Erst römische Keramik, dann eine Keltensiedlung, dann das: am Römerhügel wurde ein Steinzeitgrab gefunden. Foto: Landesdenkmalamt

Für ein Gewerbegebiet auf dem Frommann-Areal sollen Kleingärtner auf den Römerhügel in Ludwigsburg umziehen. Doch die Stadtplaner werden sich gedulden müssen: Denn Archäologen graben auf dem Hügel immer mehr Funde aus.

Ludwigsburg - Wenn Archäologen Knochen, Steine oder Scherben aus dem Boden graben, dann wird damit Geschichte zu Tage gefördert. Und: es werden meistens gleich viele Geschichten gleichzeitig erzählt. Das gilt auch für die Funde, auf die das Landesdenkmalamt auf dem Römerhügel in Ludwigsburg gestoßen ist. Sowohl Relikte einer spätkeltischen Siedlung (etwa 100 bis 200 vor Christus) als auch antik-römische Überbleibsel wurden dort unlängst entdeckt. Und nicht nur das: jetzt ist zudem noch ein Grab aus der Steinzeit (etwa 4000 vor Christus) aufgetaucht. Es sei ein unerwarteter Fund, sagt Christian Bollacher, der zuständige Gebietsreferent im Landesdenkmalamt.

Vermutlich ein Mann wurde dort in hockender Stellung bestattet, zwei Steinkeile und ein zugespitzter Tierknochen lagen bei ihm. Weil keine Keramik gefunden wurde, sei eine genauere Datierung schwierig, „Aber hier könnten die weiteren Untersuchungen Erkenntnisse bringen“, so Bollacher. Inwieweit der neuerliche Fund auch Auswirkungen auf die Pläne der Stadt auf dem Römerhügel haben wird, ist unklar.

Weitere Grabungen sind Pflicht

Klar ist hingegen schon seit längerem, dass es Verzögerungen gibt. Denn die nüchterne, kommunalpolitische Geschichte klingt so: die Stadtverwaltung will auf dem Frommann-Areal im Westen ein Gewerbegebiet einrichten und dafür die dortigen Kleingärten an den Römerhügel umsiedeln. Doch weil die Gegend unweit von Wasserturm und Berufsschulzentrum bei Fachleuten als Gegend mit archäologischem Potenzial gilt, durfte zuerst das Denkmalamt ran. Die Experten wurden fündig – und werden die Stadt in die Pflicht nehmen. „Falls die Stadt an ihren Plänen festhält, dann werden wir zuerst weitere Grabungen vornehmen“, sagt Bollacher.

Wenn der Gemeinderat die Umsiedlung und das kleine Wohnbauvorhaben auf dem rund sieben Hektar großen Areal erwartungsgemäß durchzieht, muss er mit Verzögerungen rechnen. Wie lange gegraben werde, hänge von vielen Faktoren ab, sagt Bollacher: Wie viele Mitarbeiter können dafür eingesetzt werden? Und vor allem: wie spektakulär sind die Funde dort? Bollacher rechnet mit mehreren Monaten, aber weniger als einem halben Jahr. Eine weitere Geschichte widmet sich dem Namen des Römerhügels. Der Volksmund verpasste der Anhöhe im Ludwigsburger Süden diesen Namen vermutlich, weil dort irgendwelche alten Steine gefunden wurden und die Alten Römer als Synonym hierfür herhalten müssen.

Was haben die Römer dort getrieben?

Dabei sind es eigentlich Funde aus der Keltenzeit, die das Areal besonders machen. Bei der jüngsten Probegrabung aber wurden zunächst tatsächlich Keramikscherben aus der Römerzeit gefunden. War der Römerhügel also tatsächlich ein Römerhügel? Jein! Die Relikte wurden wiederum auf älteren Resten eines keltischen Gehöfts mit Graben und Wällen gefunden. „Vermutlich haben die Römer die Schanzsiedlung genutzt“, sagt Bollacher, „wir wissen allerdings noch nicht genau wie.“