Rad- und Autofahrer kommen sich im engen Schwabtunnel zuweilen ins Gehege. Die Stadt will den Konflikt jetzt lösen. Foto: Leif Piechowski

Zu eng für Radfahrer: Der Schwabtunnel, der die Stadtbezirke Stuttgart-Süd und Stuttgart-West verbindet. Darum weichen sie verbotenerweise auf den Gehweg aus, was oft zu Konflikten mit Fußgängern führt. Nun wird geprüft. ob ein Radschutzstreifen Abhilfe schaffen kann.

Stuttgart - Hier fährt kaum jemand auf zwei Rädern durch: Der Schwabtunnel, der die Stadtbezirke Stuttgart-Süd und Stuttgart-West verbindet, ist den meisten Radfahrern zu eng. Darum weichen sie verbotenerweise auf den Gehweg aus, was oft zu Konflikten mit Fußgängern führt. Aus diesem Grund haben die Grünen am Dienstagabend im Bezirksbeirat Süd vorgeschlagen, die Böblinger Straße, die Schickhardtstraße und den Schwabtunnel mit einem Radschutzstreifen zu versehen. Eine Untersuchung der Lage seitens der Stadt begrüßten alle Fraktionen. Der Antrag der Grünen wurde mit elf Stimmen und fünf Enthaltungen verabschiedet.

Der Radschutzstreifen mit der durchbrochenen Linie darf anders als ein Radweg zumindest mit einer Autohälfte überfahren werden – solange es keine Radfahrer gefährdet. „Das ist auf jeden Fall eine Verbesserung“, sagt Gudrun Zühlke, Landesvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Sie selbst kennt den Schwabtunnel als Radfahrerin – und fühlt sich dort weder sicher noch wohl. Rupert Kellermann, Bezirksvorsteher in Stuttgart-Süd, weiß, dass nicht nur Zühlke so empfindet. „Weil der Tunnel sehr eng ist, weichen viele Radfahrer auf den Gehweg aus.“ Der ist noch viel schmaler. Darum kommen sich dort Radfahrer und Fußgänger in die Quere. „Der Fußgänger ist das schwächste Glied in der Kette des Straßenverkehrs“, sagt Kellermann. Darum begrüßt auch er den Vorschlag der Grünen, den Radverkehr mit einem Radschutzstreifen durch den Tunnel zu leiten. Bezirksbeirat Roland Petri (CDU) schließt sich dem unter Vorbehalt an: Die Stadt soll Möglichkeiten prüfen, ob es Alternativen zum Radschutzstreifen gibt.

„Der Radschutzstreifen appelliert an die Vernunft der Verkehrsteilnehmer“, sagt Kellermann. Auch Zühlke glaubt an die Vernunft der Menschen – zumindest, wenn man nachhilft: „Dadurch, dass der Radschutzstreifen den Mittelstreifen ersetzt, fahren die Autos langsamer“, sagt sie. Das liege daran, dass Pkw, die sich am Rand orientierten, weniger zum Rasen neigten. Ein Unfallschwerpunkt ist der Schwabtunnel aber nicht. 2013 gab es laut Stuttgarter Polizei lediglich zwei Auffahrunfälle von Autos.

Einziger Wermutstropfen, den Rupert Kellermann bei der Lösung sieht, ist der Busbetrieb. „In diesem engen Tunnel passen Rad und Bus nicht zusammen“, sagt Kellermann. Aktuell passiert die Buslinie 42 die Konfliktzone. Darum glaubt der Bezirksvorsteher auch nicht, dass der Schwabtunnel als Schulradweg für die Schüler des angrenzenden Schickhardt-Gymnasiums in Frage kommt. „Zumindest heute würden keine Eltern ihre Kinder durch den Tunnel fahren lassen“, ist er sich sicher.

Radschutzstreifen kommen dort zum Einsatz, wo kein Platz für Radwege ist, es aber bedenklich eng für den gemischten Verkehr ist. Jochen Hutt vom Tiefbauamt hält ihn für ein wichtiges Element der Verkehrsplanung. „Besonders im Bereich von Kreuzungen ist der Radschutzstreifen eine sinnvolle Lösung“, sagt er. Außerdem werde das Projekt „Innerorts und außerorts Randschutzstreifen“ vom Bund gestützt. Der Radschutzstreifen ist aber nicht die einzige Maßnahme, um dem wachsenden Radverkehr Herr zu werden. „An der Neckartalstraße in Bad Cannstatt bauen wir einen Gegenrichtungsradweg“, sagt Hutt. In einem zweiten Bauabschnitt soll der Radweg zur EnBW-Müllverbrennungsanlage verlängert werden.

Dass Stuttgart nicht immer fahrradfreundlich ist, hat auch ein Kollege unserer Zeitung bei Recherchen erfahren müssen. „Als ich auf der Trasse von der König-Karls-Brücke zum Wilhelmsplatz unterwegs war, haben sich zwei ältere Damen über mich als Radfahrer geärgert“, sagt er. Obwohl der Fußgängerweg frei für Fahrradfahrer ist, ist er eigentlich nicht breit genug. Ein Radschutzstreifen bringt hier aber nichts.