Verkostung in Uhlbach: Nächster Termin der Seminarreihe „Welt der Cuvées“ ist am 20. März Foto: factum/Granville

In einem Sensorik-Basisseminar konnten die Teilnehmer im Uhlbacher Weinbaumuseum erfahren, woran sie einen guten Wein erkennen. Eine Erkenntnis: Ein Weinglas hält man entweder am Stiel oder am Fuß.

Stuttgart - „Heute Abend geht es um Genuss”, sagt Dietmar Maisenhölder. Er ist Weinakademiker und erklärt den Teilnehmern des Sensorik-Basisseminars im Uhlbacher Weinbaumuseum, woran sie einen guten Wein erkennen. Dabei helfen vier Sinne: Nacheinander verraten sie etwas über Alter, Rebsorte und Qualität, während man einem immer gleichen Verkostungsschema folgt.

Zunächst kippen die Teilnehmer das leicht gefüllte Glas etwas weg. „Denken Sie daran: Es gibt nur zwei Arten, ein Weinglas zu halten. Am Stiel oder am Fuß. Sonst wärmt meine Hand den Wein zu stark auf“, mahnt Maisenhölder. Nun betrachten alle die Flüssigkeit. Zunächst die Farbe: ein Indiz auf Rebsorte und Ausbau. Doch auch das Alter lässt sich schätzten.

Weißweine legen mit der Zeit an Farbe zu, Rotweine dagegen changieren im Alter eher ins braune. Nun schwenken alle den Wein leicht, am Glasrand entstehen Schlieren. Sind sie breit und rinnen langsam, handelt es sich tendenziell um einen alkoholreichen Wein.

Zeit für die Nase – der wichtigste Sinn beim Verkosten. Ein kurzes Schnüffeln, und in den Köpfen entstehen Bilder. Ein sogenanntes Weinaromarad kann hier gerade am Anfang sehr helfen. Es liefert Beschreibungen für verschiedene Geruchs- und Geschmacksrichtungen. Riecht man Frucht? Vielleicht reife Birne? Ananas? Oder ist das nicht Vanille? Vanille ist ein Indiz, dass der Wein im Holz ausgebaut ist – ein guter Wein lagert dazu im Holzfass. Mineralität gibt einen Hinweis auf die Herkunftsregion und Bodenbeschaffenheit. Anhand der gesamten Mischung kann man außerdem bereits einen Rückschluss auf die Qualität ziehen: Je komplexer der Geruch, desto besser der Wein.

Nun sollen Zunge und Gaumen die Vermutungen der Nase untermauern. Das Glas leicht schwenken, dann ein kleiner Schluck. Aber nicht sofort runterschlucken, sondern den Wein etwas im Mund bewegen. Bestätigt einem der Geschmackssinn, was man zuvor gerochen habe, kann man wieder das Aromarad befragen. Darauf finden sich ebenfalls die Beschreibungen der verschiedenen Rebsorten. Haftet einem der Wein nach dieser Prozedur noch immer am Gaumen, hat er einen langen Abgang: wieder ein Zeichen für sehr hohe Qualität.

Wohl ebenso hoch, wie Carolin und Sebastian Kuhn (32 und 31) den Kurs bewerten. Regelmäßig nehmen sie an Weinproben teil. Ob sie jetzt Weinkenner geworden sind? „Wir haben viel Spannendes erfahren. Aber einen Wein erkennst du wohl nur, wenn du ihn bewusst schon mehrmals getrunken hast.“ Es bedarf eben alles der Übung.