heuss-Straße, ein Fußgänger rennt wie ein Hase über die Fahrbahn, vom Scheinwerferlicht erfasst, vom Kotflügel knapp verfehlt. Der BMW schleudert mit qualmenden Reifen, schanzt über den Grünmittelstreifen auf die Gegenfahrbahn. Zuvor hatte der Wagen, gesteuert von einem 18-Jährigen, zugelassen im Kreis Ludwigsburg, bei einer Schleudertour einen Metallpfosten gerammt und zwei Schaulustige leicht verletzt.

So geht’s zu nachts auf der Partymeile, die einst als Korso-Strecke für WM-Fußballfans bejubelt wurde. Die Protzerei mit PS-Boliden hat in den vergangenen Jahren mehrere Schwerverletzte zur Folge. Auch am vergangenen Wochenende waren Polizeibeamte unterwegs, nahmen Raser und Sportwagenbesitzer ins Visier. Der Schnellste wurde mit 91 km/h erwischt. Die Polizisten stellten sechs Autos wegen unerlaubter baulicher Veränderungen sicher.

Jetzt gibt OB Kuhn Gas

Nun ist offenbar auch OB Fritz Kuhn der Kragen geplatzt: „Das muss ein Ende haben“, erklärte er am Montag – und kündigte ein Spitzengespräch „in den nächsten Tagen“ mit Polizeipräsident Franz Lutz und den Vertretern des städtischen Ordnungsamts an. Der Unfall mit dem BMW-Fahrer, bei dem am Sonntag um 1.40 Uhr zwei Passanten verletzt wurden, sei der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht habe, heißt es im Rathaus. „Es geht um Maßnahmen, die kurz- und langfristig Wirkung zeigen“, so Kuhn.

So engagiert hätte er schon früher reagieren können. Etwa vor einem Monat bei der Bürgerversammlung des Stadtbezirks Stuttgart-Mitte. Anwohner, die über die seit Jahren stattfindenden Autorennen klagten, waren vertröstet worden: Ordnungsbürgermeister Martin Schairer hatte auf die regelmäßigen Kontrollen der Polizei verwiesen.

Auch die Polizei hat bereits ihre Vorschläge gemacht, wie sich die Lage in der Theodor-Heuss-Straße verbessern lassen könnte. Kontrollen allein, am Wochenende mit acht Mann, scheinen das PS-Partyvolk wenig zu beeindrucken. „Wir könnten uns bauliche Maßnahmen vorstellen“, sagt Polizeisprecher Stefan Keilbach, „also Schwellen und Fahrbahnverengungen.“ Dies könnte kurzfristig mit rot-weißen Baken bewerkstelligt werden. Zu prüfen wäre auch, nachts ein Tempolimit einzuführen. „Tempo 30 ab 22 Uhr, warum nicht“, sagt Keilbach.

Führerschein des 18-Jährigen im Visier

Womit aber auch schon wieder die Kontrollen ins Spiel kämen. Die Polizei hätte mit stationären Überwachungsanlagen kein Problem. Eher mit Rotlichtblitzern: „Das würde nichts nützen, weil die Fahrer ja genau die Strecken zwischen den Ampeln nutzen“, sagt Keilbach.

Die Vorschläge der Polizei liegen seit Ende Oktober dem städtischen Ordnungsamt vor. „Darüber wollen wir dann reden“, sagt Stadt-Sprecher Sven Matis. Der OB sehe das Thema als dringend an. An dem 18-jährigen BMW-Fahrer, der neben den zwei Verletzten auch 20 000 Euro Schaden hinterlassen hatte soll ebenfalls ein Exempel statuiert werden: Die Staatsanwaltschaft prüft, ob die Fahrerlaubnis vorläufig entzogen wird – und die Führerscheinbehörde nimmt die charakterliche Eignung des 18-Jährigen zum Führen eines Kraftfahrzeugs unter die Lupe.