Knapp zwei Stunden dauert die Fahrt mit dem Schienenersatzverkehr am Montagmorgen von Herrenberg nach Böblingen. Hier drehen Landwirte mehrere Runden im Kreisverkehr bei Gärtringen. Foto: /Anke Kumbier

Im Landkreis Böblingen kommt am Montagmorgen alles zusammen: Protestierende Landwirte blockieren mit ihren Traktoren die Straßen und der Schienenersatzverkehr auf der Strecke der S-Bahnlinie 1 beginnt.

Stillstand auf den Straßen und Schienen: Wer am Montagmorgen im Landkreis Böblingen unterwegs gewesen ist, musste viel Geduld mitbringen. Die Straßen waren wegen der Bauernproteste dicht, die Schiene als Ausweichmöglichkeit keine Option. Denn seit diesem Montag fährt die S1 zwischen Herrenberg und Stuttgart Hauptbahnhof nicht. Die Gründe dafür sind Bauarbeiten am Würmtalviadukt bei Ehningen und am Digitalen Knoten Stuttgart.

Ersatzbusse mit massiver Verspätung

Es gibt zwar einen Schienenersatzverkehr (SEV), doch die Busse haben am Montagmorgen massive Verspätungen. Sie erreichen die Bahnhöfe – beispielsweise in Vaihingen und Herrenberg – schon mit Verspätung.

In Herrenberg wartet ab etwa 7.15 Uhr eine große Menschentraube auf den SEV nach Böblingen. Der kommt allerdings nicht. Ein Bahnmitarbeiter informiert die Wartenden, dass erst ab 9 Uhr wieder Busse fahren, weil auf den Straßen kein Durchkommen sei. Dann gibt es, kurz vor 8 Uhr, plötzlich doch einen Bus in Richtung Stuttgart-Vaihigen mit Halt in Böblingen. Allerdings bewahrheitet sich, dass – fast – kein Durchkommen ist.

Landwirte drehen mehrere Runden im Kreisverkehr

Im Schneckentempo geht es auf der B14 voran. Der Bus braucht bis Nufringen, eine Strecke von knapp vier Kilometern, mehr als eine Stunde. Immer wieder rollen auf der Gegenfahrbahn Traktoren mit Protestplakaten und blinkenden, orangefarbenen Lichtern vorbei.

Die Stimmung im Bus wirkt ruhig. Passagiere greifen zum Handy und informieren ihre Kollegen oder Mitschüler, dass sie später kommen. Hinter Nufringen löst sich der dichte Verkehr langsam auf. Bis nach Gärtringen geht es flott voran. Dann verlangsamt sich die Fahrt wieder, weil Landwirte auf Traktoren mehrere Runden im Kreisverkehr drehen.

Manche Passagiere sind ziemlich sauer

Ein junger Mann in Ausbildung muss zu seinem Betrieb nach Stuttgart. Er habe Verständnis für die Proteste der Bauern. „Aber ich verstehe nicht, warum Unbeteiligte leiden müssen“, sagt er. Wenig Verständnis zeigt hingegen Julia Moro. „Ich bin gerade richtig sauer“, sagt sie. Es gebe andere Wege, Protest Ausdruck zu verleihen. „Man erreicht sein Ziel nicht, indem man anderen Menschen den Morgen versaut.“

Sie muss noch weiter bis Vaihingen. Als sie sich zur Situation äußert, ist sie gerade in Böblingen und hat für eine Strecke von normalerweise circa 15 Minuten Fahrzeit knapp zwei Stunden gebraucht.