Der Glöckner von Sulzbach hat erstaunliche Ähnlichkeit mit Topas: Er versucht, Roxanne zu zerschneiden Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Sommer lässt die Verantwortlichen der Theaterbühnen schwitzen. Tummeln sich die Besucher doch lieber in Bädern und Biergärten als in ihren Sälen. Also muss man sich etwas einfallen lassen: Das Friedrichsbau-Varieté bietet deshalb gleich vier verschiedene Programme an.

Stuttgart - Oben ist es jetzt, auf dem Pragsattel. Nicht mehr unten in der Stadt. Und auch nicht mehr ganz niegelnagelneu. So sind die Kinderkrankheiten ausgeräumt: Samt glänzt an der Wand, die Tische sind umgestellt, auch draußen kann man nun im Grünen sitzen. So gesehen ist also alles gerichtet. Doch wenn die Hitze über die Stadt kommt, tun sich alle Theater schwer, ihre Plätze zu füllen. Das Varieté ist da keine Ausnahme. Deshalb setzt man heuer auf das Motto „Vier gewinnt“. Bis Anfang August zeigt man vier verschiedene Produktionen. Hier sind sie im Überblick.

Magic Countdown

Die Strahlkraft von Sulzbach war bisher begrenzt. Allenfalls die Disco Belinda besaß überörtliches Renommee. Nun betritt allerdings der Glöckner von Sulzbach alias Topas die Bühne. Mit Stäben und einem Schwert rückt er der Schönen alias Roxanne auf den Leib, doch die lässt sich einfach nicht zerstückeln. Eine Parodie aufs Musical haben sich die beiden Stuttgarter Zauberkünstler da ausgedacht, inklusive herzzerreißenden Gesangs. Gut möglich, dass wir den Glöckner von Sulzbach bald im Möhringer SI-Centrum sehen. Doch vorerst zeigen sie ihr drittes gemeinsames Programm „Magic Countdown“ im Friedrichsbau. Mit allem, was man von den beiden Publikumslieblingen erwarten darf – und sogar ein bisschen mehr. Oder hat man Topas schon mal mit Buckel gesehen?

„Magic Countdown“: vom 17. Juni bis zum 5. Juli und vom 12. Juli bis zum 19. Juli. Karten kosten von 27 Euro bis zu 47 Euro.

Hut ab!

Wirklich: Hut ab! Was man mit einem Hut so machen kann, zeigen die Brüder Wolfram und Gernot Bohnenberger. Gemeinsam sind die beiden Stuttgarter das Duo Junge Junge! Eigentlich müssten sie kein Künstlerleben führen, sind sie doch Arzt und Ingenieur. Aber das Zaubern macht halt mehr Spaß als das Heilen und Bauen. Auch sie sind treue Freunde des Varietés und immer wieder zu Gast. Heuer zeigen sie mittels zweier Hutkrempen, wie man binnen Sekunden von Mexiko nach China, über den Wilden Westen in die Karibik und in die Wüste kommt. Freddie Mercury, Darth Vader und Napoleon trifft man auch bei dieser Reise. Da darf man mit Fug und Recht behaupten: Man kann lachen, bis der Arzt kommt. Der steht ja schon auf der Bühne.

„Hut ab!“: vom 8. bis zum 10. Juli. Karten kosten 29 Euro.

Grammophobia

Es ist ja erstaunlich, dass so junge Leute wie die Absolventen der Artistenschule Berlin noch wissen, was ein Grammofon ist. Andererseits kann man so ein Grammofon ja viel besser anpacken als einen Streamingdienst, selbst wenn er von Apple kommt. Ihr Programm haben die angehenden Artisten selbst ausgeheckt. Dieser Tage müssen sie ihre Abschlussprüfungen bestehen, anschließend reisen sie mit ihrem durchgeknallten Grammofon durch Deutschland. Es treibt Schabernack mit ihnen, und sie auf die Palme, oder aufs Trapez, aufs Schlappseil, an die Jonglagebälle oder an den Chinesischen Mast.

„Grammophobia“: vom 22. bis zum 26. Juli. Die Karten kosten 29 Euro.

Let’s Burlesque!

Erfahrene Varieté-Gänger wissen, dass Evi & das Tier nichts mit Landwirtschaft zu tun haben. Auch wenn sie die Sau rauslassen. Evi Niessner und Mr. Leu, das Tier, führen eine Burlesque-Truppe an, die das Friedrichsbau-Theater in die 20er Jahre mitnimmt. Das Publikum darf Teil des Spektakels sein. Der Aufruf lautet: Schmeißt euch in eure heißesten Fummel! Nun ja, das passt ja bestens zum Sommer.

„Let’s Burlesque!“: 31. Juli und 1. August. Karten zwischen 27 Euro und 42 Euro. Infos und Karten unter www.friedrichsbau.de