Freut sich auf das Volksfest auf dem Cannstatter Wasen: Der gebürtige Waiblinger Udo Walz. Foto: dpa-Zentralbild

Starfriseur Udo Walz (70) ist im Remstal geboren und aufgewachsen. Im Interview mit dem StN spricht er über seine Erinnerungen und seine Verbindungen ins Land.

Guten Tag Herr Walz, vor Ihrem 70. Geburtstag wurden Sie mit den Worten zitiert „Je älter ich werde, desto lieber fahre ich nach Waiblingen“. Wie kommt’s?
Ich glaube, es gibt viele Menschen, die im Alter über ihr Leben nachdenken und zurück wollen zu ihren Wurzeln. Sie denken an die Orte, an denen sie geboren und aufgewachsen sind. Das geht mir nicht anders. Ich war ein glückliches Kind und hatte eine wunderbare Zeit in Waiblingen.
Gibt es Dinge aus jener Zeit, an die Sie sich besonders gerne zurückerinnern?
Wir haben neben zwei Bauernhöfen gewohnt. Da durfte ich im Sommer oft oben auf dem Heuwagen sitzen und mitfahren. Das war toll. Wenn Erntezeit war, habe ich außerdem Erdbeeren, Himbeeren, Brombeeren und Pflaumen gesammelt. Und natürlich gegessen – manchmal so viele, dass ich abends gar keinen Hunger mehr hatte.
Was ist Ihnen aus Ihrer Ausbildungszeit noch präsent?
Ich musste jeden Tag unheimlich früh aufstehen und mit dem Zug fahren. Ich habe damals ja noch bei meinen Eltern in Waiblingen gewohnt. Bis zu meiner Arbeitsstelle in Cannstatt musste ich nach der Zugfahrt auch noch ein gutes Stück laufen. Und an eines kann ich mich auch noch erinnern.
An was denn?
Ich musste meinem Lehrmeister immer Tartare bringen.
Und was hat Ihnen weniger gut gefallen in Ihrer Kindheit?
Dass man seine Bettwäsche am Morgen nach dem Schlafen aus dem Fenster hängen musste. Das war früher Brauch.
Manche Menschen tun das auch heute noch . . .
Ja? Ist ja schrecklich (schmunzelt).
Haben Sie die Region deswegen nach Ihrer Lehre in Stuttgart so zügig verlassen?
(Lacht) Nein, nein. Ich wollte damals hinaus in die große Welt. Aber jetzt kenne ich beide Seiten. Und ich muss sagen: ich denke oft ans Remstal. Gerade, wenn die Baumblütezeit ist – wie schön die Landschaft dann aussieht.
Kommen Sie denn noch ab und zu nach Stuttgart und ins Remstal?
Na ja, meine Mutter lebt leider nicht mehr. Früher kam ich an Wochenenden häufig zu ihr zum Essen. Da gab es fast immer Spätzle mit Gulasch. Mittlerweile sind es so alle drei, vier Monate, dass ich in der Region bin.
Und was tun Sie hier?
Manchmal sind es Veranstaltungen in Stuttgart, zu denen ich eingeladen werde. Aber vorwiegend besuche ich Freunde oder Verwandte: meine Schwester, mein Cousin und meine Halbbrüder leben noch in der Region. Wir gehen dann meistens essen. Ich liebe die schwäbische Küche, sie ist superlecker.
Was bestellen Sie sich am liebsten?
Mein Lieblingsessen ist Rostbraten mit Spätzle. Dazu einen frischen, hausgemachten Kartoffelsalat.
Sie haben vorhin Freunde angesprochen. Der Kontakt ist über all die Jahre nie abgerissen?
Nein. Allerdings muss ich sagen: Aus meiner Schulzeit habe ich keine Freunde mehr – leider. Wenn es zu einem Klassentreffen kommen würde, könnte ich mich wahrscheinlich an keinen mehr erinnern.
Fühlen Sie sich denn nach all Ihren Jahren in Berlin noch als vollwertiger Schwabe?
Ja, absolut. Wenn ich Schwaben treffe, kann ich auch noch Schwäbisch sprechen. Deshalb freue ich mich auch schon wieder wie ein kleines Kind auf das Volksfest im Herbst auf dem Cannstatter Wasen. Dort unterhalte ich mich dann mit den Leuten und trinke ein schönes Viertele Wein – die Viertele-Gläser haben wir hier in Berlin nämlich nicht.
Den Schwaben wird ja manchmal vorgeworfen, Sie seien zurückhaltend im Umgang mit Menschen. Wie empfangen die Leute Sie?
Durchweg positiv. Das letzte Mal auf dem Wasen haben 3000 Leute meinen Namen gebrüllt. Ich glaube, die Schwaben, die lieben mich. Auch wenn ich durch Stuttgart fahre, hupen die Leute und freuen sich.
Gibt es etwas, das Sie besonders schätzen an den Menschen in Württemberg?
Die Schwaben sind ein sehr aufrichtiges Volk. Sie sagen alles, was sie denken. Und was ich noch schätze, ist auch die Sauberkeit in den Dörfern. Berlin ist dreckiger.
Und worin unterscheiden sich Berliner und Schwaben Ihrer Ansicht nach am meisten?
Die Berliner gehen mit mehr Ellenbogen und schneller durchs Leben. Die Schwaben sind deutlich bedächtiger – was aber nicht negativ sein muss.
Wie haben Sie den sogenannten Schwaben-Hass in Berlin erlebt?
Ach, die ganze Sache ist Quatsch. Das hat nur die Presse hochgespielt. Die Berliner sind offen für die Schwaben.
Würde es Sie reizen, noch mal nach Baden-Württemberg zu ziehen?
Ich würde nicht komplett umziehen wollen, dazu liebe ich Berlin zu sehr. Aber ich könnte mir vorstellen, eine schöne Villa irgendwo auf der Schwäbischen Alb zu haben oder am Bodensee (lacht).