Die in Vaihingen gesammelten Informationen fließen in der Zentrale in Bad Cannstatt zusammen, von wo aus die Ampeln entsprechend gesteuert werden. Foto: dpa

Nach den Sommerferien beginnt die Stadt damit, auf den Fildern Kameras aufzustellen und Kontaktschleifen in den Asphalt zu ziehen. Damit geht ein Wunsch der Lokalpolitik in Erfüllung.

Vaihingen - Die grünen, roten und grauen Streifen legen sich wie ein Netz über Vaihingen. Grün symbolisiert die Straßen, die die Integrierte Verkehrsleitzentrale (IVLZ) von ihrem Standort in Bad Cannstatt aus bereits heute im Blick hat. Im Grunde sind das nur die Nord-Süd-Straße und die B 27 zwischen der A 8 und Degerloch. Dann gibt es die roten Straßen. Dort will die Stadt nicht länger blind sein, Kontaktschleifen in den Boden einlassen und Kameras aufstellen. Das betrifft vor allem die Hauptverkehrsachse, die von der Anschlussstelle der A 831 am Vaihinger Ostrand quer durch den Bezirk und Möhringen bis nach Plieningen führt. Die grauen Linien sind die Routen der SSB-Busse. Auch sie werden Teil der neuen Verkehrsüberwachung.

Ralf Thomas, der Leiter der Verkehrsleitzentrale, saß am vergangenen Dienstag im Vaihinger Bezirksbeirat, und hinter ihm flimmerte die Karte mit den farbigen Linien über die Wand. Das Netz, das er spannen will und für das ihm der Gemeinderat 886 000 Euro zur Verfügung stellt, soll helfen, den Bezirk Vaihingen vom Verkehrsinfarkt zu befreien, der regelmäßig die Straßen verstopft.

35 Kontaktschleifen und 20 Kameras für den Überblick

„Ziel ist die Stauvermeidung“, sagte Thomas. Die Autos sollen gar nicht erst rein rollen nach Vaihingen, wenn es auf der benachbarten Autobahn mal wieder staut. Und stehen die Fahrzeuge schon Stoßstange an Stoßstange in der Ortsmitte, soll durch eine intelligente Ampelschaltung der Verkehr wieder zügig abfließen.

„Wir können schon heute auf die Ampeln in Vaihingen zugreifen“, sagte Thomas. Nur würden das die Kollegen in der IVLZ nicht tun, weil sie ja nicht wüssten, was vor Ort gerade los ist. 35 Kontaktschleifen sollen deshalb in den Asphalt gezogen werden. „Wir haben dann insgesamt in der Stadt 335 Messstellen“, sagte Thomas. Hinzu kommen 20 schwenkbare Kameras an neuralgischen Kreuzungen, was die städtische Gesamtzahl auf 420 schraubt. Zudem übermitteln die SSB-Busse die jeweiligen Verspätungen für jede einzelne Haltestelle in Echtzeit. „Das gibt uns ein weiteres Indiz dafür, wo es aktuell klemmt.“

Der Aufbau beginnt nach den Sommerferien

Künftig könnte sich Thomas zudem vorstellen, dass LED-Tafeln etwa an der Abfahrt der A 831 die Autofahrer darauf hinweisen, dass es sich in Vaihingen staut. „Die Erfahrung zeigt, dass es gut ist, den Autofahrern zu erklären, warum sie etwas machen sollen“, sagte der IVLZ-Leiter.

Die Grobplanungen sind abgeschlossen, derzeit werden die Arbeiten ausgeschrieben. „Wir wollen nach den Sommerferien mit dem Aufbau der ersten Messstellen und Kameras beginnen“, sagte Dirk Herrmann vom Tiefbauamt. Die Arbeiten sollen vor allem nachts erledigt werden, damit der Verkehr nicht zu sehr beeinträchtigt wird. Aber eines ist schon klar: Bis das gesamte System einsatzfähig ist, wird es noch eine Weile dauern.

Ein Wunsch der Lokalpolitik geht in Erfüllung

Einerlei, es geht überhaupt voran. Dass Vaihingen in die Integrierte Verkehrsleitzentrale integriert wird, ist schon lange der Wunsch der Vaihinger Lokalpolitiker. Der geht nun in Erfüllung. Die Bezirksbeiräte ließen es sich trotzdem nicht nehmen, ein wenig zu mäkeln. Wolfgang Georgii von der CDU hätte es zum Beispiel gerne gesehen, wenn die Verkehrssteuerung auch auf die Robert-Koch und Schönbuchstraße nach Rohr ausgeweitet wird, wofür aber letztlich das Geld fehlt.

„Ich sehe, was auf uns zurollt, und das ist die Verkehrslawine“, sagte Kristin Wedekind von den Grünen und spielte damit auf den Ausbau der A 8 an, der irgendwann einmal kommen dürfte. Immerhin sei die Verkehrssteuerung in Vaihingen ein Schritt in die richtige Richtung. Einzig Jochen Schaaf von der Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke übte sich in Fundamentalkritik. „Ich muss das aus Prinzip ablehnen“, sagte er. Dadurch würden nur noch mehr mit dem Auto durch Vaihingen fahren. Den Bogen zur Bundespolitik spannend „werden wir so den Klimakollaps haben“.