Schulen und Vereine kümmern sich in Stuttgart darum, Migranten ihre Muttersprache näher zu bringen Foto: Leif Piechowski

Zum ersten Mal haben sich Stuttgarter Migrantenorganisationen zum Thema sprachliche Bildung getroffen. Im Bürgerzentrum West kamen vor einigen Tagen rund 60 Teilnehmer zusammen, darunter auch Vertreter der türkischen und kroatischen Konsulate, der Stadt, des Staatlichen Schulamts und zahlreicher Migrantenvereine.

Stuttgart - Zum ersten Mal haben sich Stuttgarter Migrantenorganisationen zum Thema sprachliche Bildung getroffen. Im Bürgerzentrum West kamen vor einigen Tagen rund 60 Teilnehmer zusammen, darunter auch Vertreter der türkischen und kroatischen Konsulate, der Stadt, des Staatlichen Schulamts und zahlreicher Migrantenvereine.

Alle zusammen, „die Konsulate mit Ergänzungsunterricht, die Sprachschulen und Vereine bemühen sich um die Pflege der eigenen Sprache und darum, sie weiterzugeben an die Kinder und Kindeskinder“, sagte Gari Pavkovic, der Leiter der Abteilung Integration der Stadt Stuttgart. Auch Wirtschaftsvertreter hätten gern Mitarbeiter, die ihre Muttersprachen „in Wort und Schrift verhandlungssicher beherrschen, die meisten können von Haus aus aber nur eine einfache Sprache“, so Pavkovic, „es ist ein Fehler, dass es keine institutionelle Förderung der Muttersprachen gibt.“ Schulamtsleiterin Ulrike Brittinger hat den Wunsch, „Gemeinsamkeiten suchen, um später unter einem gemeinsamen Dach die Vielfalt zu fördern“.

Dabei gibt es inzwischen viele Initiativen, die als Vereine an den Start gegangen sind: Den Veranstalter Integra, das Deutsch-Türkische Forum, das Forum der Kulturen, das Asia-Haus, die Italiener, die sich bei Arces organisieren, die Kosovo-Initiative, den Verein türkischer Frauen, das Eltern-Café der Elise-von-König-Schule, die Kultur- und Sozialinitiative und unter anderen eine ungarische Kindertagesstätte, die es seit 2006 in Stuttgart gibt.

Längst ist die zweite Generation der früheren Gastarbeiter um Deutschkenntnisse und Muttersprache bemüht, um ihren Kindern eine gute Startposition zu geben. Nagihan Yilmaz beispielsweise ist 39 Jahre alt und hat „begriffen, dass die Kinder besser Deutsch lernen, wenn ich mit ihnen oft in türkischer Sprache spreche“. Ihre Tochter besucht inzwischen die 9. Klasse des Zeppelin-Gymnasiums, die Jüngste ist noch in der Grundschule. „Zuhause Türkisch durchzuhalten, ist nicht leicht“, sagt sie, „manchmal falle ich selbst zurück ins Deutsche“.

Das muttersprachliche Lernen ist keine Privatsache. Rund 1000 Stuttgarter Schüler lernen zum Beispiel Kroatisch mit Unterstützung des Konsulats. Josip Luša koordiniert diesen Unterricht landesweit, die Probleme werden aber nicht kleiner, sondern größer: „Manchmal wissen wir bis kurz vor Schuljahresbeginn nicht, ob die Schulen die Räume zur Verfügung stellen können.“ Der kroatische Vize-Konsul Ivan Sablic erklärt, woran es liegt: „Immer mehr Schulen haben keine freien Räume und vor allem Terminprobleme wegen des Ausbaus der Ganztagsschulen.“

Verschiedene Arbeitsgruppen sind der Frage nach Handlungsmöglichkeiten nachgegangen, geleitet von Pavkovic und Matteo Conti, der sich um den muttersprachlichen Unterricht in Italienisch einsetzt und im Vorstand der Kulturen tätig ist. Die Ergebnisse sollen in den kommenden Wochen in einem Positionspapier zusammengefasst und OB Kuhn sowie dem Landtag überreicht werden. Der Ganztagsschulbetrieb wird dann auch ein Thema sein.