Winterlicher Gipfelgrat der Schneidspitze, im Hintergrund die Allgäuer Alpen, Reutte, Außerfern. Foto: Imago/Imagebroker

Immer wieder verunglücken Wanderer und Bergsteiger in den Alpen tödlich – auch an diesem Wochenende. Der Tod am Berg kann viele Gründe haben. Doch gibt es drei Ursachen, die besonders häufig auftreten.

Ein Wanderer aus Stuttgart ist bei einem Absturz in den österreichischen Alpen ums Leben gekommen. Wie die Polizei in Tirol am Sonntag (7. April) berichtete, brach der 43-Jährige am Vortag allein vom Parkplatz der Bergbahnen Höfen zu einer Tour auf die Schneidspitze im Gebiet von Wängle auf.

De Schneidspitze im Sommer von Bayern aus fotografiert. Foto: Imago/Depositphotos
Wanderwege zur Schneidspitze. Foto: Imago/Depositphotos

Samstag, 10.10 Uhr: Wanderung abgebrochen

In einer Handy-Videobotschaft berichtete der Stuttgarter am Samstag (6. April) gegen 10.10 Uhr seinen Verwandten, dass er die Wanderung knapp unterhalb des 2002 Meter hohen Gipfels abbreche und umkehren werde. Nachdem der Wanderer bis zum Abend nicht zurückgekehrt war, alarmierte seine Familie die Polizei.

150 Meter tief abgestürzt

Am Sonntag entdeckte die Besatzung eines Polizeihubschraubers den Vermissten in steilem Gelände unterhalb des Gipfels nahe der Grenze zu Bayern. Dawaer bereits seit Stunden tot. Aufgrund der Spuren geht die Polizei davon aus, dass er auf einem steilen Schneefeld ausgerutscht und über rund 150 Meter abgestürzt war.

Was sind die häufigsten Ursachen für Bergunfälle?

Die Ursachen, am Berg zu Schaden zu kommen und verletzt zu werden, sind zahlreich. Bei tödlichen Bergunfällen gibt es alpinen Experten zufolge drei Ursachen, die besonders häufig auftreten:

  • Herz-Kreislaufversagen
  • Stürze, Stolpern, Ausgleiten
  • Absturz

Wie groß sind die Gefahren am Berg?

Thomas Bucher vom Deutschen Alpenverein weiß nur zu gut um die Gefahren am Berg. Doch gefahrlos, sagt der Sprecher des Deutschen Alpenvereins (DAV), könne man nie in die Alpen gehen. Ein Restrisiko gebe es immer. „Das war vor 100 Jahren so – und das ist heute so. Allerdings ist das Risikomanagement heute besser als früher.“

Welche Risiken bergen Felsveränderungen infolge des Klimawandels?

Jan Beutel, Bergführer und Forscher an Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) erklärt: „Alles, was größer ist als ein halber Apfel, ist potenziell tödlich.“ Felsveränderungen habe es zwar schon immer gegeben. Aber: „Es gibt zunehmend größere Felsstürze“, betont Beutel.

Die ETH-Forscher untersuchen den Einfluss des Klimawandels auf die Stabilität steiler Felswände. Sie haben am Matterhorn auf 3500 Metern Höhe an 29 Stellen Geräte installiert, die rund um die Uhr Fotos machen, Spalten und Schwingungen messen und akustische Signale registrieren. Die Grundlagenforschung soll Muster für Vorhersagen von Felsstürzen liefern.

Müssen Besucher der Alpen umdenken?

Ja. Für Thomas Bucher steht fest, dass sich mit dem Klimawandel und dem Auftauen des Permafrosts die Gefahren am Berg verändern und an manchen Stellen sogar größer werden. „Damit müssen Bergsteiger lernen umzugehen.“

Zwar sei es nicht so, dass Wandern und Klettern in den Alpen unmöglich würden, aber alte Wege seien mitunter gefährlicher geworden. Wanderwege würden im Extremfall unpassierbar. „Meistens werden aber Umwege eingerichtet.“

„Wir begegnen wachsenden Naturgefahren“, ergänzt Rolf Sägesser vom Schweizer Alpenclub. „Gelände, das früher problemlos zu begehen war, ist heute anspruchsvoller.“

Das bestätigt auch Thomas Bucher: Die Touristen müssten um die neuen Gefahren wissen und gewappnet sein. „Offene Augen zu haben, zu wissen, was am Berg los ist, ist die beste Lebensversicherung“ (mit dpa-Agenturmaterial).